Corona-Unterricht: Schüler in SH fühlen sich übergangen

Schule in Coronazeiten: Politiker und Wissenschaftler diskutieren seit Monaten schon, wie man Kinder und Jugendliche trotz Pandemie am besten unterrichten könnte – nur die Schüler selbst frage mal wieder keiner, klagt die Landesschülervertretung der Gymnasien und Gemeinschaftsschulen und macht jetzt eigene Vorschläge. So könnte es etwa durchaus helfen, wenn die Jugendlichen jetzt mal den Lehrern Nachhilfe erteilen – in Digitalisierung. Schülervertreter fühlen sich übergangen: Letzter Auslöser war die Debatte über die Verlängerung der Weihnachtsferien. Die Schüler im Norden sollen erst am 11. Januar wieder in die Schulen kommen, nicht schon am 7. Am 7. und 8. Januar sollen sie das Distanz-Lernen via Internet üben, hat das Kieler Bildungsministerium angeordnet. „Wir fühlen uns in der Entscheidungsfindung und angedachten Rückmelderunde bezüglich der Distanzlern-Übungstage eindeutig übergangen“, sagt die Vize-Landesschülersprecherin Anna Weigand jetzt. Ein Reden über Schüler ersetze aber nicht das Reden mit Schülern. Man habe einen „Wunsch nach Andersgestaltung“. Lehrer-Nachhilfe von fachkundigen Schülern? Es mache keinen Sinn, zwei Tage trotz immer noch vorhandener technischer Probleme mit dem Versuch zu verbringen, fächerspezifische Inhalte zu vermitteln, urteilen die Schülervertreter. Man fordere daher, „dass alle Beteiligten diese zwei Übungstage nutzen, um digitale Kompetenzen zu erweitern“, sagt ihr Kollege Jonas Fischer. Und dabei sei es nur zu befürworten, wenn fachkundige Schülerinnen und Schüler „den Lehrkräften bei Bedarf in der Unterrichtsvorbereitung und -umsetzung zur Seite stehen“. Digitale Kompetenzen könnten so auf Lehrer- und Schülerseite ausgebaut und „ein gegenseitiges Vermitteln notwendiger digitaler Kompetenzen“ gefördert werden. Für Abschlussjahrgänge sollte es abschlussrelevante Fachtage geben. Schüler Union fordert mehr Homeschooling: Derweil gehen auch bei Schülerverbänden die Vorstellungen über den richtigen Weg der Schulen durch die Pandemie weit auseinander. Die CDU-Schüler-Union Schleswig-Holstein etwa fordert – ganz im Gegensatz zu CDU-Bildungsministerin Karin Prien – die Rückkehr zum Homeschooling. Die Situation an den Schulen sei im Moment aufgrund steigender Coronazahlen nicht tragbar, sagt deren Chef Lasse Carstensen. Maskenpflicht, Stoßlüften und Abstandhalten zwischen den Kohorten schützten nur theoretisch vor der Ausbreitung des Virus. Tatsächlich träfen sich Freunde auch über Kohorten hinweg. Außerdem seien viele Schulgebäude ohnehin überfüllt. Die Schüler Union fordert daher, die Klassen 7 bis 12 grundsätzlich an drei Tage pro Woche von zu Hause aus zu unterrichten und zwei Tage in Präsenz mit halber Klassengröße. Dann sollten die Kern- und Profilfächer gelehrt werden. Schülerkammer fordert Präsenzunterricht: Die Hamburger Schülerkammer hingegen spricht sich komplett gegen solchen Hybrid-Unterricht aus. Wer das fordere, habe den Ernst der Lage nicht verstanden, heißt es auch dort – allerdings bezogen auf den Schaden, den eine Schulschließung wie im Frühjahr am Bildungsauftrag anrichte, sagt der Landesvorsitzende Henry Behrens. Viele Schüler müssten den Stoff aus dem letzten Schuljahr noch nacharbeiten und bräuchten dafür die Präsenzbetreuung durch eine Lehrkraft, sagt Behrens. „Wenn man diese Schüler nun nur noch wochenweise in die Schule ließe, wäre der Verlust von Schulstoff nicht mehr nachzuholen.“ Weil Kinder und Jugendliche aus prekären Verhältnissen von der Krise härter betroffen seien, klaffe bereits jetzt eine „große soziale Lücke im Bildungswesen“. Reichen die Hygienemaßnahmen aus? Die Hamburger Schülerkammer hält die aktuellen Hygienemaßnahmen zudem für „sinnvoll und effektiv“, wenn sie konsequent angewandt werden. „Das Tragen einer Maske ist zwar störend, jedoch genauso wie das regelmäßige Stoßlüften zumutbar“, sagt Henry Behrens. Lesen Sie auch: „Sh.itslearning“: Unglücklicher Name für Schulplattform in SH Kaum Maskenverweigerer an den Schulen in Schleswig-Holstein Von Wolfram Hammer