Das Wetter ist weiter blendend, doch die wirtschaftlichen Sorgen bleiben während der Corona-Pandemie groß. Besonders betroffen sind auch in Schleswig-Holstein Hotels und Gaststätten, die noch immer geschlossen sind.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) stellt den besonders betroffenen Hoteliers und Restaurantbetreibern finanzielle Unterstützung in Aussicht. «Natürlich schauen wir genau, ob und wo wir gezielt weitere Hilfen benötigen», sagte Scholz der «Welt am Sonntag». «Wir haben vor allem jene Branchen im Blick, für die es noch nicht so schnell wieder losgeht. Das Hotel- und Gaststättengewerbe gehört sicherlich dazu.»
Stegner befürwortet Lockerungen
SPD-Politiker Ralf Stegner sprach sich für kurzfristige weitere Lockerungen aus. Für Familien sei die Öffnung von Kinderspielplätzen - mit entsprechenden Auflagen - möglich und sinnvoll. Auch die gebeutelte Gastronomie solle wieder öffnen, wenn die Abstandsregel eingehalten werde, twitterte der SPD-Fraktionschef im schleswig-holsteinischen Landtag am Sonntag.
Vizekanzler Scholz sprach sich zudem für Steuererhöhungen für Bezieher sehr hoher Einkommen aus: «Wenn große wie kleine Unternehmer sich jetzt freuen, dass der Staat in der Lage ist, sie in der schwierigen Situation zu stützen, wird das Verständnis für Maßnahmen, die etwas mit Gerechtigkeit im Steuersystem zu tun haben, in dem neuen Zeitalter der Solidarität sicherlich größer sein».
Krabbenmarkt um zwei Drittel geschrumpft
Wegen der Pandemie ist auch bei Schleswig-Holsteins Krabbenfischern «Kurzarbeit» angesagt. «Die Erzeugergemeinschaften und die Händler haben sich geeinigt, dass die Kutter nur 48 Stunden in der Woche auf See sein dürfen», sagte Krabbenfischer Birger Zetl von der nordfriesischen Insel Pellworm. Der Krabbenmarkt sei um zwei Drittel geschrumpft. Weil Hotels und Restaurants geschlossen und die Kühlhäuser der Großhändler voll seien, sei das «Gold der Nordsee» derzeit kaum gefragt. «Die Vermarktung läuft jetzt hauptsächlich über die Discounter - als fertig gepulte und abgepackte Krabben oder als Krabbensalat», sagte Zetl.
Die Zahl der gemeldeten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus ist in Schleswig-Holstein auf 2431 gestiegen. Wie die Landesregierung am Sonntag mitteilte, waren das bis Samstagabend 30 Fälle mehr als noch am Vortag. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich seit der letzten offiziellen Meldung um einen auf 62.
129 Corona-Patienten in Kliniken
Derzeit werden 129 Corona-Patienten in Kliniken behandelt. Wie die Landesregierung unter Berufung auf Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) weiter mitteilte, sind seit Beginn der Pandemie in Schleswig-Holstein 1600 Menschen genesen.
Das Technische Hilfswerk (THW) hilft bei der Vorbereitung auf rückkehrende Schüler: 2000 Desinfektionsmittel-Spender wurden am Samstag aus dem Kieler Bildungsministerium abgeholt und zwischengelagert. Die Spender sollten nach einer THW-Mitteilung im Auftrag des Ministeriums an diesem Montag an die Schulämter der Landkreise und kreisfreien Städte weiterverteilt werden. Am Dienstag beginnen in Schleswig-Holstein die Abiturprüfungen. Die weitere Öffnung der Schulen ist dann vom 4. Mai an vorgesehen.
UKSH will Folgeerkrankungen untersuchen
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) will eine Corona-Biobank aufbauen. Wie der «Spiegel» in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, sollen möglichst alle Schleswig-Holsteiner, die eine Infektion überstanden haben, über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren gründlich nachuntersucht werden und Blutproben abgeben. «Wir vermuten, dass Covid-19 nicht nur zu fürchterlichen Akutschäden, sondern auch zu Folgeerkrankungen führt», sagte Joachim Thiery, Vorstand für Forschung und Lehre am UKSH.
Es sei zu befürchten, dass auch Jahre nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung Herzinfarkte und Schlaganfälle auftreten könnten: «Die überschießende Entzündung verursacht bei manchen Patienten schwere Schädigungen der inneren Aderhaut, die Mikrogerinnsel auslösen könnten», sagte Thiery. Auch der Blutdruck und die Funktion der Leber könnten betroffen sein. Das Projekt soll - in enger Zusammenarbeit mit allen deutschen Universitätskliniken - von der Berliner Charité koordiniert werden.
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Von RND/dpa