Neu in Lübeck: Caro Windt eröffnet ihr Atelier in der Essigfabrik

„Love more“ steht mit weißer Schrift x-mal auf dem Fenster an der Kanalstraße 26, hinter dem sich das Atelier von Caro Windt befindet. „Love more“ steht auch auf ihren Visitenkarten und in ihrer Email-Adresse. Nach einem Gespräch mit der jungen Frau versteht man, wie sie dieses Motto meint: das Leben lieben, sich selbst lieben. Jetzt, mit 32 Jahren, sei sie auf einem sehr guten Weg dahin. Meeres-Motive in der „kleinen Quarantänebox“: Über der Tür zu ihrem Atelier im Kulturzentrum Essigfabrik wachsen Kiwis, dann taucht man ein in eine knallbunte Welt. „Eigentlich sollte die Eröffnung schon im März sein, dann kam Corona“, erzählt Caro Windt. So verbrachte sie die Monate kreativ in ihrer „kleinen Quarantänebox“. Um die 17 Quadratmeter optisch zu vergrößern, hat sie ein Fenster an die Stirnseite gemalt, durch das man in eine fantastische Unterwasserwelt blickt. Ein Oktopus streckt seine Tentakeln aus, ein Goldfisch schwimmt aus dem Bild, Seerosen und allerlei Tropengrün bilden den Rahmen. „Ich habe hier einen Raum geschaffen, der so nicht sein kann. Also eine Unwirklichkeit mit dem Wunsch zur Realität“, sagt Caro Windt. Die Meeres-Motive wiederholen sich in unterschiedlichen Variationen auf den anderen Bildern im Raum, so kann man eintauchen in eine naiv-bizarre Themenwelt. „Ich nenne es eine Kollektion“, sagt Caro Windt, und das verwundert nicht, denn sie kommt aus der Modebranche. Keine Ermutigung von der Umwelt fürs Kunststudium: Also von vorn. Die gebürtige Hamburgerin ist in Bad Schwartau aufgewachsen, sie hat schon als Kind gemalt, als Teenie bekam sie privaten Unterricht in der Kunstwerkstatt Ostholstein und hat dort während des Abis schon als Vertretung unterrichtet. In einem Auslandsjahr in den USA wurde sie Mitglied der National Art Honor Society und hatte erste Ausstellungen. Da hätte anschließend ein Kunststudium nahegelegen. „Alle Stimmen von außen haben mich leider entmutigt, freie Kunst zu studieren, so dass ich mich der Vernunft halber für Mode-und Textilmanagement in Hamburg entschieden habe. Ich hatte die Hoffnung, dadurch kreativ tätig zu sein und gleichzeitig auch Geld zu verdienen.“ Vom Taxi überfahren: Gut bezahlte Jobs hatte sie anschließend bei großen Firmen und zuletzt in einem Berliner Start Up, „aber die Arbeit wurde immer analytischer und ich immer unglücklicher. Zuletzt war ich Disponentin und strategische Einkäuferin.“ Ein schwerer Unfall legte sie 2018 für viele Monate lahm. „Ich war mit dem Fahrrad auf dem Weg von der Arbeit nach Hause und wurde von einem Taxi überfahren, das mir die Vorfahrt nahm. Ich flog über die Motorhaube und landete kurze Zeit später wieder auf der Straße.“ In der Zeit der Ruhe, der vielen Behandlungen und Therapien stellte sie sich die Frage: Will ich weitermachen wie vorher? Ist es das, was ich wirklich machen möchte? Auszeit in Indien: Die Entscheidung wurde Caro Windt abgenommen. Zwei Wochen nach ihrer Rückkehr in die Firma erhielt sie die Kündigung. Sie hatte genügend Geld gespart für eine Auszeit, reiste nach Indien, absolvierte Ausbildungen zur Yogalehrerin und Massagetherapeutin und sammelte praktische Erfahrungen. Sie hat auch täglich gezeichnet, so sind neun Zeichenbücher mit mehr als 200 Zeichnungen und Skizzen entstanden. Am Sonnabend, 15. August,lädt Carolin Windt von 15 bis 22 Uhr zur Eröffnung ihres Ateliers ein. Der Platz ist begrenzt, das Atelier kann nur in Minigruppen begangen werden. Im Hinterhof der Essigfabrik aber ist genügend Platz. Musikalische Unterstützung kommt von Mr.Hamstarr, es wird funky. Ein weiterer DJ hat sich kurzfristig angesagt. Auch für Getränke ist gesorgt. Das Atelierhat keine festen Öffnungszeiten. An vielen Tagen der Wochen ist Carolin Windt dort anzutreffen sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0176 6139 0689 oder contact@love-more-caro.de Erste Soloausstellung im Februar: Seit September 2019 ist Caro Windt zurück und dabei, ihren Traum zu verwirklichen. Sie gibt Yogastunden, im Februar hatte sie im Bistro in der Essigfabrik ihre erste Soloausstellung. Der Laden ist derzeit geschlossen und wird nur vermietet, die Bilder aber hängen dort noch und sind ein illustrierter Lebenslauf: von den ersten Kinderzeichnungen (Strand und schon Yoga-Motive) bis zu expressiven Bildern vom Großstadt-Nachtleben. An ihrer nächsten Kollektion arbeitet Caro Windt schon, dabei ist sie in ihrem gestreiften Malerhemd an der Staffelei auch draußen in Lübeck zu sehen. „Ich kann mir gerade nichts anderes vorstellen, ich war noch nie glücklicher als jetzt.“ More love. Es lohnt sich, einfach mal hinter dieses Fenster an der Kanalstraße zu schauen. Von Petra Haase