Erste Erdbeeren in Schleswig-Holstein sind reif

Das warme und teils auch sonnige Wochenende hat die Erdbeeren zum Erröten gebracht. „Die Wachstumsbedingungen in den geschützten Kulturen waren sehr gut, die Früchte sind ordentlich gereift“, sagt Heinrich Mougin vom Hof Mougin in Grömitz (Kreis Ostholstein). Am Dienstag haben die ersten Verkaufsstände in Grömitz und Neustadt geöffnet, in den kommenden Tagen folgen weitere Standorte. Die Menge der Früchte ist zunächst begrenzt, da nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein nur wenige Betriebe die Art der kostenintensiven Verfrühung im Folientunnel nutzen. Im nördlichsten Bundesland werden inzwischen auf etwa 60 Hektar Erdbeeren so angebaut – das entspricht sieben Prozent der gesamten Erdbeeranbaufläche. Süße Früchte von sehr guter Qualität: Die Landwirtschaftskammer und der Obstbauversuchsring erwarten süße Früchte von sehr guter Qualität, da es im März und April viel Sonne gegeben hat. Schon seit Januar schützen die Folientunnel die Pflanzen vor kaltem Ostwind und Nachtfrösten. Tagsüber erwärmt die Sonne die Pflanzen und den Boden darin viel schneller, so dass die Ernte deutlich früher beginnen kann als im Freiland. Gängige Frühsorten sind „Flair“, „Clery“, „Ines“ und „Magnum“. Im Freiland kommen später die Sorten „Honeoye“ und „Rumba“ zum Tragen, eine typische Junisorte ist die „Sonata“. Enormer Aufwand für die Erntehelfer: Sorgen bereiten allerdings die fehlenden Erntehelfer. Auf dem Hof Mougin steht zunächst noch genügend Personal zur Verfügung. An die 60 Arbeitskräfte aus Polen und Rumänien sind eingeflogen worden, sie haben schon 14 Tage Quarantäne hinter sich. „Aber danach, spätestens Ende Mai, wenn die Haupternte beginnt, brauchen wir mehr Leute“, erklärt Heinrich Mougin. 350 Mitarbeiter werden gebraucht. Zwar hätten sich auch viele Helfer aus der Gastronomie beworben. Doch noch ist unklar, wann die Restaurants in Corona-Zeiten wieder öffnen dürfen. „Daher hoffen wir sehr, dass mehr Erntehelfer anreisen dürfen.“ Auch sie müssen dann zunächst separat untergebracht werden und eine Weile in Quarantäne bleiben. Später müssen sie in festen Gruppen arbeiten und gefahren werden. „Das ist ein enormen Aufwand“, sagt Mougin. In Schleswig-Holstein werden rund 10 000 Tonnen Erdbeeren produziert. Die Anbaufläche ist allerdings zuletzt um etwa zehn Prozent auf schätzungsweise rund 900 Hektar gesunken. Die Zahl der Betriebe liegt bei rund 80. Die größten Flächen liegen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg sowie in den Kreisen Plön und Ostholstein. Erdbeeren sind lecker und gesund: 100 g Erdbeeren haben 32 Kilokalorien. Sie haben einen hohen Gehalt an Folsäure und Mineralstoffen. Mit fünf bis sechs Erdbeeren kann der Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C gedeckt werden. Ein Überblick über die Obstdirektvermarkter in Schleswig-Holstein ist unter www.lksh.de zu finden. Abstandsregeln müssen eingehalten werden: Der Erdbeerhof Kaack in Fuhlendorf (Kreis Segeberg) arbeitet jetzt zu Beginn mit regionalen Erntehelfern. Aktuell sind zehn bis 15 Leute im Einsatz. „Das klappt gut, doch sie müssen von der Pike auf lernen“, berichtet Inhaber Constantin Kaack. Er hofft, dass die heimischen Arbeitskräfte dabeibleiben. „Ich sehe das auch als Chance, das Verständnis für die regionale Produktion zu stärken.“ Für die Haupternte erwartet er Pflücker aus Rumänien und der Ukraine. Die Flüge sind bereits gebucht. „Insgesamt werden wir aber mit weniger Helfern arbeiten als üblich“, berichtet Kaack. Denn sie könnten wegen der strengen Corona-Auflagen nur einzeln oder maximal zu zweit untergebracht werden. „Es gelten strenge Vorschriften“, sagt auch Melanie Engel vom Ingenhof in Malkwitz (Kreis Ostholstein). Die Pflücker müssten selbstverständlich die Abstandsregeln wahren, auch werden sie einen Mundschutz beim Transport tragen. Während der ersten zwei Wochen in Betriebsquarantäne übernimmt der Hof die Versorgung. „Wir kaufen komplett für sie ein.“ Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Höhere Preise zu erwarten: Es ist davon auszugehen, dass die Erdbeeren in diesem Jahr etwas teurer werden. Dabei spielt neben dem Mehraufwand der Betriebe auch die Verknappung eine Rolle. „Ich gehe nicht davon aus, dass alles geerntet werden kann“, sagt Melanie Engel. Auch aus dem Ausland würden weniger Früchte ankommen. Aktuell kostet eine 250-Gramm-Schale knapp drei Euro. Nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer könnte es in dieser Saison wegen fehlender Erntehelfer vermehrt Erdbeeren zum Selbstpflücken geben. Diese stehen in der Regel aber erst ab Ende Mai bereit, da es sich um spätere Sorten handelt, die unempfindlicher beim Pflücken sind. Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, drückt den Erdbeerbetrieben in dieser schwierigen Corona-Zeit die Daumen für eine gute Ernte, gute Erntebedingungen, ausreichend Arbeitskräfte und faire Preise. Sie rät Verbrauchern, beim Einkauf auf heimische Ware zu achten. „Jede Kaufentscheidung für regionale, saisonale Produkte stärkt die Erzeuger in der Region und schont die Umwelt durch kurze Transportwege.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Hier gibt es in und rund um Lübeck Masken Diese Maskentypen gibt es – und so werden sie richtig genutzt Maskenpflicht in Schleswig-Holstein – das müssen Sie wissen Landeselternbeirat fordert wegen Corona: „Schließt die Schulen im Norden!“ So setzen Lübecker Geschäfte die 800-Quadratmeter-Regel um Maskenpflicht in SH für alle ab sechs Jahre Diese Regeln gelten jetzt für die Geschäfte im Norden Diese Großveranstaltungen fallen im Norden aus Hier bekommen Betriebe im Norden Hilfe Von 150 bis 4000 Euro: Alle Bußgelder für Schleswig-Holstein im Überblick Von Julia Paulat

Schleswig-Holstein - Direkt aus dem Folien-Tunnel: Die ersten Erdbeeren sind reif