Ärzte in Schleswig-Holstein wollen höhere Honorare

Gunar Hallebach, Internist aus Bad Malente, reicht es langsam: Seit Jahren gibt es seitens des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) keine Honorarsteigerungen mehr für niedergelassene Ärzte, klagt er. Trotz der Leistungen der Mediziner bei der Corona-Pandemie sei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) als Verhandlungspartner nur eine Nullrunde angeboten worden. Die KBV erklärte die Verhandlungen daraufhin für „zunächst gescheitert“. „In der aktuellen Situation eine Nullrunden-Forderung zu präsentieren, sollte eine Scham ohnegleichen auslösen“, ärgert sich Hallebach. „Irgendwie wird der niedergelassene Arzt schon seine Angestellten bezahlen, die – übrigens tarifgebunden – selbstverständlich in allen Verhandlungen Lohnsteigerungen zu recht erwarten“, sagt er. Unterstützung vom Verband: Privatärztliche Leistungen würden nach einer Gebührenordnung von 1996 abgerechnet, die Honorare für kassenärztliche Leistungen seien seit 2010 de facto nicht gestiegen. Hallebach: „Eine Arztpraxis mit Angestellten wird seit Jahrzehnten mit Honorarsteigerungen von -5 bis 1,9 Prozent abgefunden, welche in der Realität nur eine geringere Kürzung der erbrachten Leistung bedeutet.“ Delf Kröger von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) kann die Empörung des Arztes verstehen. „Die KVSH unterstützt ausdrücklich die Forderung der KBV, die Honorare um drei Prozent zu erhöhen. Diese Steigerung ist erforderlich, um die wirtschaftliche Stabilität der Praxen zu sichern.“ Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie entscheidend das flächendeckende Netz von Haus- und Fachärzten sei, die sechs von sieben Covid-19-Patienten behandelt hätten, um eine Überlastung der Kliniken zu verhindern. „Diese Rolle können die Praxen nur spielen, wenn sie wirtschaftlich auf gesunden Beinen stehen.“ Immer weniger Landärzte: Es sei auch kein Wunder, wenn es gerade auf dem Land immer weniger Ärzte gebe, meint Hallebach. Hier spiele jedoch noch ein anderer Fakt eine Rolle, nämlich dass Ärzte von den Kassen ein festes Budget zur Verfügung stehe. „Wenn das verbraucht ist und trotzdem weiterbehandelt wird, ist der Arzt regresspflichtig.“ In der Stadt wirke sich das nicht so aus, da die Patienten zu einem anderen Arzt gehen könnten, der sein Budget noch nicht verbraucht habe. „Aber auf dem Land, wo Ärztemangel herrscht, hat ein Arzt unter Umständen doppelt so viele Patienten, die er versorgen muss.“ Auch der Marburger Bund Schleswig-Holstein bedauert das Ergebnis der Tarifverhandlungen für die angestellten Ärztinnen und Ärzten in den Praxen. „Andererseits zeigt es die Notwendigkeit einer gewerkschaftlichen Vertretung“, betont Landesvorsitzender Michael Wessendorf. „Bei diesen Verhandlungen hat der Arbeitgeber mit den Leistungserbringern verhandelt. Somit sind die Verhandlungen lediglich nur unter der Berücksichtigung, was es kostet, geführt worden. Aber nicht unter Beantwortung der Fragen, was gute Arbeitsbedingungen sind und was gute Arbeit kostet.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Familienfeier, Grillabend, Mund-Nasen-Schutz: Diese Corona-Regeln gelten aktuell in SH Abstand, Hygiene, Gästezahl: Das sind die Vorschriften für private Feiern Corona-Knigge: So geht Urlaub im Norden während der Pandemie Volle Strände in Schleswig-Holstein: Hier finden Tagestouristen Alternativen So bereiten sich Schulen auf eine mögliche zweite Welle vor Corona-Tests an Schulen: Die neue Strategie der Landesregierung Corona-Kurve stark abgeflacht – UKSH-Experte warnt vor Leichtsinn Lockerungen: Diese Dinge sind seit dem 20. Juli in Schleswig-Holstein erlaubt Abstands- und Hygieneregeln in Schleswig-Holstein: So teuer sind Verstöße Das sind jetzt die Regeln für Restaurants und Gaststätten in Schleswig-Holstein Zum Nachfahren: Schöne Fahrradtouren rund um Lübeck Schutzmasken richtig tragen: So geht’s! Diese Maskentypen gibt es – und so werden sie richtig genutzt Maskenpflicht in Schleswig-Holstein – das müssen Sie wissen #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Diese Veranstaltungen in Schleswig-Holstein fallen aus Von Marcus Stöcklin