Lübeck: Mit einem Schnelltest für jedermann ins Konzert, Kino oder Theater?

Schnelltests sind eine Hoffnung für viele Bereiche. Kitas, Schulen, Pflegeheime – wer negativ getestet ist, darf hinein. Und je einfacher, billiger und zuverlässiger die Tests sind, desto besser. Erste Zulassungen Anfang März: In Deutschland rechnet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) damit, Anfang März erste Sonderzulassungen für Corona-Schnelltests für den Hausgebrauch erteilen zu können. Bei ihnen lägen Anträge für etwa 30 verschiedene Produkte vor, sagte BfArM-Sprecher Maik Pommer. Neben dem Okay des Bonner Instituts muss dennoch die Zertifizierung einer „benannten Stelle“ beantragt werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat laut dem „Handelsblatt“ mit einer Verordnung bereits den Weg für den Vertrieb solcher Laientests geebnet. „Das wäre die Rettung“: Hoffnung also auch für die schwer gebeutelte Kulturbranche? Ein Gurgel- oder Spucktest, fünfzehn Minuten warten und dann hinein in den Konzert- oder Theatersaal? „Das wäre die Rettung“, sagt Nicola Reinitzer vom Lübecker Fund:us-Theater. „Das wäre die Erleichterung vor dem Herrn.“ Ende Oktober hatten sie die letzte Vorstellung, „dann war Feierabend“. Inzwischen rätselten sie gar nicht mehr so sehr, wann sie wieder öffnen dürften, sondern versuchten sich unabhängig vom Lockdown zu machen. Zum Beispiel mit dem „Kulturfunke“-Projekt „Alte Meister, neue Kunst“, das draußen unter freiem Himmel stattfinden kann. In Österreich werden Selbsttests bereits in Schulen eingesetzt. Sie sind, wie auch die anderen Schnelltests, vor allem geeignet, eine hohe Virenlast nachzuweisen. Stark ansteckende Personen sind so rasch herauszufinden, Infizierte mit geringer Virenlast bleiben aber möglicherweise unentdeckt. Außerdem sind die Tests immer nur eine Momentaufnahme. Am nächsten Tag kann die Viruslast bereits gestiegen und nachweisbar sein. Wolfgang Gottschlich vom Theater am Tremser Teich ist zurückhaltender. Er sei „vorsichtig optimistisch“, was die Laientests anbelangt, sagte er. Würde man sie vor Ort beim Theater machen, eventuell unterstützt von fachlicher Hilfe aus dem Gesundheitsbereich, wäre das aber ein Schritt in die richtige Richtung. Auch bei den Lübecker Museen ist man vorsichtig. Solche schnellen Tests für jedermann hätten „verlockende Aspekte“, sie seien derzeit bei ihnen aber keine Überlegung, sagte die Sprecherin Diana Wenninger. Die Häuser gingen derzeit davon aus, Ende März wieder öffnen zu können. Müssen die Kinos Schnelltests anbieten? Martin Turowski, Geschäftsführer des Burgtheaters in Ratzeburg, ist ebenfalls vorsichtig. Es sei sehr die Frage, ob es zu den Aufgaben von Kinos gehöre, Coronatests anzubieten. Bei einem Spucktest, den Besucher zu Hause machen könnten, lägen die Dinge schon anders. Aber sie hätten sich nicht an der Debatte um einen Einlass nur für Geimpfte beteiligt und sähen auch bei den Schnelltests offene Fragen. Außerdem seien Kinos ohnehin sichere Orte, das habe jetzt erneut eine Studie des Hermann-Rietschel-Instituts an der TU Berlin bestätigt. Dort ohne Maske zu sitzen sei genauso sicher wie ein Einkauf im Supermarkt mit Maske. Das hat der Kinoverbund Schleswig-Holstein auch Ministerpräsident Daniel Günther in einem Brief mitgeteilt und ihn gebeten, sich für eine bundesweit einheitliche Öffnungsstrategie für die Lichtspielhäuser einzusetzen. Und zwar ohne Maske am Platz, sonst „wäre eine Öffnung unwirtschaftlicher als die weitere Schließung“. MuK: Langsame und vorsichtige Öffnung: Im Kulturbereich werde es eine ganz vorsichtige und langsame Öffnung geben, sagte Gesa Lüdeke, Sprecherin der Lübecker Musik- und Kongresshalle. Schnelltests seien dabei ein Baustein neben anderen und wohl eher für große Festivals relevant. Auch sieht sie bei den Test noch viele ungeklärte Fragen. Lesen Sie auch „Absolute Katastrophe“: Besucherzahlen in Kinos wegen Corona eingebrochen Kultur in Lübeck und Schleswig-Holstein: Das geht im Corona-Jahr 2021 Theater, Kinos, Museen: Bundesländer legen Stufenplan für die Öffnung von Kultureinrichtungen vor Man werde das Virus nicht kurzfristig loswerden und vorerst damit leben müssen, sagte Caspar Sawade, Direktor des Theaters Lübeck. Schnelltests aber seien eine gute Möglichkeit für die Gesellschaft, zu einem halbwegs normalen Leben zurückzukehren. Sie signalisierten eine gewisse Sicherheit für die nächsten Stunden und wären damit ideal für einen Besuch im Theater oder im Restaurant. Im Theater Lübeck werde die Belegschaft bereits getestet. Man stecke sich selbst ein Stäbchen in die Nase, jemand aus dem Kreis von Kollegen, die in der Test-Handhabung unterrichtet worden seien, helfe dabei und bei der Auswertung. Das sei alles „kein Hexenwerk“. Demnächst solle – mit Tests – auch der Probenbetrieb wieder anlaufen. Er hoffe, in der Woche nach Ostern die Türen wieder öffnen und Vorstellungen geben zu können, sagte der Theaterleiter. Ohnehin zählten Theater zu den sicheren Orten. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hatte am Wochenende unter anderem den Wissenschaftler Kai Nagel von der TU Berlin zitiert, der auch Modellrechnungen für die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten erstellt. Er halte ein solches Szenario mit dem Einsatz von Schnelltests für „durchaus plausibel“, sagte er. Ähnlich sah es Florian Klein, Chefvirologe der Universität Köln. Geeignet seien Orte, an denen man sich nur wenige Stunden aufhalte, etwa ein „Lokal mit gutem Hygienekonzept“. Von Peter Intelmann