Corona und Distanzunterricht: Belastung für Schüler und Eltern nimmt zu

Schlechtes Zeugnis für Gymnasien im Norden: Der Landeselternbeirat (LEB) der Gymnasien in Schleswig-Holstein hat gemeinsam mit der Landesschülervertretung Eltern und Schüler zum Thema Distanzlernen während der Corona-Pandemie und dem Lockdown in Schleswig-Holstein befragt. Rund 9000 Eltern und 5500 Schüler haben sich an der Umfrage im Januar beteiligt. „Es wurde schon einiges im Bereich Distanzlernen bewegt“, fasst LEB-Vorsitzende Claudia Pick die Ergebnisse zusammen. „Aber es gibt nach einem Jahr leider noch zu viel Optimierungsbedarf.“ Corona: Schüler empfinden Druck beim Distanzlernen: Das Distanzlernen scheint bei Schülern zu Anspannung und Druck zu führen, rund 40 Prozent berichteten dies. Besonders Oberstufenschüler sind davon betroffen, aber auch Schüler in der Orientierungsstufe. Ein Drittel der Befragten gab an, dass Distanzunterricht den Präsenzunterricht „gar nicht“ ersetzen kann, lediglich rund ein Viertel geht davon aus, dass dies für mehrere Wochen funktioniert. „Es zeichnet sich ab, dass die Akzeptanz des Distanzlernens mit der emotionalen Belastung der Schüler wie auch Eltern zusammenhängt“, sagt Claudia Pick. Im Vergleich zum ersten Lockdown bemerken die Befragten aber auch deutliche Fortschritte, etwa bei der Nutzung von Lernmanagementsystemen oder der Zunahme an Videokonferenzen. 40 Prozent der Befragten nutzen das Lernmanagementsystem „IServ“, das vom Land gestellte „Itslearning“ nutzen derzeit 14 Prozent. Aber: „Die Stabilität der Videokonferenzen ist mit den gegebenen Plattformen für die Unterrichtspraxis nicht tauglich“, heißt es in der Mitteilung des LEB. Lesen Sie auch Schüler im Lockdown: Sollten Abschlussprüfungen in SH abgesagt werden? Corona in Lübeck: Der erste Tag im Wechselunterricht an Grundschulen Öffnung von Schule und Kita: So gehen SH, MV, Hamburg und Niedersachsen vor Lernen im Lockdown: Eine Woche auf Feedback warten: Nach wie vor würden Schülern oftmals nur Aufgaben aus Schulbüchern und Arbeitsblättern bereitgestellt. Ein Großteil der Befragten berichtet, dass sie Feedback von Lehrern zum Teil erst nach einer Woche erhalten – ein Drittel gab sogar an, dass regelmäßig überhaupt keine Rückmeldungen zu den geleisteten Aufgaben bei ihnen ankommt. Das hat auch Folgen für Eltern: Bei 40 Prozent der Unterstufenschüler mussten die Eltern beim Verständnis der Lerninhalte helfen. „Über die Hälfte der Eltern gab dann auch an, dass sich Beruf und Distanzlernen nur schwer miteinander vereinbaren ließen“, so der LEB. „Auffällig ist, dass auch in der Oberstufe bei 25 Prozent der Schüler viel Hilfe beim Verständnis für die Lerninhalte erforderlich war.“ Distanzunterricht hapert auch an anderen Schulen: Der LEB der Gymnasien fordert aufgrund der Ergebnisse der Umfrage, dass verbindliche Mindeststandards für das Distanzlernen erarbeitet und umgesetzt werden müssen. „Distanzlernen muss an jeder Schule mehr sein als das reine Abarbeiten von Arbeitsblättern“, heißt es vom LEB. „Allen Schülerinnen und Schülern an jeder Schule Schleswig-Holsteins muss zeitnah qualitativ angemessenes Distanzlernen angeboten werden.“ Dass es auch an anderen Schulen nicht besonders gut klappt mit dem Distanzunterricht, wurde in einer Umfrage des LEB der Gemeinschaftsschulen im Januar deutlich: Im zehnten Monat der Pandemie seien „zwar einige Erfolge vorzuweisen“, die aber „bei Weitem nicht ausreichend sind“, sagte LEB-Chef Thorsten Muschinski. „Es muss jetzt gehandelt werden, die Zeit läuft und läuft und läuft“, so Muschinski weiter. Von Hannes Lintschnig