Corona-Lockdown verlängert und gelockert: Das gilt in SH ab 8. März

CDU-Ministerpräsident Daniel Günther hatte hoch gepokert. Sollten die Bundeskanzlerin und die anderen Länderchefs den Lockdown nicht lockern wollen, werde Schleswig-Holstein eben im Alleingang die Geschäfte wieder öffnen, hatte er am Mittwoch vor der Ministerpräsidentenkonferenz gen Berlin gedroht. In der Nacht zu Donnerstag fuhr er den Erfolg ein. Die von Angela Merkel bis zuletzt zäh verteidigte Koppelung von Lockerungsschritten an die außer Sichtweite geratene 35er-Inzidenz war während der elfstündigen Beratungen der Ministerpräsidenten gekippt worden. Am 8. März dürfen die Geschäfte im Norden wieder öffnen: Und das heißt: Ab Montag, 8. März, können die Geschäfte im Norden nun ganz sicher und im Einklang mit den Nachbarländern wieder öffnen. Die Inzidenz liegt in Schleswig-Holstein seit drei Tagen einige Prozentpunkte unter 50, am Mittwoch bei 46,4. In welcher Form genau die Öffnung erfolgen solle, werde am Donnerstagvormittag in der Jamaikakoalition beraten, sagte Günther. Steige die Inzidenz wieder auf einen Wert zwischen 50 und 100, soll aber in jedem Fall „Click and Meet“ möglich sein, also das Einkaufen im Laden zu einem zuvor fest vereinbarten Termin. Sondersitzung des Landtags: In einer Sondersitzung des Landtags ab Donnerstagmittag will der MP die konkreten Maßnahmen erläutern. In jedem Fall aber hätten sich die Diskussionen auf dieser Schaltkonferenz aus schleswig-holsteinischer Sicht gelohnt, sagte Günther zu mitternächtlicher Stunde im Landeshaus. Bürgern und Betrieben werde eine Perspektive „für realistische Öffnungsschritte“ gegeben. So setzte Schleswig-Holstein zusammen mit einigen anderen Ländern auch durch, dass schon auf der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 22. März ganz konkret über die Öffnung von Gastronomie, vor allem auch der Außengastronomie, sowie Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen beraten wird. Günther will den Osterurlaub retten: Man habe es geschafft, alle Formulierungen aus dem Kanzleramts-Entwurf zu streichen, die gemäß Merkels Marschroute auf eine Absage des Osterurlaubs hinausgelaufen wären, erklärte Günther in der Nacht sichtlich stolz. Es sei doch nicht sinnvoll, den Menschen das Reisen in ferne Länder zu erlauben, den innerdeutschen Tourismus aber lahmzulegen, hatte der MP im Vorfeld betont. Darüber hinaus werden im Norden nun am 8. März zum Beispiel auch die Fahrschulen ihren Betrieb wieder aufnehmen und Buchhandlungen, Museen und Galerien wieder öffnen dürfen – mit einer Kundenbegrenzung und Hygienekonzepten. Auch Individualsport soll wieder in größerem Rahmen möglich werden. Bei sehr hohen Inzidenzen in einzelnen Kreisen oder kreisfreien Städten könnten dort Lockerungen zeitweise auch wieder ausgesetzt werden. Kontaktbeschränkungen werden gelockert: „Wir haben damit heute den Perspektivplan verabschiedet, den ich auch gerne schon auf der vorangegangenen Konferenz gesehen hätte“, sagte Günther. Dazu gehöre auch, dass die Kontaktbeschränkungen gelockert werden. Künftig sind in Schleswig-Holstein in der Öffentlichkeit und zu Hause wieder Treffen von bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten erlaubt. Derzeit sind es nur Treffen mit einer weiteren Person. Sobald die Inzidenz in Regionen unter 35 sinkt, können gemäß Konferenzbeschluss auch Treffen mit bis zu zehn Personen erlaubt werden. Als besonderen Erfolg wertet Günther dabei, dass das nicht für Kinder gilt. „Kinder bis 14 Jahre zählen dabei nicht mit“, sagt der Ministerpräsident. Und: „Paare zählen, auch wenn sie nicht in einer Wohnung leben, als ein Hausstand.“ So dürfe ein Paar also in jedem Fall wieder gemeinsam die Eltern besuchen. Lockdown offiziell bis 28. März verlängert: Grundsätzlich hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefs der Länder aber auf eine Verlängerung des Corona-Lockdowns bis zum 28. März geeinigt. Das hatte Merkel zuvor bekannt gegeben. „Was wir gemeinsam durchgestanden haben, das war hart“, sagte die Kanzlerin und dankte der deutschen Bevölkerung für die Anstrengungen. Einige Lockerungen bei Kontakten Einzelhandel und Freizeit könnten jetzt schon bald in Kraft treten. Es gebe „Schritte der Öffnung, aber auch Schritte, die uns in der Pandemie nicht zurückwerfen“. Man könne „den Übergang in eine neue Phase gehen“. Lesen Sie auch Bürgermeister von Sylt will nur Urlauber mit negativem Corona-Test auf die Insel lassen Fitnessstudios in SH dürfen öffnen – aber fast keines macht mit Lockdown: Diese Branchen in SH müssen auf Lockerungen noch warten Spätestens im April sollen auch alle Hausärzte impfen: Ein zentrales Thema der Verhandlungen war auch die Impfstrategie. Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder drängte auf eine Beschleunigung der Impfungen auch unter Einbeziehung von Ärzten in der Fläche. Das Motto müsse sein: „All you can vaccinate.“ Deshalb seien so schnell wie irgend möglich alle Ärzte einzubeziehen: niedergelassene Hausärzte, Betriebsärzte, Krankenhäuser und dann auch Schulärzte. Das soll nun ab Ende März oder spätestens Anfang April erfolgen, vereinbarten die Regierungschefs. Von Wolfram Hammer und Lars Fetköter