Corona-Krise: Diesen Handwerkern geht's noch gut

„Wir sind im Moment vergleichsweise ganz gut dran“, sagt Carsten Groth, Obermeister der Baugewerbe-Innung Lübeck. Das Bauhauptgewerbe dürfe in Kolonnen auf Baustellen arbeiten. Alle Arbeiten, die draußen an frischer Luft erledigt werden können, seien kein Problem. „Manche Kunden möchten zurzeit aber nicht, dass Arbeiten in der Wohnung ausgeführt werden und wollen Aufträge lieber verschieben. Das respektieren wir natürlich. Aber es sind nur wenige“, sagt Groth. Fliesenleger litten darunter, andererseits kämen jetzt Aufträge von Geschäften, Schulen oder Hotels, die die Zeit der Schließung für Renovierungen oder Umbauten nutzen wollen. „Wir sind bisher gut davongekommen, wenn man überhaupt von einem blauen Auge sprechen kann“, sagt Groth. Auftragsstarkes Elektro-Gewerbe: „Wenn man nicht wüsste, dass wir eine Corona-Krise haben, würde man denken, alles ist normal“, sagt Meik Barra, Obermeister der Elektroinnung Lübeck. „Natürlich brechen auch mal Aufträge weg, aber die Branche ist insgesamt auftragsstark. Wir wissen natürlich nicht, wie das in ein paar Monaten aussieht“, erklärt er. Der Innungsvorstand habe bereits Videokonferenzen abgehalten, um über die Lage zu sprechen. „In vielen Betrieben ist auch Arbeit im Homeoffice möglich. Wenn wir zu Kunden in die Wohnung kommen, tragen wir einen Mund-Nasen-Schutz“, sagt der Obermeister der Innung. Er habe bereits Aufträge gehabt, um bei Kunden Technik für einen Livestream zu installieren, „und in einer Arztpraxis haben wir eine ,Corona-Schranke’ eingebaut“, erklärt Meik Barra. „Breites Privatkundengeschäft“: „Wir arbeiten voll durch, weil wir ein sehr breites Privatkundengeschäft haben“, sagt Eckard Saß, Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klempner-Klima Lübeck. Die Aufträge kämen wie gewohnt, zum Beispiel wenn Heizungen, die defekt seien, repariert oder ausgetauscht werden müssten. „Das ist ein guter Sockel an Arbeit“, sagt Saß. Er vermutet, dass das bei vielen Kollegen ähnlich sei. Allerdings gebe es auch Betriebe mit Problemen. „20 Prozent haben bereits Kurzarbeitergeld abgerufen“, sagt Saß, und mittelfristig müssten auch die anderen Betriebe einen Auftragseinbruch befürchten. Handwerkskammer: Oft fehlen Folgeaufträge: „Wir sind für das Handwerk insgesamt sehr froh, dass weite Teile von Verboten ausgenommen worden sind“, sagt Andreas Katschke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Lübeck. Auf der anderen Seite stünden aber Gewerbe wie zum Beispiel Friseure oder Kosmetikstudios, die ganz schließen mussten. „Auch im Baugewerbe werden jetzt oft Aufträge abgearbeitet, die schon viel früher vergeben wurden“, sagt Katschke. „Wir haben viele Anrufe von Handwerksmeistern, die uns sagen, dass sie keine Folgeaufträge mehr bekommen – auch weil Kunden sie nicht gerne ins Haus lassen wollen.“ Kein Handwerker werde aber erkältete Mitarbeiter zu einem Kunden schicken, versichert der Hauptgeschäftsführer. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Systemrelevante Betriebe suchen Personal: Olga Nommensen von der Arbeitsagentur Lübeck kann an den Stellenangeboten ablesen, welche Branchen weniger von der Krise betroffen sind – weil sie zurzeit Personal suchen. Sie nennt als Beispiele den Heizungs- und Sanitärbereich, Gärtnereien, aber auch Tischler und das Gesundheitswesen. „Altenpflegeheime und Krankenhäuser suchen laufend Personal, auch für Hilfe in den Küchen oder für die Logistik“, sagt sie. Alle Kräfte in sogenannten systemrelevanten Berufe seien gefragt, bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs, bei medizinischer Versorgung, auch Labordiagnostik, Transportwesen, Lieferdienste, Lebensmittelherstellung oder Landwirtschaft gehörten dazu. Lieferanten für Hotels haben es schwer: Bei kleinen Bäckereien und Fleischereien kommt es darauf an, ob sie nur an Privatkunden verkaufen, dann geht es ihnen oft noch relativ gut, oder ob sie auch Lieferanten für Hotels und Gaststätten sind – diese Aufträge sind durch die Schließungen alle weggebrochen, was gleichbedeutend mit einem großen Umsatzverlust ist. Das gilt ebenso für Betriebe, die Catering für private Feiern organisieren, auch sie haben zurzeit keinen Umsatz. Bessere Lage in Medizintechnik und Lebensmitteleinzelhandel: „Die Coronakrise trifft alle Branchen, wie unsere Umfragen bei den Unternehmen in der Hansebelt-Region belegen“, sagt Can Özren, Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck. Besonders zu leiden hätten Gastromoniebetriebe, Hotels, touristische Dienstleister wie Reisebüros und der Einzelhandel. „Besser sieht es dagegen in der Medizintechnik aus, im Baugewerbe, in Baumärkten und im Lebensmitteleinzelhandel“, sagt Özren. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Schon sechs Tote im Pflegeheim Rümpel bei Bad Oldesloe Endlich geht’s wieder los: Handel hofft auf gute Geschäfte im Norden Diese Regeln gelten jetzt für die Geschäfte im Norden Schulstart ab 21. 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