Corona-Regeln: Lübeck will härter durchgreifen

Betroffen sind in Lübeck der Drehbrückenplatz und die Clemensstraße in der Altstadt sowie der Carlebachpark im Hochschulstadtteil. Denn an diesen Party-Treffpunkten halten sich feiernden Menschen nicht an den Corona-Abstand von 1,50 Meter. Bis zu 250 Partygänger tummeln sich auf engem Raum. Am vergangenen Wochenende hat die Polizei 60 Verstöße gegen das Abstandsgebot notiert. „Derzeit prüfen wir, wie unzulässige Partys im öffentlichen Raum unterbunden werden können“, sagt Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Die Entscheidung fällt diese Woche – und die neuen Regeln gelten dann vom kommenden Wochenende an. Zudem ist die Schonfrist vorbei. Bislang wurde jemand, der den Corona-Abstand nicht eingehalten hat, nur verwarnt. Ab sofort muss er 150 Euro Bußgeld zahlen. Wer ein zweites Mal erwischt wird, muss 300 Euro bezahlen. Lesen Sie auch: Kein Corona-Abstand: Wird der Drehbrückenplatz jetzt gesperrt? Garg: Zusätzliche Maßnahmen können sinnvoll sein: „Wo Mindestabstände nicht eingehalten werden und deshalb das Infektionsrisiko möglicherweise steigt, können zusätzliche Maßnahmen, die auf die örtlichen Besonderheiten abzielen, sinnvoll sein“, sagt Gesundheitsminister Heiner Garg. „Wichtig bleibt: Abstände einhalten, Hygieneregeln beachten und rücksichtsvoll miteinander umgehen. Gerade auch im Urlaub und bei schönem Wetter.“ Insgesamt sei die Lage weiterhin – trotz Tourismus und Sommerferien – gut. „Es kommt vereinzelt immer wieder auch zu Nichteinhaltung der Abstandsregelungen. Hier muss immer wieder betont werden, dass jede und jeder Einzelne es mit in der Hand hat, mit so viel Freiheit wie möglich und so wenig Einschränkungen wie nötig seinen Teil zu einer gemeinsamen Bewältigung der Pandemie beizutragen“, sagt Garg. Nicht das Erreichte gefährden: Er denke schon, dass die Aufmerksamkeit für Corona bei dauerhaft niedrigem Infektionsgeschehen etwas abnehme, sagt Gesundheitsminister Garg. Deshalb sei es gerade wichtig, immer wieder zu betonen: Wir leben mit dem Virus, die Pandemie ist nicht vorbei. Auf der anderen Seite wolle er auch betonen, dass wir nur dank der Disziplin der Menschen in Schleswig-Holstein die Krise bislang so gut gemeinsam meistern konnten. „Wenn wir jetzt unvorsichtig würden, gefährdeten wir die wieder erlangte Freiheit. Deshalb meine Bitte: Nehmen Sie Rücksicht, vor allem auch auf die besonders vulnerablen Gruppen, halten Sie die Regeln ein und wenn ein Strand zu voll sein sollte, fahren Sie lieber ein paar Kilometer weiter – in Schleswig-Holstein gibt es Platz für alle!“ Landespolizei: Zahl der Verstöße gesunken: Das Landespolizeiamt hat im April noch 706 Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetzt registriert, sie hingen vor allem mit nicht eingehaltenen Abstandsregeln oder dem untersagten Betrieb von Gewerbe zusammen. Danach nahm die Zahl stark ab, im Mai seien es 225 und von Anfang bis Mitte Juni 57 Fälle gewesen. Nach wie vor hielten sich die allermeisten Bürgerinnen und Bürger an die Einschränkungen. Bei besonderen örtlichen Gegebenheiten könne es aber immer wieder zu einem Unterschreiten des Mindestabstands kommen. Die Polizei setze dann auf die Vernunft und appelliere, die veröffentlichten Verhaltensregeln ernst zu nehmen und einzuhalten“, sagt Sprecher Torge Stelck. Die Ansteckungsgefahr seit in und aus Gruppen heraus am größten. „Unser Appell lautet daher: Bitte achten Sie unbedingt, auch im Freien, auf den notwendigen Sicherheitsabstand zu anderen Personen und verhalten Sie sich verantwortungsbewusst.“ Kiel: Richtiges Verhalten notfalls durchsetzen: Andere Städte wollen dem Lübecker Beispiel nicht folgen. „Für bestimmte Orte eine Maskenpflicht für alle anzuordnen, halte ich nicht für notwendig“, sagt Kiels Gesundheitsdezernent Gerwin Stöcken. Es gebe ohnehin schon so viele unterschiedliche Verordnungen. „Wenn man ein Wörterbuch benötigt, um sie zu verstehen, wird irgendwann jeder müde, sie einzuhalten.“ Stöcken bezeichnet den Mundschutz als sinnvolle Ergänzung zu den Hygieneregeln. „Er ist aber kein Allheilmittel., Ich vertraue darauf, dass die Kielerinnen und Kieler wissen, wo sie Abstand halten müssen, wann sie die Hände waschen sollten und wo eine Maske sinnvoll ist.“ In der Landeshauptstadt sind vor allem die Kiellinie an der Förde, die Hörn, Schilksee, der Falckensteiner Strand und Plätze in der Innenstadt beliebte Treffpunkte. „Wenn wir feststellen, dass bei bestimmten Veranstaltungen das Bewusstsein für den Schutz der anderen und für sich selbst nicht vorhanden ist, dann sprechen wir die Menschen an“, sagt Gesundheitsdezernent Stöcken. Die meisten reagierten dann sofort, denn häufig werde es einfach nur vergessen. „In anderen Fällen fordern wir das richtige Verhalten ein und müssen es notfalls mit entsprechenden Maßnahmen durchsetzen.“ Flensburg: Die allermeisten halten sich an Vorschriften: „Wir haben den Eindruck, dass die Menschen im Moment wachsamer sind als noch im Juni nach der ersten großen Lockerung“, sagt Clemens Teschendorf, Sprecher der Stadt Flensburg. Man habe einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt, der an beliebten Treffpunkten wie den Stränden, der Hafenspitze und der Innenstadt Streife laufe. Wer gegen die Abstandsregel verstoße, werde angesprochen, es gebe aber nur sehr wenige Missachtungen. „Die allermeisten Menschen halten sich an die Vorschriften“, sagt Teschendorf. Diese Strategie habe sich bewährt, mit der Gastronomie gebe es ein „gutes Miteinander“. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Corona-Knigge: So geht Urlaub im Norden während der Pandemie Ratzeburger Corona-Patient kämpft sich ins Leben zurück 15 Todesfälle: So bewältigte der Wohnpark in Rümpel die Coronakrise So bereiten sich Schulen auf eine mögliche zweite Welle vor Corona-Tests an Schulen: Die neue Strategie der Landesregierung Corona-Kurve stark abgeflacht – UKSH-Experte warnt vor Leichtsinn Diese Veranstaltungen in Schleswig-Holstein fallen aus Lockerungen: Diese Dinge sind seit dem 20. Juli in Schleswig-Holstein erlaubt Abstands- und Hygieneregeln in Schleswig-Holstein: So teuer sind Verstöße Das sind jetzt die Regeln für Restaurants und Gaststätten in Schleswig-Holstein Zum Nachfahren: Schöne Fahrradtouren rund um Lübeck Schutzmasken richtig tragen: So geht’s! Diese Maskentypen gibt es – und so werden sie richtig genutzt Maskenpflicht in Schleswig-Holstein – das müssen Sie wissen Von Christian Risch und Josephine von Zastrow