Friseurin will trotz Lockdown öffnen: Das sagen LN-Leser dazu

Die Friseurmeisterin Bianca Orpel aus Zinnowitz in Mecklenburg-Vorpommern ist verzweifelt – und hatte angekündigt, ihren Laden ab Montag mitten im Lockdown zu öffnen. „Ich habe nichts zu verlieren“, sagte sie dem RND, deshalb nehme sie auch eine Strafe in Kauf. Für ihre Situation ist sie auf viel Verständnis gestoßen, aber auch auf Kritik – zum Teil aus ihrer eigenen Branche. Hier können Sie Debatte bei Facebook verfolgen. Der Beitrag ereichte 57 000 Personen und wurde fast 400 mal kommentiert. Wir haben einige Kommentare ausgewählt: „Einfach öffnen – das ist Aktionismus“: „Die Hilfen sind bei Weitem nicht ausreichend und die prozentuale Fixkosten Erstattung ist ein Witz. Stundungen sind ohne Erlassungen auch keine Lösung. Die ganze Branche kämpft und vielen steht das Wasser bis zum Hals.“, kommentiert ein Facebook-User, der selbst in einem Friseurbetrieb arbeitet, und führt fort, dass eine äußerst herausfordernde Zeit sei. „Aber dies ist völlig falsch verstandener Aktionismus. Es gibt immer noch die Alternative den Laden dicht zu machen, ALGII und anschließend in eine Anstellung zu gehen.“ Ein anderer User bezeichnet Bianca Orpels Beschluss, ihren Friseurladen auf der Insel Usedom wieder zu öffnen, als „Trotzreaktion“, die der Sache nicht dienlich sei. „Ich, als Musiker, würde gerne wieder Konzerte geben; mach ich deswegen illegale Konzerte? Nein, denn dadurch erreicht man nichts, außer den Regelmachern Futter zu geben“, fügt er hinzu. „Ich kann verstehen, dass Menschen in Not sind“: Mehrere Nutzer sozialer Netzwerke kritisieren ihre Entscheidung in Bezug auf ihre Kunden: „Nicht nur sie wird zahlen müssen. Ich als Kunde, wenn ich da hin gehe, werde ja auch mit einem Bußgeld belegt“, schreibt eine Frau auf Facebook und nennt die Aktion „unverantwortlich“, andere unterstellen der Friseurmeisterin Egoismus. Eine andere Frau kommentiert: „Sehr schlau, das so publik zu machen, ist es nicht. Da geht die Polizei dann hoffentlich Montag gleich als erstes hin. Ich kann total verstehen, dass die Menschen in Not sind und sich nicht anders zu helfen wissen. Allerdings macht es das einfach überhaupt nicht besser. Würde nur jeder ein bisschen mehr nachdenken, bräuchte man keine immer stärkere Einschränkung im Leben.“ Das Verständnis überwiegt auf Facebook: Von Ausnahmen abgesehen, bringen LN-Leser der verzweifelten Zinnowitzerin dennoch Verständnis entgegen und kritisieren die Politik dafür, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, wie sich am Beispiel von Bianca Orpel offensichtlich zeige. So äußert eine Frau Anteilnahme und schreibt: „Ob Friseur, Kosmetikstudio oder Gastronomie –alle haben die Hygienevorschriften mehr als 100 Prozent umgesetzt und werden dafür bestraft. Obwohl diese Unternehmen seit vier beziehungsweise acht Wochen geschlossen sind, steigen die Coronazahlen. Finde den Fehler“. Ein Mann kommentiert sogar, dass er sie besuchen würde, wäre es nicht so weit weg. Eine Leistung hätte er zwar nicht in Anspruch genommen, „ihr aber ein Trinkgeld für ihren Mut da gelassen. Ich wünsche ihr und allen anderen, die in dieser Zeit an der Existenznot leiden, alles Gute“. Friseurbetrieb öffnete doch nicht: Bianca Orpel hat sie ihre Entscheidung, den Friseurbetrieb am Montag, den 11. Januar, zu öffnen auch noch einmal überdacht. Der Laden blieb geschlossen, Unterstützung hatte sie jedoch überraschenderweise am Wochenende zuvor seitens des Wolgaster Bürgermeisters Stefan Weigler erhalten, der in der Zeitung darauf aufmerksam wurde. Als Vorsitzender des örtlichen Rudervereins hatte er in Absprache mit den Mitgliedern Geld aus der Weihnachtsaktion der OZ genutzt, um Gutscheine im Friseurladen zu kaufen, die später an Pflegekräfte und Kassier verteilt werden sollen. Von lip/tir