E-Highway Lübeck-Reinfeld: Laut Studie fehlt gesellschaftliche Akzeptanz

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts zum Thema E-Highways kommt zu dem Ergebnis, dass „für eine breite gesellschaftliche Unterstützung bislang die nötige Bekanntheit in der Bevölkerung fehlt“. Bisher gibt es nur drei Teststrecken in Deutschland, viele Autofahrer haben daher noch keinen E-Highway zu Gesicht bekommen. Das sieht in Lübeck und Umgebung anders aus, denn eine der drei Teststrecken befindet sich auf der Autobahn 1 zwischen Lübeck und Reinfeld. Ähnlichkeit mit Schienenverkehr erzeugt teilweise negative Emotionen: Vor allem „die optische Ähnlichkeit der Technologie mit dem Schienenverkehr ruft teilweise negative Emotionen hervor“, schreiben die Autorinnen der Studie, Dr. Uta Burghard und Aline Scherrer. Außerdem werde der finanzielle Aufwand für die Errichtung der Infrastruktur als „sehr hoch“ wahrgenommen. Wissenschaftler fordern bessere Vermittlung der Vorteile: Die Wissenschaftlerinnen empfehlen auf Basis ihrer Untersuchungen, „die Vor- und Nachteile der Technologie klar und umfassend zu kommunizieren. Es muss gezielt auf wichtige Vorbehalte der Beteiligten vor Ort eingegangen und positive Effekte, wie weniger Lärm- und Schadstoffbelastung, besser vermittelt werden.“ Denn für das Fraunhofer-Institut ist klar: Wenn Deutschland die Klimaziele erreichen will, braucht das Land „effiziente und klimafreundliche E-Systeme wie Oberleitungs-Lkw, die über eine Stromleitung angetrieben werden“. Beteiligte Speditionen sind interessiert, unbeteiligte abwartend: Ein weiteres Ergebnis der Studie: An Feldversuchen beteiligte Speditionen zeigen großes Interesse an der Technologie, während sich nicht beteiligte Speditionen überwiegend abwartend zeigen. Diese Unternehmen brauchen nach Ansicht des Fraunhofer-Instituts „Sicherheit bei der Planung und ein breiteres Angebot im Sinne eines echten Marktes, so dass in Zukunft Technologieentwicklung und -vermarktung durch mehr Unternehmen getragen werden“. Minister Buchholz: „Im Großen und Ganzen läuft das Projekt: Das Pilotprojekt in Schleswig-Holstein ist nach Ansicht des Bundesumweltministeriums auch dazu da, aus Fehlern zu lernen und kritische Fragen zu beantworten. „Diese Auseinandersetzung ist es, die ein Pilotprojekt ausmacht“, sagt Tobias Goldschmidt, Staatssekretär im Umweltministerium. Seit einem Jahr ist auf der fünf Kilometer langen A-1-Teststrecke erst ein Oberleitungs-Laster unterwegs, zugesagt sind bis Ende März 2021 vier weitere. Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) hat Ende November eine positive Zwischenbilanz gezogen. Der seit einem Jahr laufende Feldversuch habe in rund 1000 Umläufen des Testfahrzeugs gezeigt, dass die Strecke tauglich sei, sagte der Minister. „Es gibt noch ein paar kleine Mängel, die nachgebessert werden müssen, aber im Großen und Ganzen läuft das Projekt.“ Lesen Sie auch Lübeck/Reinfeld: Mit dem Prototypen unterwegs auf dem E-Highway Erste Bilanz: Bundesländer sehen große Chancen für die E-Highways A1 bei Lübeck: Wirtschaftsminister Buchholz zufrieden mit E-Highway-Test Energieforscher fordern Massenproduktion von Strom-Lastwagen: Bei Wissenschaftlern findet die Idee der E-Highways viel Resonanz. Schon in den kommenden Jahren könne man erhebliche Einsparungen von CO2 durch Oberleitungs-Lkw erzielen, sagt Udo Lambrecht vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. „Wir brauchen jetzt eine Massenproduktion der Fahrzeuge, dann sind wir konkurrenzfähig zum heutigen Diesel-Lastwagen.“ Diese erste Schritt sei mit den Pilottests gemacht, jetzt gehe es darum, längere Strecken auszubauen. „Insgesamt sollten wir 3500 Kilometer Oberleitungen bis 2030 schaffen. Das ist ambitioniert und anstrengend, aber es wäre möglich“, erklärt Lambrecht. „Ich denke, man könnte das in zehn Jahren schaffen, wenn man schnell arbeitet. Planungen sind einfacher als bei Bahn.“ Oberleitungen seien die „ökologisch sinnvollste Variante“. Von Grit Petersen