Corona-Schnelltests für Pflegeheime in SH kommen mit Verzögerung

Beschäftigte, Bewohner und Besucher in Pflegeheimen und Kliniken sollen in nächster Zeit verstärkt auf Corona getestet werden – und das möglichst unkompliziert und schnell. Eine neue Testverordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ermöglicht daher ab sofort Corona-Schnelltests. Diese Antigen-Tests haben den Vorteil, dass sie direkt vor Ort ausgewertet werden können, und nicht in ein Labor müssen. Außerdem liegt das Ergebnis je nach Hersteller in 15 bis 30 Minuten vor – und nicht erst nach zwei bis drei Tagen. Die Schnelltests sind zunächst nur für den Gesundheits- und Pflegebereich gedacht. Es gehe darum, zuerst einmal die „Meistgefährdeten“, wie Pflegebedürftige, Patienten und auch Beschäftigte im Gesundheitswesen zu schützen, betonte Spahn. „Die Tests bedeuten weniger Isolierung“: Regelmäßige Schnelltests seien nach der „hitzigen Diskussion um den Infektionsschutz in Pflegeeinrichtungen“ ein Schritt in die richtige Richtung, betont Kay Oldörp vom schleswig-holsteinischen Verband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA). Die Tests seien eine Grundlage, um zu entscheiden, welche Lockerungen im Gesundheitsbereich trotz steigender Infektionszahlen möglich sind. Im Frühjahr wurde zeitweise ein Besuchsverbot in Pflegeheimen und Kliniken erlassen, um Bewohner, Patienten und Personal zu schützen. Deswegen freut sich auch die Vorwerker Diakonie aus Lübeck über den Vorstoß Spahns, die fünf Seniorenpflegeeinrichtungen betreut. „Für die Pflegeeinrichtungen können die Tests weniger Isolierung bedeuten“, betont Sprecher Lutz Regenberg. Dadurch, dass theoretisch jeder Besucher getestet werden könnte, erlaube das den Einrichtungen mehr Flexibilität. Geschultes Personal für Schnelltest erforderlich: Allerdings seien viele Fragen und Voraussetzungen noch offen, um Spahns Testverordnung auch umzusetzen, erklärt Regenberg. Jede Pflegeeinrichtung müsse ein Testkonzept vorlegen, was von dem örtlichen Gesundheitsamt innerhalb von 30 Tagen geprüft werde. Auch die Kostenübernahme sei noch nicht final geklärt. Außerdem müsse der Schnelltest nach wie vor von medizinischem oder geschultem Personal durchgeführt werden. Schnelltest nicht so genau wie PCR-Test: Denn auch für einen Antigen-Test wird ein Nasen-Rachen-Abstrich gemacht. Ein weiterer Nachteil: Antigen-Tests gelten als nicht so genau wie PCR-Tests. Ein positives Antigen-Testergebnis soll zur Sicherheit durch einen PCR-Test bestätigt werden. Gleichzeitig schließe ein negatives Antigen-Testergebnis die Möglichkeit einer Infektion mit Sars-CoV-2 nicht aus, betont das Gesundheitsministerium. Deshalb solle ein Antigen-Test nur bei Personen erfolgen, bei denen ein falsch negatives Ergebnis nicht zu schwerwiegenden Konsequenzen führt. Schnelltests noch keine Lösung für Veranstalter: Für den privaten Bereich oder Veranstaltungen eignen sich die Antigen-Tests aufgrund der Handhabung eher nicht. Laut Thilo Gollan, Geschäftsführer der Lübecker Kulturwerft Gollan, würde ein Schnelltest auch nicht viel an der Situation der Veranstaltungsbranche ändern: Solange Abstandsregeln gelten und die Personenzahl begrenzt ist, sind wirtschaftliche Veranstaltungen kaum möglich. Nichtsdestotrotz wäre ein verlässlicher Schnelltest ein erster Schritt in eine neue Normalität, betont Ilona Jarabek, Geschäftsführerin der Musik- und Kongresshalle Lübeck. „Eine Lösung für die konkrete Umsetzung und Kostenverteilung müsste allerdings noch erarbeitet werden.“ Land wartet auf noch qualitative Tests: Bislang werden Antigen-Tests noch nicht in der Hansestadt eingesetzt – eine Abstimmung mit dem Land stehe noch aus, erklärt ein Sprecher. Nach Angaben der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein wird es noch einige Wochen dauern, bis überall Tests verfügbar sind, die die Mindestkriterien des Robert Koch-Instituts erfüllen. „Sobald qualitativ hochwertige Antigen-Tests in ausreichender Menge am Markt verfügbar sind, werden diese auch in Schleswig-Holstein vermehrt zum Einsatz kommen“, heißt es aus dem schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerium. Von Annabell Brockhues