Das sagen Lübecker zur neuen Maskenpflicht

Auf der Straße trägt Timo Nestler (20) seine Stoffmaske. Die meisten Geschäfte in der sonst so belebten Lübecker Einkaufsstraße haben ohnehin geschlossen. Würde er jedoch eine Drogerie betreten oder Kuchen kaufen wollen, müsste er nach den neuen Vorschriften künftig eine FFP2- oder OP-Maske aufsetzen. FFP2-Masken zu teuer? „Das ist auch sinnvoll“, findet der Azubi. „Nur für sozial Schwache ist es schwierig“, glaubt er. Schließlich könne man die Masken nur eine begrenzte Zeit tragen. „Und auf die Dauer geht das gerade mit den FFP2-Masken dann doch ins Geld.“ Er sei der Ansicht, dafür müsse es eine Unterstützung geben. „Für meine hab’ ich sieben Euro bezahlt“, bestätigt Laina Haakansson (57). Insofern halte sie von der Pflicht nichts. „Ich habe nicht viel Geld – und dann soll ich diese teuren Masken kaufen.“ Die Maskenbildnerin ärgert sich auch über die ständig neuen Vorschriften. „Alle paar Tage kommen sie mit Änderungen. Das hat doch keine Struktur. Ich finde das doof.“ Atmen fällt schwerer: „Warum nicht?“, meint dagegen Christiane Möhlenkamp (64). „Ich habe jetzt sowieso immer alle drei Varianten dabei.“ Sie greift in ihre Tasche und holt die beiden vorgeschriebenen Maskentypen hervor. Ihre bunte Alltagsmaske wolle sie aber weiterhin tragen, „so oft es geht“. „In den FFP2-Masken bekomme ich schlecht Luft.“ Auch Christoph Freiherr von Troschke (37) trägt am liebsten seine Stoffmaske. „Von den OP-Masken wird man ja nur noch kränker. Da atmet man Mikrofasern ein und bekommt Reizhusten, das ist das Unhygienischste, was es gibt.“ Er trägt Bart und würde ihn auch abnehmen, wenn er den korrekten Sitz der Maske verhindern würde. „Aber so lang ist mein Bart nicht.“ „Generell ist das eigentlich gut“, bewertet Charleen Kaufmann (26) die neue Vorschrift. „Ich arbeite in der Altenpflege, und da muss man darauf achten, niemanden zu infizieren.“ Zum anderen wolle sie sich selbst schützen. „Ich leide an einer Autoimmunerkrankung und bin deshalb besonders gefährdet.“ „Einzig möglicher Schutz“: Für Jochen Kurt (72) ist die neue Maskenpflicht ebenfalls „in Ordnung“. Er und seine Frau hätten damit kein Problem. „Weil das der einzig mögliche Schutz ist.“ Und auch für Bernd Schöneberger (60) ändert sich nichts, wie er sagt. Er trägt eine auffällige, schwarze Kunststoffmaske mit zwei Filtern. „Das ist eine besondere FFP2-Maske, die ich online gekauft habe“, erklärt er. „Die hat den Vorteil, dass die Brille nicht beschlägt und man besser atmen kann.“ Er überlegt einen Moment und fügt dann hinzu: „Sieht zwar bescheuert aus, aber das ist mir egal.“ Ein sicheres Gefühl: Zu den wenigen, die auch im Freien eine FFP2-Maske tragen, gehört auch Daniela Dierks (50). „Ich habe diese Maske seit zwei Tagen. Und ich muss sagen, ich fühle mich ein bisschen sicherer.“ Leute, die nur hochgezogene Schals tragen, seien ihr suspekt. „Das finde ich schlimm.“ Wegen ihrer vielen beruflichen Kontakte in der Kita hat Wiebke Bäcker (26) ebenfalls keine Probleme, die FFP2-Maske öfter aufzusetzen. „Ich arbeite als Erzieherin und habe viele Kontakte.“ Um andere zu schützen, sei die Maske mit dem höheren Schutzfaktor eine gute Maßnahme. Ihre Freundin Juana Großkreutz (25) ist Hort-Erzieherin. „Da muss man auch mal ein Kind in den Arm nehmen. Die Maske ist bei meiner Arbeit sehr wichtig.“ Sie schränkt ein: „Es wäre schön, wenn FFP2-Masken billiger wären.“ Lesen Sie auch Corona in Schleswig-Holstein und Lübeck: Aktuelle Zahlen am 20.01.2021 Apotheken in SH spüren Ansturm auf FFP2-Masken Corona-Mutationen: Labore in Schleswig-Holstein suchen künftig mit „Nützt ja nix“, stellt Sabine Weiß (64) achselzuckend fest. Sie ist die Kirchenvögtin von St. Marien. Nun könne sie eigentlich alle ihre Stoffmasken wegwerfen. „Mach ich aber nicht.“ Es seien schöne Masken dabei. „Zum Beispiel welche, mit deren Kauf ich das Theater unterstützt habe.“ Und außerdem: „Man weiß ja nie was kommt.“ Von Marcus Stöcklin