Auto-Diebstahl: Polizei rät, Funkschlüssel in Dose zu lagern

Wer ein Fahrzeug mit einem sogenannten Keyless-Go-System besitzt, sollte seinen Autoschlüssel zu Hause sicherheitshalber in geprüften Spezialbehältern oder -taschen aufbewahren. Das rät die Polizei nach Diebstählen moderner Fahrzeuge. Grundsätzlich reicht es demnach nicht mehr aus, solche Autoschlüssel möglichst weit vom Wagen entfernt zu lagern. Blechdose kann helfen: „Blechdosen oder Alubehälter können sich zur Aufbewahrung eignen“, rät Dennis Schneider von der Landespolizei in Kiel. „Ob das Behältnis wirkt, sollte man testen: Erst wenn der abgeschirmte Schlüssel direkt am Fahrzeug nicht funktioniert, haben Sie ausreichende Sicherheit.“ Mit einer Keyless-Go-Ausstattung öffnet sich ein Auto selbstständig ohne aktives Benutzen des Schlüssels, wenn man sich dem Auto nähert und den Schlüssel bei sich trägt. Kriminelle nutzen mit speziellen Antennen die große Reichweite der Schlüssel, um deren Signal abzugreifen. Dies sorgt dafür, dass Autos spurlos geöffnet werden können, was ihren Diebstahl dann erleichtert. Versicherung zahlt meist: „Egal wie ein Auto aufgebrochen wurde, die Kfz-Kaskoversicherung leistet, wenn der Wagen gestohlen wurde“, beruhigt Karin Benning von der Huk-Coburg. Dabei spiele die Art und Weise des Diebstahls keine Rolle. „Sollte der Wagen nach einiger Zeit wieder auftauchen, hat es auch keine Auswirkungen auf den Versicherungsschutz, wenn die typischen Einbruch- oder Diebstahlspuren fehlen.“ Die Problemlage von schlüssellosen Zugangssystemen sei bekannt, bislang aber noch kein großes Problem. „Aus dem Markt ist uns nur eine geringe Zahl von Schadensfällen bekannt.“ Auch Michael Herte von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein betont: „Der Schaden wird reguliert.“ Ausnahmen gebe es nur, wenn Störsender das Schließen des Fahrzeuges verhinderten und der Halter nicht kontrolliere, ob das Auto wirklich verriegelt sei. Selbst wenn die Versicherung zahle, werde diese Ausgabe jedoch immer auf die Gemeinschaft der Versicherten umgelegt. „Unsere Forderung an die Hersteller ist daher, entweder die Möglichkeit zur Deaktivierung des Keyless-Systems zu bieten oder eine technische Nachbesserung.“ Verschiedene Systeme: Der ADAC fordert die Auto- und Motorradhersteller auf, die gesamte Fahrzeugelektronik systematisch so abzusichern, wie dies in anderen IT-Bereichen längst Standard sei. „Fahrzeuge mit Keyless-Schließsystem dürfen nicht deutlich leichter zu stehlen sein als Pendants mit normalem Funkschlüssel“, sagt Ulf Evert vom ADAC Schleswig-Holstein. Dass diese Forderung umzusetzen ist, zeige ein vom ADAC untersuchter Land Rover Discovery (Modelljahr 2018). Er ließ sich mit dem seit über zwei Jahren vom ADAC eingesetzten, selbst gebauten Funk-Verlängerer weder illegal öffnen noch wegfahren. Auch in den Modellen Range Rover, Range Rover Sport (jeweils Modelljahr 2018), Jaguar E-Pace und i-Pace sei die gleiche neue Keyless-Technik verbaut, die Computer-Chips mit Ultra-Wide-Band-Technik (UWB) verwende. Bei Verwendung eines Funk-Verlängerers reagiere das Auto nicht mehr. Auch der VW Golf 8 sei mit einem UWB-Keyless lieferbar und war im ADAC-Test ebenfalls nicht mehr illegal zu öffnen oder wegzufahren. Dennoch: „Jedes System ist knackbar, wenn man genügend kriminelle Energie aufwendet“, erklärt Malte Alm vom Lübecker VW-Autohaus Senger. Es gebe jedoch Unterschiede. „Es gibt ja auch mehrere Generationen dieser Schlüssel.“ Lesen Sie auch Auto vor Diebstahl schützen - Tipps und Tricks Diebe im Norden klauen vor allem Luxusautos München - Autoschlüssel und Dokumente geklaut - was tun? – LN - Lübecker Nachrichten Von Marcus Stöcklin