Corona-Impfung: So bereiten sich die Hausärzte in Schleswig-Holstein vor

Nach Ostern ist es endlich so weit: Um einen Impftermin wahrzunehmen, müssen viele Schleswig-Holsteiner nicht mehr in eines der 28 Impfzentren fahren, sondern können einfach zu ihrem Hausarzt gehen. Die Praxen im Norden bereiten sich jetzt schon darauf vor, möglichst vielen Patienten ein Impfangebot zu machen. Doch nur wenige kommen am Anfang zum Zuge. Impftermine werden nach Priorität vergeben: „Wir haben ganz viele Anfragen“, sagt Kerstin Kruse. Sie ist Arzthelferin in der Praxis von Dieter Sielmann in Bad Oldesloe. Dennoch bittet sie die Patienten darum, nicht selbst nach einem Termin zum Impfen zu fragen. Denn die Hausärzte sollen sich auf Patienten konzentrieren, die nicht mobil sind oder die an Vorerkrankungen leiden. Als feststand, dass Hausärzte die Impfkampagne unterstützen, habe das Praxisteam vor allem ältere Patienten, die noch zu Hause leben, per Telefon kontaktiert. „Dann haben wir gefragt, ob die Person schon geimpft ist oder nicht“, ergänzt sie. Sei der Bedarf der ersten Prioritätengruppe gedeckt, werde man sich der zweiten widmen. Personen, die der Prioritätsgruppe 2 zuzurechnen sind, sollten daher weiterhin über www.impfen-sh.de Termine in den Impfzentren buchen. Geplant sind 20 Impfdosen pro Woche: Groß war die Nachfrage auch in der Praxis von Thomas Montag in Eutin. „Unsere Patienten fragen schon seit Wochen, wann wir impfen“, sagt der Arzt. Er und sein Team freuen sich darüber, nun unterstützen zu können und seien „voll dabei“. Der Impfstoff ist schon bestellt, nur die Liefermenge ist noch unklar. Anfangs ist davon auszugehen, dass jede Praxis nur etwa 20 Impfdosen pro Woche erhalten wird. Ob es auch dabei bleibt, kann Marius Livschütz, Sprecher des Gesundheitsministeriums, nicht bestätigen. „Die Auslieferung der Impfstoffe an die Praxen erfolgt durch den Bund über den pharmazeutischen Großhandel und über die Apotheken. Das Land ist an diesen Logistikprozessen nicht beteiligt“, sagt er. Auch in Eutin wird darauf geachtet, dass nach Priorität geimpft wird. Montag ergänzt: „Wir mussten tatsächlich niemanden anrufen, die Patienten kamen alle von selbst“. Listen sollen helfen, alles besser zu koordinieren. „Die Helferinnen haben erst einmal alle Namen aufgeschrieben und dann geschaut, ob die Menschen überhaupt impfberechtigt sind“, sagt Montag. Sein Team, das insgesamt aus fünf Ärzten besteht, habe dann seine Patienten den jeweiligen Gruppen zugeordnet. Biontech für den Impfstart in den Praxen: Laut Gesundheitsministerium ist es geplant, zum Start am 6. April und in den darauffolgenden zwei Wochen die Praxen zunächst mit dem Impfstoff von Biontech zu beliefern. Anschließend sollen sie auch mit dem Impfstoff von Astrazeneca versorgt werden. Ob sich an dieser Planung wegen der neuen Empfehlungen für Astrazeneca – das Vakzin soll nur noch an Menschen über 60 Jahre verimpft werden – noch etwas ändert, konnte das Ministerium am Mittwoch nicht sagen. Bislang musste der Impfstoff der Firma Biontech/Pfizer bei minus 80 bis minus 60 Grad Celsius transportiert und gelagert werden. Nun sind begrenzt auf zwei Wochen auch Transport und Lagerung im Temperaturbereich von minus 25 bis minus 15 Grad erlaubt. Das geht aus einem Bericht des Deutschen Ärzteblattes hervor. Lübecker Arzt wünscht sich keine Priorisierung: Dass die Arztpraxen zuerst mit Biontech impfen, habe Thomas Günther von der Hausarztpraxis vor dem Mühlentor „sehr erstaunt“. „Ich hätte darauf gewettet, dass die Praxen zuerst Astrazeneca bekommen, weil dieser einfach besser lagerbar ist“, sagt der Lübecker Arzt. Zu Biontech ergänzt er: „Der Großhandel wird den Impfstoff schon aufgetaut an die Apotheken ausliefern, diese geben es dann an die Praxen weiter“. Trotzdem stelle das Impfen ihn und sein Team vor einige Probleme. „Wir haben viel zu wenig verlässliche Informationen“, sagt er. Das erschwere das Planen sehr. Die Impfdosen werden voraussichtlich kommenden Dienstag geliefert. Erst wenn er endgültige Gewissheit über die Liefermenge hat, werden die Patienten, welche hoch gefährdet und noch nicht geimpft sind, per Telefon benachrichtigt. Lesen Sie auch Stegner: Impfen, was Beine hat – Krisenstrategie vom Bund gefordert Corona-Impfung in Schleswig-Holstein: So viele Menschen wurden geimpft - Stand 30.03.2021 Impfen statt Osterfest: Corona-Impfzentren in SH bleiben geöffnet Doch eigentlich wünscht sich Thomas Günther, dass die Priorisierung aufgehoben wird. „So hätte man die Möglichkeit, die Menschen gleich während der Sprechstunde zu impfen“, sagt er. Wäre die Priorisierung nicht da, könne man viel mehr innerhalb kürzester Zeit impfen. Von Jule Arista Runde