Gleiches Recht für Paare mit und ohne Trauschein: Auch Lebenspartner von nicht verheirateten Feuerwehrleuten in Schleswig-Holstein sollen künftig im Falle eines tödlichen Unfalls entschädigt werden. Das hat Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) jetzt bei der Landesfeuerwehrversammlung in Oldenburg angekündigt. Damit werde „eines unserer ganz großen Anliegen erfüllt“, sagte Landesbrandmeister Frank Homrich. Zwar sei der Tod eines Retters im Einsatz ein Fall, über den am liebsten niemand nachdenken würde – aber dennoch müsse man darauf vorbereitet sein.
Grote: „Wir wollen der Ungleichbehandlung ein Ende machen“
Bisher wurden lediglich Ehepartner verstorbener Feuerwehrleute entschädigt. In Zukunft soll die Einmalzahlung von 60 000 Euro auch an Hinterbliebene lediger Einsatzkräfte ausgeschüttet werden. Nach Niedersachsen und Brandenburg ist Schleswig-Holstein das dritte Bundesland, das diesen Weg einschlägt; auf Bundesebene blieben entsprechende Beratungen bisher ergebnislos. „Die Lebensformen in unserer Gesellschaft haben sich gewandelt“, begründete der Minister den hiesigen Beschluss. Viele Paare lebten jahrelang zusammen, ohne zu heiraten. Die Versorgung müsse auch hier sichergestellt werden: „Wir wollen der Ungleichbehandlung ein Ende machen.“
Bilanz, Wahlen und Ehrungen
1342 Freiwillige Feuerwehren gibt es in Schleswig-Holstein. Ende 2018 hatten sie 49 120 Mitglieder – 207 mehr als im Vorjahr und 1000 mehr als 2014. Im vergangenen Jahr rückten sie zu 8154 Feuern aus, darunter 454 Großbrände. 19 742 Mal wurden die Retter für technische Hilfe (etwa bei Unfällen) alarmiert, 7651 Mal mussten die Feuerwehren wegen Fehlalarmen losfahren.
Gewählt wurde bei der Landesfeuerwehrversammlung Jörg Nero (Groß Kummerfeld) zum stellvertretenden Landesverbandsvorsitzenden.
Geehrt wurden:
Michael Raddatz (Labenz) mit dem schleswig-holsteinischen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold und mit der Ehrenmitgliedschaft im Landesfeuerwehrverband
Ilona Dudek (Kiel) mit der Ehrenmitgliedschaft im Landesfeuerwehrverband
Bernhard Hassenstein (Kiel) mit dem schleswig-holsteinischen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber
Claudia Zempel (Mönkeberg) mit dem schleswig-holsteinischen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze
Vanessa Steffen (FF Heidgraben) und Markus Bleckmann (FF Kaltenkirchen) mit dem Dr.-Erwin-Flaschel-Preis für vorbildliche Brandschutzerziehung
Der Arbeiter-Samariter-Bund erhielt das Förderschild (Partner der Feuerwehr).
Auch beim – stark gestiegenen – bürokratischen Aufwand werde das Land versuchen, die Wehren zu entlasten. „Wir möchten solche Aufgaben abbauen, damit sich die Feuerwehren auf ihre Einsätze konzentrieren können und weniger auf deren Dokumentation“, so Grote. Land, Kreise und Kommunen müssten alles tun, um den Ehrenamtlern die Arbeit zu erleichtern. Das Engagement der Freiwilligen Feuerwehren könne man gar nicht hoch genug bewerten: „Die Kommunen sind verpflichtet, den Brandschutz sicherzustellen. Wir können uns glücklich schätzen, dass die Ehrenamtler diese Aufgabe für sie übernehmen.“
Landtagspräsident mahnt zu mehr Respekt
Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) lobte ebenfalls den Einsatz der Feuerwehrmitglieder: „Sie sind immer einsatzbereit, für sie gibt es keinen Feierabend und keine Feiertage.“ Umso unverständlicher sei es, dass die Retter bei Einsätzen zum Teil absichtlich behindert oder sogar angegriffen würden. Erst vor Kurzem wurde beispielsweise ein Feuerwehrmann in Neustadt verletzt, als er bei einem Osterfeuer versuchte, einen Streit zu schlichten (die LN berichteten). „Ehrenamtliche Feuerwehrleute leisten unverzichtbare Dinge für unsere Gesellschaft“, betonte Schlie, „es gehört sich, ihnen Respekt zu zollen.“
Um dieses und das Thema Brandschutz im Allgemeinen stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, plädierte der Landtagspräsident für einen Kongress zur Zukunft der Feuerwehr im Land. Mit Vertretern aller Beteiligten wolle er eine „Bestandsanalyse“ vornehmen und gemeinsam überlegen, wie etwa die Tagesverfügbarkeit – viele Retter können tagsüber im Notfall nicht mit ausrücken, weil sie auswärts arbeiten oder ihre Arbeitgeber sie nicht entbehren können – in Zukunft sichergestellt werden kann.
Landesbrandmeister Homrich zeigte sich begeistert von der Idee: Er selbst mache sich über diese Themen auch Gedanken, nicht zuletzt, weil den demografischen Wandel bald auch die Feuerwehr zu spüren bekommen werde. Auch wenn es in den vergangenen Jahren durch Werbung und die gute Arbeit der Jugendwehren gelungen sei, die Mitgliederzahlen zu steigern: 2018 kletterte die Zahl der aktiven Einsatzkräfte um 207 auf 49 120. Ihnen allen dankten die Anwesenden für ihr freiwilligen Engagement und wünschten ihnen vor allem eines: „Kommen Sie immer gesund von ihren Einsätzen zurück.“
Jennifer Binder