Corona: So geht es Lübeckern nach der Astrazeneca-Impfung

Es war eine knappe Geschichte: Am Vorabend gegen 20.40 Uhr sei die E-Mail gekommen, berichtet Carolin Küster (44). Am Freitagmorgen könne sie sich in der Lübecker MuK mit Astrazeneca impfen lassen – nun doch. Ursprünglich war der Termin abgesagt worden. Damit folgte das Land der der Anweisung des Bundesgesundheitsministeriums, das aufgrund der Empfehlung des Paul-Ehrlich-Institutes die Verwendung des Impfstoffes ausgesetzt hatte. Ursache waren Bedenken wegen Blutgerinnseln und Todesfällen bei Geimpften gewesen. Entsprechend zögerte auch Carolin Küster zunächst, den Termin am Freitagmorgen anzunehmen. „Ich habe ein geschwächtes Blutgefäß im Gehirn – deshalb habe ich zuerst meinen Arzt angerufen.“ Der konnte sie beruhigen: Das Risiko sei bei anderen Impfungen gleich hoch. „Jetzt habe ich es gemacht und fühle mich gut.“ Kaum Termine abgesagt: Mit ihrer Entscheidung steht die Zahnärztin aus Lübeck nicht allein. In den Impfzentren im Land seien so gut wie alle Menschen zu ihren Terminen erschienen, teilte das Kieler Gesundheitsministerium mit. „Das erste Stimmungsbild aus den Impfzentren ist wirklich erfreulich positiv“, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg. „Das zeigt die sehr große Impfbereitschaft in Schleswig-Holstein.“ Im Norden waren 8500 Termine ausgefallen – die Betroffenen sollen nun für den Zeitraum 29. März bis 11. April neue Einladungen erhalten. Befürchtungen wegen Astrazeneca zerstreut: Zu denjenigen, die ihren zunächst stornierten Termin am Freitag doch noch wahrnehmen konnten, gehört auch Thomas Klatte (44), der ebenfalls am Abend zuvor von der Impfmöglichkeit erfuhr. „Mein Onkel und meine Cousine sind Ärzte, die habe ich gleich am Telefon gefragt – und sie haben mich beruhigt.“ Das Impfteam in der MuK habe seine letzten Befürchtungen zerstreut. Jetzt habe er zwar einen heißen Arm, stellt der Heilerziehungspfleger fest. „Aber sonst geht es.“ Sie habe abgewogen, meint Susanne Körkemeyer (55), die ebenfalls gerade aus dem Impfzentrum kommt: Einerseits die Befürchtungen bezüglich des Astrazeneca-Impfstoffs, andererseits die Sicherheit, die sie durch die Immunisierung erlange. Letzteres wiege für sie schwerer. „Ich bin Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche. Es ist mir wichtig, dass die Kinder und ich geschützt sind.“ Die Impfung habe sie gut überstanden. Momentan fühle sie sich „sehr gut“. Trotz Impfstopp: Vertrauen ins Gesundheitssystem: Der enge Kontakt zu den Kunden hat bei Sabine Deutsch (61) den Ausschlag gegeben. „Ich bin Augenoptikerin und passe Kontaktlinsen an.“ Da komme es zu vielen Berührungen, aus der Distanz sei diese Arbeit nicht möglich. Deshalb wolle sie sich schützen. Was den Impfstoff betreffe, vertraue sie dem Gesundheitssystem. „So etwas wird nicht leichtfertig freigegeben.“ Krankenpfleger Christian Achhorner (59) sagt, da er im medizinischen Bereich arbeite, glaube er das Risiko gut einschätzen zu können. „Da waren die Impfungen in den 60er-Jahren zehnmal schlimmer.“ Er sei wohlauf. „Das passt schon.“ Nach Impfung schmerzt der Arm: Tanja Jacobsohn (56), Apothekerin aus Lübeck, ist froh, dass der ursprünglich abgesagte Termin noch geklappt hat. Alles sei gut gelaufen. „Mir geht es gut.“ Da ihre Apotheke eine Teststation betreibe, habe sie sich impfen lassen dürfen. „Angst hatte ich keine.“ Lesen Sie auch Corona in Schleswig-Holstein und Lübeck: Aktuelle Zahlen am 19.03.2021 Corona-Impfung in Schleswig-Holstein: So viele Menschen wurden geimpft - Stand 19.03.2021 Corona: Der erste Tag im Lübecker Impfzentrum in der MuK „Ist doch klasse, dass es mit den Impfungen vorangeht, das gibt für alle und die eigene Gesundheit mehr Sicherheit“, urteilt Medizinstudentin Friederike Möllenkolk (23). „Ich hab’ mich auf die Impfung gefreut.“ Nur der Arm tue jetzt ein bisschen weh. Aber das sei wohl normal. „Ich fand’s gut“, resümiert Wibke Böcker (19) nach Erhalt ihrer Astrazeneca-Dosis. „Außer vor der Spritze hatte ich keine Angst.“ Sie absolviert in Lübeck ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ). Da sie keine besonderen Vorerkrankungen habe, habe sie auch keine Probleme gesehen. Minister Garg äußerte sich verhalten optimistisch, dass die bis Ende April bereits vergebenen Termine mit Astrazeneca eingehalten werden können. „Weitere Liefermengen-Reduzierungen würden wir aber nicht aushalten.“ Von Marcus Stöcklin