Endlich Sommerferien: Schulen in Lübeck un Umgebung atmen in Corona-Krise durch

Puuh! Wohl fast jeder, der in irgendeiner Form mit Schule zu tun hat, wird jetzt durchpusten. Endlich Sommerferien, Zeit zum Durchschnaufen. Denn die Corona-Pandemie hat allen Beteiligten in den vergangenen Monaten Außergewöhnliches abverlangt: Lehrkräften, Hausmeistern, Schulsekretärinnen, Eltern und natürlich den Schülern. Hier schildern stellvertretend einige von ihnen, wie sie die jüngste Zeit erlebt haben und was sie in den Ferien vorhaben. Der Schulleiter: „Stolz, auch wenn nicht alles ruckelfrei lief“: Als Leiter der Lübecker Kaland-Schule mit 331 Erst- bis Viertklässlern bekennt Ulf-Michael Cosmus (60): „Die letzten Wochen und Monate waren für alle Neuland. Wenn im Kampf um die Eindämmung der Corona-Pandemie auch nicht alles ruckelfrei lief, bin ich stolz darauf, mit erheblichem Kraft- und Personaleinsatz auch den Bedürfnissen der Kinder weitgehend gerecht geworden zu sein.“ Der 60-Jährige räumt vor seinem Wohnmobil-Ferientrip nach Sachsen-Anhalt und Sachsen ein: „Das Land wollte mit Aufrechterhaltung der Notbetreuung und erhöhten Präsenzzeiten unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln zu viel.“ Aber auch wenn Klassen gedrittelt werden mussten und Schülern nur ein, zwei Tage Unterricht pro Woche gegeben werden konnten, hebt Cosmus erleichtert hervor: „Es gab hier keinen Corona-Fall. Alle haben gelernt, sich eigenverantwortlich angemessen zu verhalten.“ Die Schulsekretärin: „Toll, wie sich die Gemeinschaft entwickelt hat“: „Der Urlaubsantrag ist bereits gestellt und genehmigt!“, freut sich Angela Nolte, Sekretärin an der Stecknitz-Grund- und Gemeinschaftsschule in Krummesse. Doch total urlaubsreif sieht sie trotz der aufreibenden Corona-Monate nicht aus. Verreisen in den Ferien? „Nein, nicht wirklich, wir haben nur ein verlängertes Wochenende geplant“, verrät sie. Die übrige freie Zeit verbringt sie zu Hause – und gewissermaßen auch in Bereitschaft. „Meine Kollegin Gundula Rodemann in Berkenthin und ich haben unserem Schulleiter Matthias Heffter gesagt, wenn es wider Erwarten brenzlig wird, kann er uns anrufen. Wir kommen dann.“ Kein Burnout also, sondern ganz im Gegenteil: „Die Gemeinschaft von Lehrern, Schülern, Eltern, Schulsozialhilfe, Hausmeistern und uns hat sich toll entwickelt, alle nehmen Rücksicht, sind diszipliniert – und zeigen einander ihre Wertschätzung.“ Ein Zeichen dafür sei beispielsweise der angebotene „Lernsommer“ (1. und 4. Ferienwoche) in den Ferien, für den es bereits zahlreiche Anmeldungen gibt – und sich spontan auch 20 Prozent der Lehrkräfte freiwillig angeboten haben. Die Schulsozialarbeiterin: „Schüler werden nach den Ferien neu aufeinandertreffen“: Für Schulsozialarbeiterin Steffi Jürß vom Städtischen Gymnasium in Bad Segeberg ist es ein fließender Übergang in die Ferien. „Es gibt keinen richtigen Abschluss, da kommt nur schwer Urlaubsstimmung auf.“ Für sie lag die besondere Herausforderung der vergangenen Monate darin, Nähe zu Schülern und Eltern zu entwickeln – die es zwangsläufig gar nicht geben konnte. „Ich hatte den Eindruck zu einer Telefon-Hotline geworden zu sein“, sagt sie lachend. „Die Präsenz war so gering, da ist das Persönliche weggebrochen. Der Zugang zu den Schülern ist schwieriger geworden.“ Da war nicht mehr das Spontane, ein kurzes Gespräch auf dem Pausenhof oder ein schnelles Nachfragen am nächsten Tag. „Ich habe trotzdem versucht zu helfen, wo es ging. Manchmal auch einfach nur zugehört. Denn das Leben geht weiter, die Probleme sind ja nicht einfach weg.“ Gestaunt hat sie, wie unbürokratisch manches auf einmal funktioniert hat. Etwa im Bereich Digitalisierung. „Die Lehrer sind unheimlich kreativ geworden.