Ein Jahr Meisterprämie: 198 Anträge in Schleswig-Holstein

Nach Angaben des schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministeriums wurden seit dem Start der Meistergründungsprämie 198 Anträge gestellt und auch bewilligt. Das entspricht einem monatlichen Durchschnitt von etwa 17 Anträgen. Insgesamt 1,16 Millionen Euro wurden bisher ausgezahlt. Einbruch wegen Corona: „Der Trend zeigt in die richtige Richtung – da ist aber noch deutlich Luft nach oben“, sagt Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Die Landesregierung gehe von einem Aufwärtstrend aus, obwohl die Antragszahlen in den „Coronamonaten“ April und Mai zuletzt unterdurchschnittlich ausfielen. So gab es im April nur neun Anträge, im Mai elf. Appell an die Frauen: Eines wird beim Blick auf die Zahlen deutlich: der überwiegende Teil der Antragsteller ist männlich, nur 14,65 Prozent der Anträge wurde von Frauen eingereicht. „Da wünsche ich mir eine höhere Quote“, betont Buchholz. „Leider trauen sich Frauen oftmals viel zu wenig zu, dabei sind sie nicht selten sogar besser als ihre männlichen Kollegen“, ist der Minister sich. Prämie als Liquiditätsreserve: Die Handwerkskammer Lübeck hält die Meistergründungsprämie für ein gelungenes Instrument. „Wir sind sehr zufrieden, wie sie angenommen wird“, sagt Stefan Seestädt, Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik und Betriebsberatung. Für viele Antragssteller sei die Prämie der letzte Impuls, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. „Einige Handwerker brauchen dadurch keinen weiteren Kredit aufnehmen oder die nutzen die Prämie als Liquiditätsreserve.“ Die Basisförderung der Meistergründungsprämie sieht als erste Stufe 7500 Euro als Unterstützung vor. Für das Schaffen eines zusätzlichen Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsplatzes können in der zweiten Stufe zusätzliche 2500 Euro Zuschuss gewährt werden. Voraussetzung ist eine Vorabprüfung und Stellungnahme für die jeweiligen Vorhaben durch die Betriebsberater der zuständigen Handwerkskammer. Die Antragstellung selbst erfolgt danach direkt bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH). Die Landesregierung stellt für die Prämie in den kommenden zwei Jahren jeweils rund 2,1 Millionen Euro zur Verfügung; danach rund 2,7 Millionen Euro pro Jahr. Das Ziel: mehr Meisterbetriebe in Schleswig-Holstein: Hintergrund der Prämie: In den kommenden Jahren steht ein Großteil der Unternehmen vor einer möglichen Übergabe. Gleichzeitig geht die Zahl der Meister seit Jahren zurück. Von meistergeführten Unternehmen erhofft sich das Land aber eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit und Ausbildungsbereitschaft sowie Innovationsfähigkeit. Und in den vergangen zwölf Monaten lässt sich für den Bereich der Handwerkskammer Lübeck nun tatsächlich eine kleine Trendwende erkennen. 246 neue Handwerksbetriebe in Lübeck: Die Zahl der Betriebe in den meisterpflichtigen Berufsgruppen stieg insgesamt um 478 Betriebe auf nun 14 939. Allerdings kommt der starke Zuwachs auch durch eine Änderung der Handwerksordnung zum Jahreswechsel zustande. In einigen Berufen herrscht wieder eine Meisterpflicht, wie bei den Fliesenlegern. Somit tauchen alleine 232 Fliesenleger jetzt wieder in der Meister-Statistik auf. Über immerhin 246 „echte“ neue Betriebe ist die Kammer dennoch mehr als froh. „Bis dato waren die Zahlen immer rückläufig, jetzt haben wir die Entwicklung nicht nur gestoppt, sondern einen erkennbaren Zuwachs“, betont Seestädt. Lesen Sie auch Fachkräftemangel: Handwerk bietet Alternativen zum Studium Lübecker verraten: Darum ist Handwerk cool Corona: Handwerk fordert bedingungslose Soforthilfe für Betriebe in Not Organisationstalent: So meistern Handwerker der Region die Corona-Krise Von Jan Wulf