Camping in Grömitz: Wohnmobil-Park Achtern Diek

Soll ich oder soll ich nicht? Gerade bei gutem Wetter stellt sich oft die Frage, ob die Anfahrt zu einem bestimmten Stellplatz lohnt oder sich vor Ort die Schranke nicht öffnet, weil es keinen freien Platz mehr gibt. Anders ist es beim Wohnmobil-Park Achtern Diek in Grömitz. Auf der Website kann ich schon im Vorfeld sehen, dass an diesem Dienstagnachmittag noch gut 40 der 154 Parzellen unbelegt sind. Die Chancen stehen also gut. Ich mache mich auf den Weg in Richtung Lensterweg. Der Platz liegt nur wenige Meter hinter dem Deich neben einem großen Campingplatz. Schon an der Schranke leuchtet mir eine digitale Anzeigetafel entgegen. 32 Plätze stehen auch jetzt noch zur Verfügung. Perfekt. Ich fahre vor bis zur Schranke und warte. Ein paar Sekunden dauert es, bis ich auf den Platz fahren kann. Das ist nötig, da eine Kamera in der Zwischenzeit bereits mein Nummernschild scannt. Anschließend suche ich mir einen freien Platz. Die ersten Reihen sind natürlich belegt, am Rand stehen einige Areale für Womos über zehn Meter zur Verfügung, doch in der Mitte gibt es genügend Parzellen zur Auswahl. Entspannt kann ich mich umschauen, bevor ich am Automaten einchecken muss. Der Platz ist sehr neu, eröffnet wurde er im Mai dieses Jahres. Pflanzen, kleine Bäume und Rasen beginnen erst seit einigen Monaten zu wachsen, schattige Plätze gibt es hier daher kaum. Heute an einem der nicht mehr ganz so warmen letzten Sommertage ist mir das allerdings ganz recht. Camper am Lensterstrand checken selbstständig am Automaten ein: Mit meiner Parzellen-Nummer 96, die auf einem kleinen Holzschildchen zu finden ist, gehe ich in Richtung der beiden Automaten am Sanitär- und Bürogebäude. Das Einchecken erfolgt komplett autark, die Automaten führen durch ein entsprechendes Menü. Als erstes wählt man sein bereits erkanntes Kennzeichen aus, bestimmt die Anzahl der Personen und Hunde, entscheidet, wie viel Guthaben auf die Karte geladen werden soll und ob man einen Anhänger dabei hat. Dann gibt man seine persönlichen Daten ein – auch die Nummer des ausgewählten Platzes wird hier abgefragt. Anschließend gibt‘s eine Karte, mit der die Sanitäranlagen, die Ver- und Entsorgungsstation und der Strom genutzt werden können. Sollte die Technik einmal versagen oder es andere Fragen rund um den Platz geben, steht unter anderem Michaela Hopp zur Verfügung. Die Betriebsleiterin ist meist schon ab acht Uhr vor Ort, ihr Büro öffnet sie für Gäste ab halb zehn. „Wir geben Unterstützung, falls es hakt und sind auch sonst Ansprechpartner hier vor Ort.“ Das Thema Camping ist für sie dabei noch relativ neu, mit Gästen hat die 41-Jährige dagegen schon lange zu tun. „Für mich ist es hier jeden Tag wie Urlaub“, schwärmt sie von ihrem Arbeitsplatz. Natürlich sei es an manchen Tagen auch stressig, alles in allem aber habe sie die Zeit seit der Eröffnung in guter Erinnerung. Gewinn des Wohnmobil-Parks in Grömitz fließt in Verein: Dass das Gelände in einen Stellplatz für Wohnmobilisten umgewandelt wurde, hat einen gemeinnützigen Hintergrund. Wer hier seinen Urlaub verbringt, unterstützt den „Verein für Ferienkolonien von 1904 e.V.“. Denn der Gewinn des Wohnmobil-Parks fließt zu 100 Prozent in den Verein, dessen Tochtergesellschaft der Platz ist. Mit den Einnahmen wird ein Freizeithaus in Lenste unterstützt, das Jugendlichen kostengünstigen Urlaub oder Klassenfahrten ermöglicht. Es handelt sich um ein Selbstversorgerhaus, in dem bis zu 43 Personen untergebracht werden können. Mit den Einnahmen soll das Gebäude außerdem modernisiert werden. „Früher waren das hier zwei Wiesen. Es standen Pferde drauf oder sie wurden an einen Zirkus verpachtet“, sagt Michaela Hopp in Erinnerungen schwelgend. Die Idee, den Platz anders zu nutzen, entstand, weil es in der Gegend nur Campingplätze gab. Nach einem knappen Jahr Bauzeit wurde der Park im vergangenen Mai eröffnet und direkt sehr gut angenommen. „Ab dem 19. Mai waren wir für eine lange Zeit ausgebucht.