Martin Grubinger ordnet sich den Frauen unter

Schon wieder Martin Grubinger. Der Schlagzeuger, der das Musikfestival in diesem Jahr mitbestimmt, zog so viel Publikum in den Kuhstall von Pronstorf, dass zwei Konzerte nötig gewesen wären, um die Lust an der Kunst des Österreichers zu befriedigen. Diesmal trat Grubinger nicht als Hauptdarsteller auf. Bei Béla Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug blieb er mit seinem Kollegen Leonhard Schmidinger eher im Hintergrund als Akzentverstärker. Die aus der Türkei stammenden Zwillinge Ferhan und Ferzan Önder (*1965) trumpften mit perkussivem Spiel, vertrackten Taktwechseln und harmonischen Kapriolen auf. „Latin Feeling“ hatte Grubinger versprochen. Dass der Ungar Bartók 1937 solch eine vorwärtstreibende Musik schrieb, die Bluesharmonien, Ragtime-Synkopen und auch ein B-A-C-H-Thema enthält, ist dann doch eine Überraschung, von den Önder-Schwestern mit Lässigkeit serviert. Ferzan, Ehefrau von Grubinger (32), und Ferhan Önder (mit dem Pianisten Rico Gulda liiert, Sohn von Friedrich Gulda) sind die Attraktionen des Abends. Wenn sich bei Steve Reichs Quartett für zwei Klaviere und zwei Vibraphone die Herren in den akustischen Vordergrund drängen, dann sind es die Önders, die das Geschehen — mal mit wohligem Ostinato- Groove, mal mit flirrendem Schwebesound — unter Kontrolle halten. Im zweiten Teil geben die Musiker dem Publikum Zucker: Martin Grubinger senior hat Tschaikowskys Nussknacker-Suite arrangiert. Da dominieren dann doch die Schlagwerker. Um die Suite zumindest teilweise nach heute zu transferieren, hat Vater Grubinger dem zum Quintett erweiterten Ensemble das verordnet, was früher „verjazzen“ hieß: Ein swingendes Schlagzeug gibt den Rhythmus vor, dazu kommen ein Walking-Bass und Blockakkorde samt Blue-Notes. Doch irgendwie klingt das nach gestern. Der Bartók zu Beginn hörte sich aktueller an. mib

Pronstorf - Martin Grubinger ordnet sich den Frauen unter