Eigentlich ist Katia Labèque eine klassische Pianistin und häufig im Duo mit ihrer Schwester Marielle zu sehen. Aber sie unternimmt immer wieder Ausflüge in andere Bereiche. So wie am Sonnabend, als sie mit der Band Triple Sun und dem Tänzer Yaman Okur auf der Bühne des Hamburger Thalia Theaters stand. „Floating“ hieß das Programm, und das war ziemlich gut gewählt.
Die Band und die Pianistin aus dem Baskenland spielten Bearbeitungen von Moondog und Philip Glass. Vor drei Jahren schon hat man sie damit sehen können. Jetzt waren sie Gast der fünfteiligen Moondog-Reihe, mit der das Festival an den vor zwanzig Jahren gestorbenen Komponisten erinnert.
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Die Musik? Fließende Übergänge. Mal schimmerte Weltmusik durch, mal Barock, mal hämmerte Techno. Dann wieder fühlte man sich an Krautrock erinnert. An Neu! etwa, die in den Siebzigern wie Philip Glass einige Jahre zuvor angetreten waren, den Zeitgeist zu ignorieren und alles anders zu machen. Ihre wiederkehrenden Muster, die hypnotischen Tonreihen findet man ebenso bei Glass wie bei Moondog, auch wenn der darauf bestand, mit der Minimal Music nichts zu tun zu haben.
Mit pochendem Herz
Es gab zarte Momente, etwa als die Bühne nur Katia Labèque und dem Flügel gehörte. Oder beim Duett mit dem Gitarristen David Chalmin, dem Lebensgefährten der Pianistin, der die Labèque-Schwestern schon im April in der Elbphilharmonie begleitet hat, wo sich auch Thom Yorke von Radiohead dazugesellte. Ätherisch ging es durch einen Gespensterwald im blauen Licht, „Bird’s Lament“ wurde mit einem pochenden Herzschlag hinterlegt.
Moonwalk oder Moondogwalk?
Bei anderen Stücken geriet der Abend zum Rockkonzert. Dann gewann ein kraftvoller Sound an Statur, legte sich Schicht auf Schicht, verebbte etwas, nur um umso mächtiger wiederzukommen. Und der Tänzer und Choreograph Yaman Okur, der schon mit Madonna auf Welttournee war, glitt dazu wie über Eis. Eine Art Moondogwalk, laut- und schwerelos. Und man fragte sich, wie er das wohl macht.
Info: Die letzten Hamburger Moondog-Termine: Wooden Elephant am 16. August, Halle 424; Stefan Lakatos, ClariNoir, Omer Idan und Alexander Rauch am 30. August im Kunstverein Harburger Bahnhof (es gibt allenfalls noch Restkarten).
Von Peter Intelmann