Kämpfer legte sich am Mittwoch bei der Ankündigung seiner erneuten Kandidatur für das Oberbürgermeisteramt fest – Kiel wählt am 27. Oktober. „Ich werde 2022 nicht als Spitzenkandidat der SPD in Schleswig-Holstein antreten“, sagte Kämpfer. Er kandidiere vielmehr bei der Oberbürgermeisterwahl für die ganze Legislaturperiode von sechs Jahren.
Günther-Herausforderer gesucht
Kämpfer war in und außerhalb der Partei als einem der wenigen in der SPD zugetraut worden, es mit CDU-Amtsinhaber Daniel Günther aufzunehmen. Der Ministerpräsident fährt in Umfragen immer noch hohe Zustimmungswerte ein. Günthers Jamaika-Koalition mit Grünen und FDP hält weiter zusammen. Kämpfer hat sich immerhin in Kiel breite Zustimmung erarbeitet. Torsten Albig hatte aus diese Position 2012 den Sprung in die Staatskanzlei geschafft.
Samiah El Samdonis Chancen steigen
Kämpfer, Ex-Richter und Ex-Umweltstaatssekretär unter Robert Habeck, gilt zudem als Sozialdemokrat der Mitte, der auch im bürgerlichen Lager Wähler ansprechen kann. Der 46-Jährige wäre allerdings auch bei der übernächsten Landtagswahl 2027 noch jung genug für eine Kandidatur gegen einen dann womöglich abgekämpften Daniel Günther – oder dessen Nachfolger oder Nachfolgerin.
In der SPD läuft die Spitzenkandidatur 2022 damit immer mehr auf die Bürgerbeauftragte Samiah El Samadoni zu. Die 48-jährige Rechtsanwältin hat, so ist in Kiel zu hören, auf jeden Fall die Unterstützung des weiterhin mächtigen SPD-Landtags-Fraktionschefs Ralf Stegner. Die Landtags-CDU unter Fraktionschef Tobias Koch und Landtagspräsident Klaus Schlie jedenfalls hat sich bereits auf die Sozialdemokratin als mögliche Gegnerin eingeschossen. Sie würde die 48-Jährige im kommenden Jahr am liebsten als Bürgerbeauftragte abwählen, lieber eine Grüne oder einen Grünen ins Amt hieven. Grüne und FDP in der Jamaika-Koalition allerdings mauern, halten zu El Samadoni und wollen sie zusammen mit der SPD und dem SSW im Amt bestätigen.
Eher geringe Chancen auf die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl 2022 werden derweil der neuen, Ende März ins Amt gewählten SPD-Chefin Serpil Midyatli eingeräumt. Dass Stegner ihr den Fraktionschef-Posten bei der Wahl im Juni nicht überlassen will, gilt als Signal dafür, dass er gegen eine mögliche Kandidatur der 43-Jährigen anarbeitet.
Wolfram Hammer