Nordische Filmtage Lübeck 2020: Das Programm im Corona-Jahr 2020

Es bleibt dabei: Auch bei steigenden Covid19-Infektionszahlen im Land sollen Filme der 62. Nordischen Filmtage live und in Farbe in zehn Lübecker Spielstätten zu sehen sein. „Film und Kino leben vom gemeinsamen Erleben“, sagte Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau bei der Vorstellung des Festivalprogramms. „Es ist ein wichtiges Signal an die Branche, dass Filme ein wesentlicher Teil des Kulturlebens sind.“ Lübeck soll auch in Zeiten von Corona die Festivalstadt des nordischen und baltischen Films im Norden bleiben. 135 von 160 Filmen kann man online sehen: Erstmals findet das Festival hybrid statt: 135 von den 160 Filmen kann man online bestellen und zuhause sehen. Es sei ja nicht überraschend, dass die Infektionszahlen im Herbst wieder steigen würden, betonte Geschäftsführerin Susanne Kasimir. Deshalb sei das Hygienekonzept mit dem Gesundheitsamt auf diese Situation zugeschnitten worden (siehe unten). 45 Prozent der Filme kommen von Frauen: Festivalleiterin Linde Fröhlich stellte ein starkes, spannendes Programm vor: Von den 16 Spielfilmen des Festivalprogramms sind zehn deutsche Premieren, zwei internationale Premieren, und eine Europremiere ist dabei. Ungewöhnlich für ein Festival: 45 Prozent aller Beiträge kommen von Frauen. Jung präsentiert sich das Filmforum, in dem Filme aus Norddeutschland vorgestellt werden: viele darunter sind Debüts. Familien im Spielfilmprogramm: „Vorsicht, Kinder“ heißt ein norwegischer Film, der den Tod eines Schülers und die Schuld daran thematisiert. Es ist gleichzeitig das Motto des Spielfilmprogramms, in dem die Filme um den NDR-Filmpreis wetteifern. Der Fokus liege auf Familien, Kinder und Eltern, Beziehungen und Freundschaften, sagte Linde Fröhlich. In der dänischen Tragikomödie „Eine total normale Familie“ geht es um einen Familienvater, der sich als transsexuell outet. Im finnischen Spielfilmdebüt „Gesellschaftsspiele“ treffen sich hippe Mittdreißiger, um Liebesdinge und Karrierepläne zu teilen, und die Alltagschronik „Dianas Hochzeit“ erzählt humorvoll vom Ehe- und Familienleben in einer norwegischen Reihenhaussiedlung der 1980er und 90er Jahre. Dokus über das Glück: Was ist Glück? Überraschende Antworten darauf entdeckt man im Dokumentarfilmprogramm. Glück kann der Besuch einer Hausfrauenschule in Reykjavik sein, der Besuch von 224 Theateraufführungen in Estland in einem Jahr oder der Einsatz für ein besseres Klima. Andere Dokus thematisieren Körperglück bei XXL-Maßen und das Glück der Liebe im Alter. Und der norwegische Film „Gunda“ plädiert für das Lebensglück der Sau Gunda, zweier Kühe und eines einbeinigen Huhns – ein Film, der schon bei der Berlinale die Zuschauer berührt hat, sagt Linde Fröhlich. Lesen Sie auch Lübecker Kinos kämpfen sich durch die Krise Nordische Filmtage trotz Corona: So soll das Streaming funktionieren Thomas Hailer wird neuer Künstlerischer Leiter der Nordischen Filmtage Lübeck Toxische Männer im Kurzfilm: Männer scheinen in diesem Festival nicht so gut wegzukommen – vor allem in den Kurzfilmen. „Männliches Verhalten kommt an seine Grenzen“, stellt Kurator Sebastian Apel fest. In „The Manila Lover“ erhält ein norwegischer Sextourist von einer Filipina unerwartete Hilfe, in „Krokodilstränen“ geht es um die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Sohn, und in „Männerabend“ sind Szenen toxischer Männlichkeit zu sehen. Starke Kinder: Zuversicht und Freude machen die Kinder- und Jugendfilme. „Sie zeigen, was man mit Freundschaft und Teamgeist erreichen kann“, sagt Kuratorin Franziska Kremser-Klinkertz. Etwa im norwegischen Familienfilm „Flucht über die Grenze“, in dem Kinder im Zweiten Weltkrieg jüdische Geschwister nach Schweden bringen. Auch in diesem Jahr werden wieder Serien vorgestellt – insgesamt sechs, allesamt deutsche Premieren. In der Retrospektive geht es um Fischfang und Fischverarbeitung im Norden von 1912 bis in die Gegenwart. Zehn Preise zu gewinnen: Die Filme werden in zehn Festivalkinos und Sonderspielstätten präsentiert, wie im Schuppen 6, wo Stummfilmkonzerte mit Live-Musik veranstaltet werden, oder im Kolosseum. Das 360-Grad-Kino auf dem Klingenberg wird es in diesem Jahr nicht geben. LN-Publikumspreis zum 42. Mal vergeben: Seit diesem Jahr werden zehn Preise im Gesamtwert von 57 500 Euro bei der Preisverleihung am Sonnabend, 7. November, vergeben. Erstmals ausgelobt wird der Preis der Jugendjury. Zum 42. Mal wird in diesem Jahr der Publikumspreis der Lübecker Nachrichten verliehen, für den Zuschauer online abstimmen können. Das sind die Corona-Maßnahmen: Hinsichtlich der Covid-19 Hygiene- und Schutzmaßnahmen gilt für alle Gäste (ab 6 Jahren) beim Besuch von Kinovorführungen und Veranstaltungen der 62. Nordischen Filmtage Lübeck grundsätzlich Maskenpflicht. Dies gilt für alle Kino- und Veranstaltungsgebäude, inklusive Foyer und in den Toilettenbereichen – auch auf dem Sitzplatz im Kino- bzw. Veranstaltungssaal während der Vorstellung. Ein Mund-Nasen-Schutz ist des weiteren beim Vorverkaufsstart am 1. November um 13 Uhr im CineStar Filmpalast Stadthalle Lübeck wie auch in einer möglichen Warteschlange vor dem Kino angezeigt. Das Festival bittet alle Filmtage Fans und Besucher:innen um besondere Rücksichtnahme und Eigenverantwortung. Von Petra Haase