“ Wohnmobilisten sind nach wenigen Metern am Strand: Mit dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, schaue ich mich um. Nur wenige Meter sind es bis zum Deich und der Ostsee dahinter. Ein paar Strandkörbe stehen im Sand, direkt dahinter macht eine mobile Surfschule bei guten Bedingungen Station. Auch kulinarisch liegt einiges direkt um die Ecke. Im Café „Zur Düne“ gibt es Fisch aus der Region und im Bistro wenige Meter weiter Currywurst in verschiedenen Schärfegraden. Wer lieber selber kocht oder grillt, kann sich Grillfleisch, Würstchen und andere Leckereien aus der Region aus der Food-Box auf dem Platz ziehen. Doch nicht nur das Fleisch ist hier begehrt. „Der Eierlikör ist jeden Tag alle“, ist die Erfahrung von Michaela Hopp. Die Übernachtungspreise ähneln denen anderer Stellplätze. Eine Nacht kostet für maximal zwei Personen und einen Hund in der Hauptsaison 18, in der Nebensaison 16 Euro. Im Preis enthalten sind Wlan, die Benutzung der Toiletten, Küche und Spülküche, außerdem die Grauwasser- und Müllentsorgung. Kinder bis elf Jahre campen kostenlos mit. Abreisen sollten Gäste bis 12 Uhr. „Die Zeit haben wir so gewählt, um neuen Gästen, die meist bis 15 Uhr anreisen, gerecht zu werden. Außerdem sind mein Kollege und ich dann noch vor Ort und können bei Problemen helfen“, begründet Michaela Hopp. Geöffnet ist der Platz das ganze Jahr über 24 Stunden am Tag. Und wie auf Stellplätzen üblich, kann rund um die Uhr an- und abgereist werden. ... ist ein gemütlich eingerichteter Adria Twin. Mit seinen 6,40 Metern Länge ersetzt er eine komplette Wohnung mit Schlafzimmer, Wohn- und Essbereich, Dusche und WC. Oke ist erst seit Kurzem mein Begleiter und bereit, die schönsten Plätze an der Ostsee und im Binnenland zu erkunden. Am liebsten steht er auf einem leicht schattigen Plätzchen am Wasser. Laut dem Caravaning Industrie Verband gibt es in Deutschland für die knapp 590 000 zugelassenen Reisemobile etwas mehr als 4000 Reisemobilstellplätze aller Qualitätsstufen, rund 250 davon liegen in Schleswig-Holstein. Falls Ihnen ein besonders schöner in Ostholstein, Stormarn oder rund um Lübeck in Erinnerung geblieben ist, mailen Sie mir gern unter camper@ln-luebeck.de. Wer Einkäufe erledigen oder Grauwasser entsorgen will, muss nicht fürchten, seinen Platz zu verlieren. „Solange ein Fahrzeug mit Kennzeichen registriert ist, solange kann man raus- und auch wieder reinfahren.“ Es empfiehlt sich allerdings, etwas auf die Parzelle zu stellen, bevor man wegfährt. „Neu ankommende Gäste können ja nicht wissen, dass sie schon belegt ist.“ Modern ist übrigens nicht nur der Platz, sondern auch die Kommunikation mit den Gästen. Bereits während der Bauzeit konnten zukünftige Urlauber die Fortschritte auf der Website durch Drohnenvideos mitverfolgen. Jetzt hängt im Vorraum des Büros ein Monitor mit Eindrücken von vor Ort. Und auch auf Facebook werden Urlauber mit Neuigkeiten versorgt. „Auch Anregungen von Gästen sind willkommen, die wir dann versuchen umzusetzen“, sagt Michaela Hopp. Was sie sich selbst für die Zukunft des Parks wünscht, frage ich die Betriebsleiterin zum Abschied. Lange überlegen muss sie nicht: „Dass alles so läuft wie bisher und wir weiterhin so tolle Gäste haben.“ Alle Folgen der Stellplatz-Serie finden Sie auf unserer Themenseite Infos zum Wohnmobil Park Achtern Diek finden Sie hier Das erste Mal Campen – die Checkliste für Einsteiger Das sind die sechs coolsten Campingplätze in Deutschland Wohnmobil, Camper oder Wohnwagen: Das sind die Unterschiede Von Nadine Wapner