Albrecht: Atom-Endlager auch in Schleswig-Holstein möglich

Seit über drei Jahren ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in Berlin auf der Suche nach geeigneten Standorten für ein atomares Endlager. Am Montag stellt sie einen Zwischenbericht vor, in dem erstmals die Gebiete benannt werden, die in Frage kommen könnten. „Wir kennen die Standorte bisher selbst noch nicht“, sagte Patrick Tiede, Sprecher des Kieler Umweltministeriums am Freitag auf LN-Nachfrage. Minister Jan Philipp Albrecht (Grüne) erwartet jedoch, dass auch Standorte in Schleswig-Holstein. darunter sein werden. Einige Salzstöcke interessant: „Interessant könnten aufgrund früherer Standorterfassungen drei Salzstöcke im Nordwesten des Landes sein“, hatte der Kernphysiker Heinz Smital von der Umweltorganisation Greenpeace schon 2017 nach Beginn der Standorterfassung erklärt. Dies seien Hennstedt (Kreis Dithmarschen), Hamdorf und Eisendorf-Gnutz (beide Kreis Rendsburg-Eckernförde). Ein weiterer Salzstock befinde sich in Siek (Kreis Stormarn). Zudem gebe es salzhaltige Schichten, die von Niedersachsen bis in das Gebiet nördlich von Hamburg reichen. Auch Lütau im Kreis Herzogtum Lauenburg sei schon einmal in Betracht gezogen worden. Der Salzstock von Gülze-Sumte auf der Ostseite der Elbe (Amt Neuhaus) nahe Lauenburg sei 1995 „vielversprechender als Gorleben“ eingeschätzt worden. Insgesamt werde von 70 bis 100 Standorten deutschlandweit gesprochen. Der ursprünglich als Endlager konzipierte niedersächsische Salzstock Gorleben sei seiner Kenntnis nach nicht mehr auf der aktuellen Liste, so Smital. Daten neu ausgewertet: Ob die genannten Standorte jedoch am Montag wirklich unter den Kandidaten sein werden, ist völlig offen. „Die Daten wurden ganz neu ausgewertet“, teilt Monika Hotopp, die Pressestelle der BGE, mit. „Zum Teil sind es ganz andere Standorte, die vorher nicht in der Diskussion waren.“ „Jedes Land, jede Kommune, die betroffen ist, wird das Ergebnis akzeptieren müssen“, sagte Minister Albrecht. Untersucht worden sei bisher nur, welche Bodenformationen aus Salz, Granit oder Ton von ihrer Beschaffenheit her überhaupt in Frage kämen. Die genaueren Umstände vor Ort müssten erst noch geklärt werden. Laut Standortsuchgesetz soll die Suche erst 2031 mit einer Entscheidung enden. Bis 2050 solle das Endlager dann da sein. Albrecht rechnet mit Widerstand: Er habe „wirklich großes Vertrauen in das Verfahren an sich“, bekräftigte Albrecht. „Schleswig-Holstein wird nicht akzeptieren, dass dieses Verfahren abseits des geeinten Pfades stattfindet.“ Flössen politische Erwägungen ein, werde das Verfahren nicht mehr zu einem akzeptablen Ergebnis führen. „Es ist klar, dass sich in den betroffenen Standorten auch Widerstand formieren wird in ganz Deutschland und auch hier in Schleswig-Holstein.“ Andererseits befinde der Müll sich bislang in Castor-Behältern in Zwischenlagern wie Brunsbüttel. „Der Müll ist da. Es kann niemand verantworten, dass diese Zwischenlagerung in die Länge gezogen wird.“ Die Genehmigungen dafür könnten nur verlängert werden, wenn die Voraussetzungen gegeben seien. Sei ein Zwischenlager nicht mehr sicher, müsse ein neues gefunden werden. Lesen Sie auch Ex-Minister aus Kiel sucht Atommüll-Endlager Kiel - Endlager für Atom-Müll: Suche im Norden beginnt – LN - Lübecker Nachrichten Brunsbüttel/Leipzig - Atomares Zwischenlager Brunsbüttel ist rechtswidrig – LN - Lübecker Nachrichten Von Marcus Stöcklin