„Wir sind sehr weit mit der Entwicklung. Gestartet wird in den Regionen Schritt für Schritt. Anfang des kommenden Jahres wird das App-Angebot flächendeckend verfügbar sein“, sagte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
In der Endbaustufe soll es künftig so sein, dass Patienten, die beispielsweise einen Orthopäden suchen, verschiedene Angebote mit freien Terminen erhalten. „Und dann kann sich der Patient den gewünschten aussuchen. Mit dieser App entlasten wir die Terminservicestellen“, so Gassen. Weitere Details nannte er zunächst noch nicht. Die Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) wäre jedenfalls an Bord. „Wenn die App zu diesem Zeitpunkt möglich und sinnvoll einsetzbar ist, dann werden wir das tun“, bestätigt Sprecher Marco Dethlefsen.
Garg hofft auf weniger unnötige Telefonate
Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) betont: „Die Vorteile der Digitalisierung müssen auch im Gesundheitssektor besser genutzt werden. Ich begrüße daher den Vorstoß und erwarte eine praktikable Umsetzung in Sinne von Patientinnen und Patienten und Arztpraxen, damit unnötige Telefonate und Wartezeiten auf ein Minimum reduziert werden können.“ Für Menschen, die keine Apps nutzen, müssten allerdings auch weiterhin andere Kontaktmöglichkeiten vorhanden sein, sagt Garg.
Ärztekammer begrüßt Entwicklung
Der Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Henrik Herrmann, lobt die Pläne der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: „Es ist eine moderne Kommunikationsmöglichkeit, die ja auch überall im privaten Umfeld genutzt wird. Das wird eine gute Ergänzung zu den Terminservicestellen werden.“ Herrmann sieht in der Entwicklung zudem eine Stärkung der Patientenautonomie.
Gefahr von Missbrauch
Allerdings sieht der Ärztekammer-Chef auch die Gefahren der vermeintlich anonymen Terminvergabe. „Es darf nicht so sein, dass Patienten mehrere Termine buchen und nicht benötigte Termine unentschuldigt platzen lassen“, betont Herrmann. Dies müsse sehr genau beobachtet werden und bei zu vielen Missbräuchen auch entsprechend gegengesteuert werden. Zum Beispiel auch mit Ausfallhonoraren. Erst Anfang des Jahres gab es zu dem Thema eine bundesweite Diskussion, nachdem der Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands beklagt hatte, dass rund 30 Prozent der Arzttermine von Patienten unentschuldigt versäumt werden (die LN berichteten).
Versicherer begrüßt Projekt
Die AOK Nordwest, mit 700 000 Versicherten nach eigenen Angaben der größte Versicherer in Schleswig-Holstein, ist indes angetan von dem App-Projekt: „Wir begrüßen das geplante zusätzliche digitale Angebot der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, denn es kann zu einer Verbesserung des Patientenservice rund um die Vereinbarung eines Facharzttermins führen“, meint AOK-Sprecher Jens Kuschel.
Neues Terminservice- und Versorgungsgesetz
Am 1. Mai tritt unterdessen das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz in Kraft. Der Fokus der Neuregelung liegt auf einer Stärkung der so genannten Terminservicestellen, die Termine innerhalb von vier Wochen vermitteln sollen, und auf Zuschlägen als Anreiz für schnelle Behandlungen.
Jan Wulf