Wohl kaum etwas ist so persönlich wie die eigene Walderfahrung. Das zeigt auch die Gedok-Ausstellung „Mythos Wald“. Fünf Künstlerinnen aus der Region, Anna Brügmann, Hildegard Grenzemann-Spiller, Bruni Jürss, Claudia Wilm und Katrin Zimmer, geben Einblick in ihre Interpretationen zu dem Thema.
Der Wald als Widerhall von Erinnerungen, aber auch als etwas Lebendiges mit einem teils magischen Eigenleben: Bruni Jürss lässt Assoziationen mit Sternentaler aufkommen mit ihren Mädchen im Wald, die so gar nicht verloren wirken – wie ihr Rotkäppchen neben einem beschützenden Wolf. Auch Baumgesichter und feenartige Wesen machen sich bemerkbar. „Wenn man sich allein in den Wald begibt, fängt es überall an zu wispern und zu knistern. Man hat dann gar nicht mehr das Gefühl, allein zu sein“, sagt die Künstlerin.
Anna Brügmann wendet sich sonst eher figürlichen und erotischen Motiven zu, ließ sich aber für dieses Projekt auf das Sujet Wald ein. Sie arbeitete in ihre Bilder Gedankenfetzen ein, wie sie entstehen, wenn man sich an ein halb vergessenes Gedicht erinnert – so hat sie die englische Übersetzung eines japanischen Herbstgedichtes eingefügt – oder auch an einen Liebesbrief: „Der Wald lockt an. Ich gehe hinein, wenn ich den Kopf voll habe und dann lasse ich etwas zurück.“
Katrin Zimmer hat von Wanderungen unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern Skizzen mitgebracht und diese zu stimmungsvollen und sphärischen Bildern verarbeitet. Wie ihre eindrucksvolle Gegenüberstellung von Nadel- und Laubwald mit den unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Claudia Wilm lässt die Tiere des Waldes aus dem Grün hervorblitzen, mit dem „Wald als Bühnenbild“. Einen distanzierten Blick auf die Jagd mit einem Augenzwinkern bietet eine Installation mit drei Rehen, die in Richtung Hochsitz frech die Zungen herausstrecken. Sprichwörtlich im Zentrum steht die Installation von Hildegard Grenzemann-Spiller. Sie lebt am Wald und hat den Blick dort bewusst auf den Boden gerichtet, wo Früchte, Blätter und Nadeln von der diesjährigen Trockenheit zeugen und vom Werden und Sterben der Bäume erzählen. Fundstücke aus dem Wald hat sie in Fotogrammen zu Kompositionen arrangiert.
Kaum eine Zeit ist so von Wald und Tannenduft geprägt wie der Advent, wenn sogar ein Baum in die Wohnung geholt wird als Symbol für das Leben. Die Ausstellung ist daher gerade jetzt eine passende Einladung, sich auf die eigene Beziehung zum Mythos Wald zu besinnen und einen Abstecher auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt in die Räume der Gedok SH, Fleischhauerstraße 33, einzuplanen.
Geöffnet ist sie donnerstags und freitags jeweils von 16 bis 18 Uhr sowie sonnabends von 12 bis 14 Uhr. Zum Einlass klingeln. Zur Vernissage am Donnerstag um 19 Uhr begrüßt die Vorsitzende der Gedok SH, Annette von Gerlach-Zapf und die Autorin Regine Mönkemeier liest aus „Bäume schauen dich an“.
Margitta True