Ulli Heil: Mit Stickbildern zum ersten Preis der Lübecker Künstler

Mit einer Aktion hat Ulli Heil vor knapp drei Jahren für Schlagzeilen über Lübeck hinaus gesorgt. Zusammen mit Ingeborg Pieper hatte sie in der Altstadt acht riesige Papier-Graffiti mit Ausschnitten aus Gemälden, die im Behnhaus hängen, an Fassaden geklebt. Lange wurde gerätselt, wer hinter dieser Aktion steckt, bis die beiden sich outeten. Und jetzt gibt es erneut Anlass, über Ulli Heil zu berichten: Sie wurde von einer Jury zur Preisträgerin der Landesschau Lübecker Künstler gekürt. Lesen Sie auch Ist das Kunst oder kann das weg? Vielschichtige Schau Lübecker Künstler in St. Annen – leider nur digital Kunst trotz Corona: Hier können Sie in Lübeck Bilder und Plastiken kaufen Völlig überrascht von der Auszeichnung: „Ich war überhaupt schon froh, dass man meine Arbeiten ausstellt. Aber dass ich den Preis erhalte, hätte ich nie zu träumen gewagt“, sagt die 1961 in Wiesbaden geborene Künstlerin und Kunsttherapeutin, die lange in Lübeck gewohnt hat und vor zwei Jahren nach Klingberg gezogen ist. „Eine Überraschung“ war Ulli Heil auch für die Jurorin Antje-Britt Mählmann, überraschend sind die kleinformatigen „okkupierten Bilder auf Leinwand, verstickt“, wie Heil sie nennt, auch für den Betrachter. Es sind merkwürdige Szenen wie tanzende Paare in einer Tankstelle oder vertraute Motive wie eine Familie am Kaffeetisch im Garten. Einzelne Flächen sind mit Kreuzstichen in passenden Farben überlagert. „Grundlage ist für mich die Fotografie. Mich interessieren ihre Transformationsmöglichkeiten“, sagt Ulli Heil. Ihr Motiv ist die Fortführung des Fotografischen mit anderen Mitteln: besonderer Drucktechnik, Übermalung, Stickerei. „Grundlage für die Bilder in der Ausstellung waren Bilder aus Illustrierten. In einer speziellen Technik habe ich sie auf Leinwand gedruckt und damit bereits verfremdet. Die Stickerei gibt den Bildern eine weitere Dimension.“ Zurück zu den Wurzeln: Mit Fotografie hat sich Ulli Heil schon seit Jugendtagen beschäftigt, später wandte sie sich der Holzbildhauerei und Steinbildhauerei sowie der Objektgestaltung zu und kehrt nun, mit neuem Anspruch, zu den Ursprüngen zurück – zur Fotografie und Druckkunst. Nun erstmals mit öffentlicher Würdigung. Der Lohn für den Preis: Ein Querschnitt ihrer Arbeiten ist – wenn es denn wieder möglich ist – in einer Einzelausstellung in der Lübecker Galerie Artler zu sehen. Von Petra Haase