Astrazeneca-Impfungen in Schleswig-Holstein gestoppt - was ist jetzt mit meinem Impftermin?

Auch in Schleswig-Holstein werden ab sofort alle Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca gestoppt. Das hat das Gesundheitsministerium in Kiel am Montagnachmittag bekannt gegeben. Das gelte sowohl für Erst- als auch für Zweitimpfungen, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Zunächst würde man die gebuchten Termine bis einschließlich Freitag, 19. März, stornieren. Alle Betroffenen sollen per E-Mail darüber informiert werden. Wann die Termine nachgeholt werden, könne heute allerdings noch nicht gesagt werden, erklärte ein Ministeriumssprecher auf LN-Nachfrage. 200 000 Termine stehen auf der Kippe: Das Land hatte erst in der vergangenen Woche 200 000 Termine mit Astrazeneca für die Prioritätengruppe 2 vergeben. In Schleswig-Holstein wurden laut Robert-Koch-Institut bis zum 14. März 61 904 Astrazeneca-Dosen als Erstimpfung verimpft, zwölf als Zweitimpfung. Gebuchte Impftermine mit mRNA-Impfstoffen (Biontech und Moderna) sind nicht betroffen, heißt es. Diese kommen derzeit allerdings ausschließlich den über 80-Jährigen zugute. Die Anordnung kam von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: Kurz zuvor hatte CDU-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn weitere Impfungen mit dem Stoff untersagt. Das hatte ihm das für Medikamentenzulassung zuständige Paul-Ehrlich-Institut empfohlen. In Norwegen und zuletzt auch in Deutschland soll es in den letzten Tagen eine Häufung von Meldungen darüber gegeben haben, dass die Impfung Thrombosen auslösen könnte. Jetzt soll eine EU-Behörde entscheiden, wie es weitergeht: Jetzt soll die Europäische Arzneimittelbehörde EMA entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken, heißt es aus dem Kieler Ministerium. Der SPD-Gesundheitspolitiker, Bundestagsabgeordnete und Arzt Karl Lauterbach hält das für einen Fehler. Die Fallzahl der Thrombosen sei so gering, dass man die Prüfung parallel zu weiteren Impfungen hätte vornehmen können. Ratlose Landespolitiker in Kiel: Die Landespolitik in Schleswig-Holstein wirkt ratlos. „Wir halten uns in Schleswig-Holstein strikt daran, was die zuständigen europäischen und die nationalen Behörden empfehlen, und zwar bei allen Impfstoffen“, sagt FDP-Gesundheitsminister Heiner Garg. Die Folgen des Impf-Stopps auf die Impfkampagne in Schleswig-Holstein „werden jetzt bewertet“. Er hoffe, „dass die erneute Überprüfung keine negativen Auswirkungen auf den Einsatz des Impfstoffes von Astrazeneca hat, sodass die Impfungen schnellstmöglich fortgesetzt werden können“, sagt CDU-Fraktionschef Tobias Koch. Die Risikoeinschätzung des Paul-Ehrlich-Instituts sei der politischen Entscheidung aber entzogen. „Es geht kostbare Zeit verloren“: „Angesichts der sowieso schon mangelnden Anzahl von Vakzinen gegen Covid-19 ist es extrem bitter, dass die Verimpfung mit Astrazeneca gestoppt wird“, sagt die SPD-Landtagsabgeordnete Birte Pauls. Man verliere dadurch kostbare Zeit im Kampf gegen das Virus. Zudem untergrabe es die Akzeptanz des Impfstoffs. Deshalb sei es richtig, „in einer kurzen Pause diese angeblichen Komplikationen intensiver zu untersuchen“ – nicht, dass sich die Menschen am Ende vor lauter Angst vor eventuellen Komplikationen gar nicht mehr impfen ließen. „Das Aussetzen der Impfungen ist zum jetzigen Zeitpunkt nachvollziehbar“, sagt auch die Grünen-Gesundheitspolitikerin Marret Bohn. Die Experten würden es nun mal empfehlen. Gleichzeitig sei das aber „ein herber Rückschlag für die Impfquote“. Die Bundesregierung müsse jetzt endlich einen Impf-Gipfel einberufen und mit den Ländern beraten, wie die Produktion des Biontec-Impfstoffes erhöht werden könne. Von Wolfram Hammer