SHMF in Lübeck: Ulrich Tukur begeisterte in der Gollan-Werft

Swing, Jazz und Schlager aus längst vergessenen Zeiten. Mit dieser nicht gerade klassischen Musik geht die wohl ungewöhnlichste SHMF-Saison zu Ende. Statt wie sonst Konzerte oder Feste zu veranstalten, stampften die Organisatoren innerhalb von zwei Monaten 74 coronagerechte Live-Veranstaltungen aus dem Boden. Am Sonntag endet der „Sommer der Möglichkeiten“ mit einem Sinfoniekonzert in Neumünster. Am Freitag und Sonnabend sind aber noch Ulrich Tukur & Die Rhythmusboys in der Kulturwerft Gollan zu sehen. Humor und Charme der Zwanzigerjahre: und Musik aSeit 1995 touren Schauspieler Ulrich Tukur und seine Rhythmusboys schon durch die Republik. Immer schick gekleidet – diesmal in braunen Blazern und khakifarbenen weiten Hosen – und einem lustigen Spruch auf den Lippen, stehen neben Pianist Tukur auch Gitarrist Ulrich Mayer sowie Kontrabassist Günter Märtens und Schlagzeuger Kalle Mews auf der Bühne der „Golan Höhlen“, wie Tukur den Veranstaltungsort scherzhaft nannte. Sie unterhielten ihr Publikum mit Unterhaltungsmusik aus den goldenen Zwanzigerjahren und der Vorkriegszeit. Und das machten sie mit jeder Menge Charme, dem sich die 500 paarweise auf Abstand gesetzten Zuschauer am Freitagabend nicht entziehen konnten. Sie genossen einen besonderen Ausflug in eine andere Zeit. Ulrich Tukurs Motto: Hauptsache gute Laune: Acht Monate hätten er und seine Kollegen tiefgefroren gemeinsam im Gefrierschrank gelegen, nun können sie endlich wieder spielen, freute sich Ulrich Tukur. Seine launigen Ansagen waren fast das I-Tüpfelchen des Abends. Dabei haben sie eigentlich nur eine Mission: „Depression hin oder her, Hauptsache gute Laune.“ Und die stellte sich dann auch sehr schnell ein. Egal ob bei Songs wie „Anything goes“ von Cole Porter, „Puttin’ on the Ritz“ von Irving Berlin, „In the Mood“ von Glenn Miller oder derEigenkomposition „Am Steinhuder Meer“ – das Publikum wippte begeistert mit und amüsierte sich über die Mätzchen, die die vier Musiker boten. SHMF-Intendant Kuhnt: „Sommer der Möglichkeiten“ war ein Erfolg Festivalabschluss mit Beethovens „Fünfter“ und Konzerte mit Janine Jansen SHMF im Corona-Jahr: 100 Aktionen beim „Sommer der Möglichkeiten“ in Schleswig-Holstein Tanzmusik statt Streichorchester: Dass dabei so mancher Liedanfang nicht immer ganz glattging, gehörte zum Charme dazu. Sie seien eben eine Tanzkapelle und kein klassisches Streichorchester, meint Tukur. So ließ er sich den Anfang von „Tuxedo Junction“ lieber erst mal von seinen Kollegen vorsummen. Die unterstützten ihn übrigens nicht nur musikalisch hervorragend, sondern ersetzten auch die nicht vorhandenen Bläser oder Streicher einfach mit „Bu-Ba-Bu-Ba“-Gesang. Nach 60 Minuten und drei Zugaben war dann leider schon wieder Schluss. Von Majka Gerke