“ Zudem sei die Verlangsamung des Lebens nicht für jeden schlecht gewesen: „Ohne 28 Schüler um sich, ohne Lärm, ohne Ablenkung – einige Eltern sind so stolz auf ihre Kinder. Denn sie sind zu Hause zu richtigen Forschern geworden, weil sie in Ruhe arbeiten konnten.“ Auch in den Sommerferien bleibt sie gedanklich bei ihren Schützlingen, das weiß sie jetzt schon. Dafür ist zu vieles noch ungewiss. „Welche Klassen kommen? Kommen alle, oder nur eine Mischung? Was wird aus der Einschulung der fünften Klassen?“, fragt sie sich. Mit Sicherheit werde es aber spannend zu sehen, wie die Schüler im Klassenverband wieder neu aufeinandertreffen. „Es war ja doch eine lange Zeit.“ Die Elternvertreterin: „Hoffnung auf mehr Normalität nach den Ferien“: Plötzlich zwei Kinder den ganzen Tag zu Hause und sie selbst und ihr Mann Dirk im Homeoffice: Zuerst war das für Anika Schmidt, Schulelternvertreterin an der Klaus-Groth-Schule (KGS) in Bad Oldesloe, schon eine Umstellung. „Aber wir haben uns schnell mit der Situation arrangiert“, sagt die Oldesloerin. Das Homeschooling klappte auch: „Niklas hat bereits morgens seine Hausaufgaben digital zugesendet bekommen und diese sehr selbstständig erledigt.“ Bei der Grundschule von Tochter Jonna (8) gab es ein anderes System: Hier musste sie als Elternvertreterin den Klassensatz Aufgaben in der KGS abholen und diesen für die anderen Eltern gut abholbar bei sich zu Hause platzieren. „Da es sich um Wochenpläne handelte, war das jedoch kein Aufwand für mich“, erzählt Anika Schmidt. Überhaupt fand sie die Zeit der großen Corona-Beschränkungen eher entschleunigend als anstrengend. „Plötzlich haben wir als Familie drei Mahlzeiten gemeinsam eingenommen, das war sonst aufgrund von verschiedenen Arbeits- und Schulzeiten und den vielen Terminen für Freizeitaktivitäten gar nicht möglich. Die Kinder haben gelernt, Rücksicht aufeinander zu nehmen und im Haushalt mitgeholfen.“ Dass jetzt die Sommerferien beginnen, freut Anika Schulz aber doch. Ein Urlaub ist zwar nicht geplant, wohl aber Tagesausflüge – soweit das möglich ist. „Ohne den Druck, die eigene Arbeit schaffen und die Aufgaben der Kinder kontrollieren zu müssen, können wir nun einmal richtig durchatmen, mit der Hoffnung, dass nach den Ferien wieder Normalität im Schulalltag einkehrt.“ Der Schüler: „Habe in Fächern wie Latein und Chemie schon viel verpasst“: Michel Hinz (17) aus Curau hat mal nachgezählt: Seit dem Ende der Osterferien am 21. April hat der Schüler im elften Jahrgang des Gymnasiums am Mühlenberg (GaM) in Bad Schwartau ganze elf Unterrichtsstunden gehabt. „Aber dafür waren es volle Zeitstunden und keine 45-Minuten-Schulstunden“, sagt er schmunzelnd. Homeschooling war angesagt, „aber mein Tagesablauf war in dieser Zeit nicht so gut geregelt“, sagt Michel Hinz, der in knapp einem Jahr sein Abi machen will. Seine Lernzeit fand in den vergangenen Monaten zwischen 12 und 17 Uhr statt. Von den Lehrern gab es auf dem digitalen Weg regelmäßig Aufgaben, die bis zu einem bestimmten Termin zu erledigen waren. „Wichtig war es, den Abgabetermin einzuhalten“, sagt Michel Hinz, „aber es war egal, ob man die Aufgabe morgens um acht oder nachmittags um drei löst.“ Im Großen und Ganzen habe das ganz gut funktioniert, wenngleich der GaM-Schüler auch glaubt, „dass ich in einigen Fächern wie Latein und Chemie schon viel verpasst habe, denn manche Probleme kann man einfach nur durch eine persönliche Rücksprache mit dem Lehrer klären.“ Deshalb hofft er, dass nach den Sommerferien die Schule „wieder ganz normal“ weitergeht. Und Michel Hinz baut darauf, dass die Lehrer ihr Versprechen halten, dass die Abiturienten 2021 keine Nachteile durch Corona haben werden. Für die Sommerferien jedenfalls hat der 17-Jährige sich neben Sport und Erholung auch noch ein bisschen Büffeln in Latein und Chemie vorgenommen. 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