Die Tücken des Lake Effects

Schon im Laufe des Sonntags war es in Lübeck zu heftigen Schneefällen gekommen – regional begrenzt. Verantwortlich dafür war der sogenannte Lake Effect: Ursprünglich trockene Kaltluft polaren Ursprungs pfeift mit einer Nordostströmung über die Ostsee. Durch verdunstendes Meerwasser wird sie mit Feuchte angereichert. Wolken ziehen landeinwärts und führen zu Schneeschauerstraßen. Meeno Schrader („Wetterwelt“) hatte in seiner TV-Vorhersage am Sonnabend im Schleswig-Holstein-Magazin (NDR) noch „vereinzelte Schneeschauer“, aber eine „geringe Menge“ angekündigt. „Alles in allem ist die Lage kompliziert“, räumt Rüdiger Hartig vom Deutschen Wetterdienst (DWD) ein. Die DWD-Vorhersage werde für ganz Schleswig-Holstein und Hamburg erstellt. Da sei es für die Kollegen immer problematisch, lokale Phänomene mit unterzubringen. Insbesondere beim Lake Effect sei dies schwierig, „weil am Vortag nicht klar ist, ob der Effekt eher an der Kieler Förde oder an der Lübecker Bucht auftreten wird“. Beim Lake Effect träten Niederschläge nämlich typischerweise räumlich eng begrenzt auf. Sein DWD hatte für den Sonntag immerhin vorausgesagt, dass bei einem Wechsel von Sonne und Wolken „teils kräftige Schneeschauer bis in den Hamburger Raum ziehen“. Jörg Kachelmann (kachelmannwetter.com) hatte als Einziger die Auswirkungen des Lake Effects schon für Sonntag im Raum Lübeck gesehen. „Für uns war die Entwicklung ganz eindeutig“, sagte er den LN. „Das war keine große Kunst.“ Das Wetterphänomen schlug an der ostholsteinischen Küste am späten Sonntag und in der Nacht zu gestern zu. Die Schneehöhen kletterten auf 20 bis 25 Zentimeter, sorgten gestern Morgen im Berufsverkehr für zahlreiche Unfälle. Der Lake Effect war in Schleswig-Holstein zuletzt am 11. März 2013 aufgetreten. Damals hatte es in Lübeck mehr als 24 Stunden ununterbrochen geschneit, es fielen 50 Zentimeter Neuschnee. ctö LN

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