Flensburger Werft will Landesbürgschaften

Nach dem Antrag der FSG hat das Amtsgericht Flensburg die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. „Wir als FSG wollen auch in Zukunft für modernen Schiffbau an der Förde stehen. Jetzt muss erst einmal Ruhe ins Unternehmen einkehren, das ist für die Beschäftigten und die Kunden gleichermaßen wichtig“, erklärt der Werftmanager Martin Hammer, neben Jaap Klein neuer Geschäftsführer. Man sei jetzt gefordert, das Vertrauen in den Markt, die Mitarbeiter und die Lieferanten wiederherzustellen, sagt er. Hammer kündigt an, in vier bis sechs Wochen ein nachhaltiges Sanierungskonzept vorlegen zu wollen. In einem ersten Schritt solle eine RoPax-Fähre für Brittanny Ferries weitergebaut werden. Windhorst will Hilfe des Landes: Eigentümer der FSG ist die Tennor Holding des Unternehmers Lars Windhorst. Die Eigenverwaltung als Sanierungs- und Restrukturierungsprozess sei der beste Weg, sich der Altrisiken und Altlasten zu entledigen. Er stehe zu seinem Engagement bei der FSG. Speziell im Bereich des Baus von RoRo-Fähren sehe er kurzfristig- und mittelfristig eine gute Zukunft für die Werft. Darüber hinaus müsse in einem zweiten Schritt geschaut werden, „wie wir in den nächsten Monaten und Jahren eine langfristige Perspektive finden, die darüber hinaus geht“, sagt er. Windhorst, der zuletzt Schlagzeilen machte, als er sich mit einem dreistelligen Millionenbetrag beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin beteiligte, hofft nun auch auf Landesbürgschaften. Diese seien für jede Werft wichtig, um wettbewerbsfähig zu sein. „Wir gehen davon aus, dass wir zeitnah eine Situation hinbekommen, dass die FSG formal die Voraussetzungen erfüllen wird, um solche Landesbürgschaften beantragen zu können“, sagt Windhorst. Buchholz wartet auf Prognose: Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) will aber erst die weitere Entwicklung abwarten. „Die Regeln sind sehr klar. Einem Unternehmen in Schwierigkeiten darf der Staat mit Steuergeldern nur in sehr begrenzten Ausnahmefällen helfen, in diesem Fall nicht. Das wissen die Beteiligten“, sagt er. Jetzt sei die Aufgabe des Unternehmens, sich in Eigenverantwortung aus der Insolvenz herauszubewegen. „Erst wenn die Werft eine testierte positive Zukunftsprognose eines Wirtschaftsprüfers hat, kann wieder über Landesbürgschaften geredet werden, und das werden wir auch wohlwollend tun“, sagt der Minister. „Denn natürlich wollen wir, dass die Arbeitsplätze erhalten werden.“ IG Metall: Keine Blankoschecks: „Wir wissen, dass Schiffbau ohne Bürgschaften nicht funktioniert“, sagt Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. Jetzt sei es noch dringender, Arbeitsplätze und Strukturen zu sichern, „denn wir werden in der Industrie einen längeren Krisenzeitraum zu bewältigen haben. Jeder Monat mit festen Aufträgen ist da ein gewonnener Monat“. Die grundsätzliche Bereitschaft des Landes für Landesbürgschaften sei zu begrüßen, aber die Bürgschaften dürfen auch kein Blankoscheck sein. „Wie das Land, erwarten auch wir, dass uns vorgelegt wird, wie die Werft die nächsten Jahre gestalten will. Der Ball liegt jetzt bei der Werft, uns von ihrem Konzept zu überzeugen“, sagt Friedrich. „Auf dem RoRo-Markt können die Kollegen gute Schiffe bauen, das haben sie bewiesen.“ Seit der Gründung im Jahr 1872 hat die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) mehr als 750 Schiffe entworfen und gebaut. Darunter viele einzigartige und komplexe Projekte, wie tauchende Schwergutfrachter, Seismikschiffe, hochmoderne RoRo-Fähren oder Schiffe zur strategischen Unterstützung der Marine. Die Stärke des Unternehmens liege dabei in der Konstruktion und Umsetzung maßgeschneiderter Lösungen für Eigner und Betreiber, schreibt das Unternehmen. Neustart im Frühsommer: Die Probleme der FSG dauern schon länger, die Belegschaft war schon vor der Corona-Krise in Kurzarbeit. Am 19. März stellte die Werft Betrieb und Produktion dann komplett ein. Derzeit erhalten die Mitarbeiter Kurzarbeitergeld. In den kommenden Monaten seien Löhne und Gehälter durch das Insolvenzgeld gesichert, sagt Hammer. Aktuell sei geplant, im Frühsommer die Arbeit wieder aufzunehmen. „Wir sind Weltmarktführer im RoRo-Schiffbau und wollen an den Erfolg anknüpfen. Dazu müssen wir wieder zu unseren alten Strukturen und Stärken zurückkehren“, sagt Thomas Jansen, Vorsitzender des FSG-Betriebsrats. „Geschäftsführung und Belegschaft müssen auf der Werft wieder miteinander arbeiten.“ Lesen Sie auch auf LN Online: Investor übernimmt Werftanteile Flensburger Werft fehlt Geld Von Christian Risch

Insolvenz - Flensburger Werft will Landesbürgschaften