Coronavirus: Viele Pflegekräfte haben Angst

„Die Situation in vielen Alten- und Pflegeheimen ist dramatisch“, sagt Steffen Kühhirt. Gerade jetzt, wo es drauf ankomme, stehe nicht einmal ansatzweise genügend Schutzkleidung für die Pflegekräfte bereit, bemängelt der Fachbereichsleiter Soziales bei der Gewerkschaft Verdi. „Viele Pflegerinnen und Pfleger haben Angst, ihre Arbeit zu machen“, sagt Kühhirt. Bei Verdi liefen die Telefone heiß, ihn und seine Kollegen erreichten zahlreiche Anrufe aus dem ganzen Land, in denen Pflegekräfte ihr Herz ausschütten. Dabei sei diese Schutzkleidung existenziell wichtig, da sie Pflegekräfte und Bewohner der Heime gleichermaßen vor Ansteckung schütze. Viele Arbeitgeber würden ihrer Verantwortung in dieser Krise nicht gerecht, sagt Kühhirt. Oft seien es die kleinen, privat geführten Heime, in denen es zu Problemen komme wie jetzt in Rümpel (Kreis Stormarn). „Viele Beschäftigte sind hilflos und wissen nicht, was sie machen sollen“, sagt der Verdi-Mann. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Massive SPD-Kritik: „Dass es zu wenig Schutzkleidung gibt, ist eine Katastrophe in der heutigen Zeit“, sagt die SPD-Sozialpolitikerin Birte Pauls. Es könne nicht sein, dass wir unsere Pflegekräfte ungeschützt in die Gefahrenzone schicken. „Was ich massiv kritisiere ist, dass das Land Schleswig-Holstein augenscheinlich nicht in der Lage ist, ausreichend Schutzkleidung zu bekommen. In anderen Bundesländern und in Dänemark klappt das“, sagt Pauls. Auf Nachfragen habe sie keine Antwort und keine Zahlen bekommen. „Das kreide ich der Landesregierung an.“ Schon vor der Corona-Pandemie sei die Personalstärke in den Pflegeheimen „auf Kante genäht“ gewesen, jetzt sei die Lage dadurch schlimmer. Wenn dann Arbeitgeber infizierte Pflegekräfte weiter arbeiten ließen, halte sie das für „verantwortungslos und fahrlässig und hoffe inständig, dass das nur Ausnahmen sind “, sagt Pauls. „Land muss Bemühungen verstärken“: „Ich kann gut verstehen, dass den Pflegerinnen und Pflegern angst und bange wird“, sagt die CDU-Sozialpolitikerin Katja Rathje-Hoffmann. Es fehle nach wie vor enorm an persönlicher Schutzausrüstung. Die Bundesregierung bemühe sich, die Engpässe zu überbrücken, aber auch das Land müsse seine Bemühungen noch verstärken, sagt Rathje-Hoffmann. Situationen wie in der Einrichtung in Rümpel gelte es zu verhindern. Die Vorstellung, dass infizierte Pflegekräfte Heimbewohner pflegen, finde sie „befremdlich“. Da gehe es auch um die Sorgfaltspflicht des Arbeitgebers. Wer krank sei, müsse zu Hause bleiben. Knappheit wird andauern: Doch nicht nur kleine Heimbetreiber, auch die großen Wohlfahrtsverbände haben Probleme, genügend Schutzkleidung für die Mitarbeiter zu organisieren. „Der Mangel an persönlicher Schutzausrüstung ist nach wie vor ein großes Problem“, erklärte Michael Saitner, geschäftsführender Vorstand des Paritätischen in Schleswig-Holstein. Bei der Beschaffung gehe es mittlerweile zu wie im „Wilden Westen“, erklärte Bernd Schubert, kaufmännischer Geschäftsführer der Awo in Schleswig-Holstein. Es sei zu erwarten, „dass die allgemeine Knappheit von Masken und Schutzkleidung weiter andauern wird und jetzt schon viele Pflegeeinrichtungen in Schleswig-Holstein vor große Herausforderungen stellt“. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Schon sieben Tote im Pflegeheim Rümpel bei Bad Oldesloe Unter strengen Auflagen: Abiturprüfungen in Schleswig-Holstein haben begonnen Kehrtwende in Kiel: Maskenpflicht ab 29. April Notbetreuung bringt Kitas an ihre Grenzen Diese Regeln gelten jetzt für die Geschäfte im Norden Hilferuf: Mehr Schutz für die Pflegeheime Unterricht am Sonnabend? Wirbel um Prien-Vorschlag Kirchen haben Verständnis für Gottesdienst-Verbot Lockerungen: Schleswig-Holstein öffnet Tierparks und Einkaufscenter Diese Großveranstaltungen fallen im Norden aus Hier bekommen Betriebe im Norden Hilfe In Lübeck wird die Atemschutzmaske zum Accessoire LN-Umfrage zur Corona-Krise: Mehrheit für längeres Kontaktverbot Auch Mittelständler können jetzt Zuschuss beantragen Coronavirus: So kooperieren die Lübecker Forscher Lübecks Bürgermeister beantwortet die Fragen der Bürger Von 150 bis 4000 Euro: Alle Bußgelder für Schleswig-Holstein im Überblick Was passiert, wenn ich als Infizierter in die Klinik muss? Quarantäne – was bedeutet das für mich? Von Christian Risch

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