E-Highway von Lübeck nach Reinfeld: So begleiten Experten den Versuch

Für Kraftfahrer, die oft auf der A 1 zwischen Reinfeld und Lübeck unterwegs sind, bieten die Masten mit der Oberleitung über der rechten Fahrbahn einen bereits vertrauten Anblick. Für den Brummi-Fahrer Detlev Gramkow, der mit seinem knallroten Hybrid-Lkw täglich ein paar Mal die Tour zum Cargo Terminal im Lübecker Hafen unternimmt, ist die Stromtrasse in 5,10 Metern Höhe dagegen eine tolle Energiequelle. Sein Scania-Lkw der Spedition Bode zieht den Strom für den Antrieb des Elektromotors aus der Leitung. Der Dieselmotor, der ebenfalls an Bord ist, kann Pause machen. Zugleich wird die Batterie aufgeladen, so dass der Laster die nur einige Kilometer lange Strecke innerhalb Lübecks mit dem leisen und emissionsfreien Batterieantrieb absolvieren kann. E-Highway: Feldversuch auf der A 1: Die Daten jeder Fahrt im Rahmen des seit ein paar Monaten laufenden Feldversuchs auf der A 1 landen bei Professor Klaus Lebert und Projektingenieur Alexander Bulenda und ihren Kollegen von der Fachhochschule Kiel. Sie begleiten den auf drei Jahre angelegten Feldversuch, der vom Bundesumweltministerium mit rund 19 Millionen Euro finanziert wird, wissenschaftlich. „Der Oberleitungs-Lkw kann ein Mosaikstein für unsere mobile Zukunft sein. Er kann wie auch der Wasserstoffantrieb und synthetische Kraftstoffe dazu beitragen, den CO2-Ausstoß im Schwerlastverkehr erheblich zu senken“, meint Lebert. Selbst wenn wesentlich mehr Transporte auf die umweltfreundliche Schiene verlagert würden, müssten auch beim Schwerlastverkehr auf der Straße neue, umweltschonendere Lösungen gefunden werden, ist er überzeugt. Dabei sei der Ansatz mit der Oberleitung eigentlich „ein alter Hut“. Straßenfahrzeuge, die mittels Elektromotor und Strom aus einer Oberleitung angetrieben werden und nicht an Schienen gebunden sind – wie die Straßenbahn -, gab es schon vor über einhundert Jahren. Allerdings unterlagen sie im Rennen mit Benzin- und Dieselmotor. Nur in wenigen deutschen Städten gibt es heute noch Oberleitungsbusse, etwa im brandenburgischen Eberswalde oder im nordrhein-westfälischen Solingen. E-Highway: Holpriger Start: Neben dem Oberleitungstest in Schleswig-Holstein wurde im Rahmen des Projekts „ELISA“ (Elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen) bereits ein Feldversuch auf der A 5 zwischen Darmstadt und Frankfurt/Main gestartet. Im Norden wie in Hessen gab es dabei einige Anlaufprobleme. Der Start auf der A 1 musste um einige Monate verschoben werden. Es gab Probleme mit dem Strommasten. Und bei ersten Tests klappte die Verbindung zwischen Lkw und Stromtrasse über die geweihähnliche Vorrichtung – Pantograf sagt der Fachmann – auf dem Dach des Brummis nicht. Inzwischen laufen die Fahrten „unter Draht“ jedoch wie geschmiert. Es gibt täglich vier bis sechs Oberleitungsfahrten zwischen Reinfeld und Lübeck sowie zurück, freut man sich auch in der Reinfelder Spedition Bode. Nach dem ersten Hybrid-Lkw sollen in diesem Jahr drei oder vier weitere hinzukommen. Das Bundesumweltministerium bezuschusst die Anschaffung der im Vergleich zu herkömmlichen Dieselfahrzeugen teureren Hybrid-Lkw. Der Hersteller Scania berichtete bereits von zehn Prozent weniger CO2-Ausstoß für die „zeitweisen Stromer“ im Vergleich zum konventionellen Antrieb. Für Professor Lebert ist es jedoch noch zu früh für verlässliche Zahlen. Er und sein Kieler Team wollen erst noch weitere Testfahrten auswerten. Es gebe noch viele offene Fragen. Dennoch sei auf der A 1 bereits heute „ein Stück Zukunft des Schwerlastverkehrs“ zu beobachten, sagt Lebert zuversichtlich. Lesen Sie auch E-Highway-Teststrecke auf A1: Land zieht positive Zwischenbilanz Experten: E-Highway kann sich für Unternehmen rechnen E-Highway: Testbetrieb auf der A 1 bei Lübeck hat begonnen Von Reinhard Zweigler