Corona bei Kindern: Müssen Kitas und Schulen in SH wieder schließen?

Wie geht es weiter mit Schulen und Kitas in Schleswig-Holstein? Der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat bereits in der vergangenen Woche davor gewarnt, dass es verstärkt zu Corona-Ausbrüchen in Kitas und Schulen kommt – Lehrer im Land sind besorgt. „In einer solchen Situation halten wir es für unangebracht, den Präsenzunterricht an den Schulen in Kreisen mit hohen und steigenden Inzidenzwerten auszuweiten, ebenso wenig den Betrieb in Kindertagesstätten“, sagt Bernd Schauer, Geschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Schleswig-Holstein (GEW). Kein Risiko: Lehrer in SH fordern halbierte Klassen: „Vorsicht statt Risiko“ ist laut Schauer das Gebot der Stunde. „Bei einem regionalen Inzidenzwert von über 50 sollten auch die Grundschulen in den Wechselunterricht gehen. Mit halbierten Klassen und Gruppen lässt sich das Infektionsrisiko besser in Grenzen zu halten“, sagt Schauer. Das Hauptproblem bleibe aber, dass es zu wenig Impfstoff gebe. Impfangebote für Lehrer werden sich laut Schauer auch durch das Aussetzen der Impfungen mit dem AstraZeneca-Wirkstoff weiter verzögern, „Zusammen mit steigenden Inzidenzwerten führt das natürlich zu wachsenden Sorgen und Ängsten“, so Schauer. Kreis Herzogtum Lauenburg: So viele Kinder haben sich infiziert: Wie viele Kinder sich in Schleswig-Holstein bereits mit dem Coronavirus in Schulen oder Kitas angesteckt haben, ist nicht klar. Im Kreis Herzogtum Lauenburg steigen die Zahlen von infizierten Kindern im Kita- und Schulalter (1 bis 5 Jahre bzw. 6-18 Jahre): Im vergangenen Jahr haben sich nach Angaben des Kreises insgesamt 194 Kinder im Schulalter und 27 Kinder im Kitaalter mit dem Coronavirus infiziert. In den ersten Monaten des Jahres 2021 wurden bereits 110 Kinder im Schul- und 25 Kinder im Kitaalter positiv getestet. In der vergangenen Woche wurden neun Kinder im Kitaalter positiv auf das Coronavirus getestet – der höchste Wochenwert seit Beginn der Pandemie. Wo genau die Infektionen stattgefunden haben, ist nach Angaben von Kreissprecher Tobias Frohnert nicht sicher, zumindest sei „nicht zwangsläufig das schulische Umfeld oder die Kita-Umgebung als Infektionsquelle zu verstehen“. Im Kreis Herzogtum Lauenburg sind weder Kitas noch Schulen derzeit im Regelbetrieb, sondern nach wie vor nur eingeschränkt geöffnet. „Seit Mitte Februar gab es potenzielle Ausbrüche beziehungsweise Ausbrüche in fünf Kitas und acht Schulen im Kreis“, sagt Frohnert. Lesen Sie auch Corona-Tests für Kinder: Das sollten Eltern beachten Auf jeden Jugendlichen in der Region Lübeck kommen 2,15 Lehrstellen Schärfere Regeln und Lockdown? Hamburg reißt Inzidenz-Grenzwert von 100 50 Kinder im Kreis Segeberg mit Corona infiziert: Im Kreis Segeberg, der gerade mit einem Inzidenzwert von 96,7 zum Corona-Hotspot Schleswig-Holsteins wurde, gab es in den letzten Wochen ebenfalls Fälle in Schulen und Kitas. Corona-Lockerungen wurden daraufhin wieder zurückgenommen, was besonders Eltern empörte. „Aktuell sind rund 50 Kinder und zwölf Schul- beziehungsweise Kitabeschäftigte nachweislich infiziert“, sagt Kreissprecherin Sabrina Müller. Betroffen seien acht Kitas und 13 Schulen, meist seien es Einzelfälle, teilweise gebe es aber auch Fälle in mehreren Klassen einer Schule. „Je nach Ermittlungen des Infektionsschutzes sind an den Einrichtungen keine Maßnahmen notwendig gewesen, in anderen Fällen mussten Kohorten, Gruppen oder ganze Klassen in Quarantäne“, sagt Müller. „Behördlich komplett geschlossen werden musste bisher die Südstadt-Kita in Bad Segeberg aufgrund eines größeren Ausbruchgeschehens.“ Schnelltests für Schüler: Wer organisiert das? Um den Unterricht in Schleswig-Holstein sicherer zu gestalten, sollen sich ab nächster Woche alle Schülerinnen und Schüler einmal pro Woche auf Corona testen lassen können. Wie das genau organisiert werden soll, steht noch nicht fest. Das Land hat vorgegeben, dass die Tests in der Schule und nicht zu Hause durchgeführt werden sollen. Erste Schulen haben aber schon Eltern informiert, dass die Schüler den Test mit nach Hause nehmen und sich dort testen sollen, weil sie mit der Organisation der Testungen überfordert sind. Die GEW begrüßt das Testangebot grundsätzlich, aber: „Tests ersetzen keine Impfungen. Dass Schülerinnen und Schüler jetzt in großer Zahl getestet werden können, ist aber wenigstens ein Fortschritt“, sagt Schauer, der kritisiert: „Die Organisation ist unter aller Kanone. Wieder einmal werden die Schulen hängen gelassen. Es gehört eindeutig nicht zu den Aufgaben von Schulleitungen, derartige Testungen zu organisieren und auch noch die Tests aus der Kreisstadt abzuholen.“ Von Hannes Lintschnig