Erneuerbare Energien: Spitzenplatz für den Norden

Von Platz fünf auf den Champions-Thron. Im aktuellen Vergleich der Bundesländer im Bereich erneuerbarer Energien hat Schleswig-Holstein jetzt den Spitzenplatz, ganz knapp vor Baden-Württemberg, erobert. Das ist für den Norden eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Ranking aus dem Jahre 2017. Energiewende-Minister Jan Philipp Albrecht (Grüne) nannte das Spitzenergebnis für die heimische Energiebranche „Anerkennung und Ansporn“ zugleich. Das Land wolle Windkraft, Photovoltaik, Bioenergie, sogenannten „grünen“ Wasserstoff sowie den Ausbau der Stromnetze weiter zügig voranbringen. Große Fortschritte bei Nutzung von Ökostrom: Schleswig-Holstein habe in den beiden vergangenen Jahren besonders große Fortschritte bei der Nutzung von Ökostrom gemacht, stellten Energieexperten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie des Zentrums für Sonnenenergie und Wasserstoffforschung (ZSW) fest, die im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) den Ländervergleich auf Grundlage von 61 Indikatoren durchführten. Die Kieler Energiewende-Staatssekretär Tobias Goldschmidt verwies bei der Vorstellung des Ranking am Mittwoch in Berlin darauf, dass der Norden inzwischen, rein rechnerisch, 156 Prozent des Stromverbrauchs im Lande durch Ökostrom abdeckt. Schwachpunkt ist Wärmeerzeugung durch Solaranlagen: Bis zum Jahr 2025 werde sogar die Marke von 250 bis 300 Prozent angepeilt, erläuterte Goldschmidt. Das bedeutet, im Norden soll dann drei Mal so viel Ökostrom aus Windkraft, Photovoltaik oder Bioenergie erzeugt werden, wie im Land verbraucht wird. Dafür sollen ab dem kommenden Jahr etwa weitere Windkraftanlagen an Land in der Größenordnung von zehn Gigawatt installierter Leitung errichtet beziehungsweise bestehende Windmühlen aufgerüstet werden. Wegen der rechtlichen Probleme mit der Flächenplanung des Landes gingen in diesem Jahr jedoch nur 40 bis 50 neue Windkraftanlagen ans Netz. Das Länder-Ranking macht allerdings auch auf Schwächen des Nordens aufmerksam, etwa bei der Wärmeerzeugung durch Solaranlagen und der Nutzung von Erd- und Umweltwärme, wo das Land nur mittlere Plätze belegte. Kritik an Mindestabstandsregelung: Einhellig abgelehnt – von Energieexperten, Wirtschaft, Umweltverbänden und Landesregierung – wird indes die von der Bundesregierung geplante Mindest-Abstandsregelung von einem Kilometer zwischen Windkraftanlagen und Wohngebäuden. Damit würden etwa 40 Prozent der potenziellen Windkraftflächen im Land wegfallen. Der Energiewende im Norden könne so das Wasser abgegraben werden, kritisierte Goldschmidt. Eine solche 1000-Meter-Regelung solle über den Bundesrat verhindert werden, sind sich viele Bundesländer einig. 2500 Gigawattstunden nutzlos abgeleitet: Eine Kehrseite des Ökostrom-Booms ist freilich, das allein im Vorjahr rund 2500 Gigawattstunden „abgeregelt“, das heißt nutzlos abgeleitet, werden mussten. Für diesen nicht genutzten „Grünstrom“ mussten die Stromkunden allerdings 300 Millionen Euro über die EEG-Umlage zahlen. Dabei gibt es ein riesiges Potenzial für die Verwendung von Ökostrom im Land, etwa für die Erzeugung von Wasserstoff und anderen Gasen, etwa Methan, als Kraftstoff sowie für Wärme (Fachleute sprechen von Power to Gas oder Power to Heat) sowie für Elektromobilität und Digitalisierung. Albrecht meinte: „Wir haben mit unserem Grünstrom viel vor in Schleswig-Holstein.“ Lesen Sie auch: Windkraftgegner werfen Günter Wortbruch vor Schleswig-Holstein will Abstands-Pläne nicht umsetzen Von Reinhard Zweigler

Schleswig-Holstein - Norden ist Champion bei erneuerbaren Energien