Musiker aus Europa grüßen Mölln und spielen beim digitalen „Folksfest“

Es war ein Fest, als im Mai 2020 doch noch Livemusik mit Publikum im Möllner Stadthauptmannshof erklang. 100 Leute erlebten an zwei Tagen vier Bands, während andere Städte im Land wegen des Corona-Lockdowns im April nicht daran dachten. Möglich machte das ein ausgefeiltes und mutiges Hygienekonzept. Dann kam im August der Künstler „Stoppok“ und präsentierte Blues vor 170 Gästen auf der Frischluft-Kulturbühne im Stadthauptmannshof. Ansonsten erging es den Organisatoren des „Folksfestes“ vom Verein „Miteinander leben“ wie allen anderen Kulturschaffenden im Corona-Jahr. Die meisten Konzerte mussten abgesagt werden oder wurden digital angeboten. Europa im Zeichen einer gemeinsamen kulturellen Basis: Da wir mitten im harten Lockdown stecken, ist Letzteres noch immer die einzige Möglichkeit, um handgemachte Musik, die im Moment entsteht, zu erleben. Und so kommen auch die Fans des stets handverlesenen und immer ein bisschen ungewöhnlichen Programms der jährlichen „Folksfest“-Reihe aktuell auf der Homepage des Vereins auf ihre Kosten. Denn unter dem Motto „WeltKlangEuropa“ senden Bands und Solokünstler aus ganz Europa derzeit Videogrüße nach Mölln und spielen digitale Konzerte. „Es tut gerade in diesen Zeiten gut, zu wissen, wir nah wir uns in Europa im Zeichen einer gemeinsamen kulturellen Basis sind. Und gleichzeitig ist es so ungemein spannend, die Verschiedenartigkeit und regionale Unterschiedlichkeit zu erleben“, sagt Organisator Jörg-Rüdiger Geschke. Der Gitarrist freut sich über die große Resonanz und hat beinahe nebenbei ein ganz neues Folksfest-Format entwickelt. Das Konzept des Folksfestes gehe auch online mit ein paar wenigen Mausklicks auf. Quarantänebestimmungen verhinderten Anreise der Musiker: Mit dabei sind unter anderem Ola Stinnerbom aus Schweden, Steward Hardy und Frank McLaughlin aus Schottland, die Gruppe „War-Sav“ aus der Bretagne und der Pays de la Loire oder das „Steirische Volksliedwerk“. Durch Quarantänebestimmungen mussten die Auftritte auf der großen Folksfestbühne in Mölln sowie bei der geplanten Dorf-Kultur-Tour und in den Schulkonzerten „Share my Music“ ausfallen. Die Musiker durften gar nicht erst anreisen oder mussten befürchten, nach dem Aufenthalt in Deutschland in Quarantäne zu müssen, was zu Konsequenzen im Alttag der Heimatländer hätte führen können. Lesen Sie auch Tiertafel Herzogtum Lauenburg auf Tour Gunther Tiersch: Ratzeburger ZDF-Meteorologe im Ruhestand Geesthacht stellt sich bei Kultur breiter auf Das Bildungsministerium förderte: Ermöglicht wurde diese Online-Version des Möllner Folksfestes durch eine Förderung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, das die Europabotschaft des Festivals seit vielen Jahren unterstützt. Alle Beiträge sind ab sofort auf der Webseite des Möllner Folksfestes unter www.folksfest-moelln.de zu sehen. „Übrigens stehen einige Videos noch aus und werden in den nächsten Tagen erscheinen“, verrät Geschke. Grüße und Musik aus Italien, Schottland, Dänemark, Deutschland und noch mehr Musik aus Österreich stünden an. Terje Isungset spielt Techno auf der Maultrommel: Und es wird wie immer ausgefallen. Terje Isungset aus Norwegen etwa grüßt die Möllner aus seinem Haus in Bergen mit einem Video, in dem sein Studiofenster den Blick auf grüne Hügel zeigt. Auf der Folksfest-Homepage gibt der für seine Musik auf Instrumenten aus Eis bekannte Musiker, der schon bei der Nobelpreis-Gala auftrat, eine Art Techno-Song auf der Maultrommel wieder. Musikalische Grüße aus dem Corona-Lockdown in Italien: Giulio Venier war im Jahr 2016 in Mölln zusammen mit dem italienischen Trio Altrioh und leitete den italienischen Part des Geigenworkshops „Europas Himmel hängt voller Geigen“. Im Video zeigt er nicht nur seinen Heimatort San Daniele nahe Udine im Osten Italiens nahe der Grenze zu Slowenien. Er musiziert auch auf der Flöte, der Geige und anderen Instrumenten. Einige der Künstler sind Multi-Instrumentalisten und haben nacheinander eine ganze Band eingespielt und das in Ton und Video festgehalten. Kinderstimmen und Beethoven-Workshop aus Finnland: Ein positives Signal sendet auch eine Gruppe aus Finnland. Ein Workshop über Beethoven und ein Orchesterkonzert mit schönem Chorgesang wurden aufgenommen, weil es die Regeln in Finnland es zu diesem Zeitpunkt offenbar zuließen. Zu sehen sind die Videos mit Folksfest-Logo auf www.folksfest-moelln.de. Mehr Informationen gibt es auch bei Facebook unter www.facebook.com/mollner.folksfest Von Florian Grombein