Gesundheitsminister empfehlen: Mehr Besuch für geimpfte Senioren

Zwei Wochen nach der Zweitimpfung sollen Bewohner von Alten- und Pflegeheimen wieder mehr Besuch empfangen dürfen. So lautet die neueste Empfehlung der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) der Länder an die Ministerpräsidentenkonferenz. Zudem sollen auch für Nichtgeimpfte Gemeinschaftsveranstaltungen und Gruppenangebote wieder möglich sein. Hohe Durchimpfungsrate erreicht: Voraussetzung sei, „dass kein konkretes Ausbruchsgeschehen vorliegt und weiterhin Hygiene- und Testkonzepte konsequent umgesetzt werden“, teilte der Vorsitzende der GMK, der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek, mit. Bei dem Entschluss spiele auch die inzwischen erreichte Durchimpfungsrate der Heimbewohner eine Rolle. Diakonie: Seniorenrestaurants öffnen: Tatsächlich hat beispielsweise die Vorwerker Diakonie in Lübeck, die fünf Heime mit 500 Bewohnern und 600 Pflegern betreibt, bereits vorige Woche die Zweitimpfung aller Impfwilligen abgeschlossen. „Rund 85 Prozent der Bewohner und über 70 Prozent des Pflegepersonals haben sich impfen lassen“, informierte Doreen Boniakowsky, Geschäftsbereichsleiterin Pflege. Sie begrüße den Vorstoß der Gesundheitsminister, dies sei ein Gedanke, den die Diakonie verfolge. „Natürlich mit der notwendigen Umsicht.“ Den Senioren solle in den Einrichtungen jetzt wieder mehr soziale Teilhabe ermöglicht werden. „Dazu gehört, dass sie nicht nur auf ihr Zimmer reduziert sind, sondern sich wieder ganz normal von Wohnbereich zu Wohnbereich bewegen können. Und dass wir die Gemeinschaftsräume wieder nutzen – beispielsweise die Seniorenrestaurants in unseren Einrichtungen.“ Örtliche Gegebenheiten berücksichtigen: Derselben Ansicht ist Peter Schildwächter, der Vorsitzende des Landes-Seniorenrats: „So weit das möglich ist, öffnen.“ Es sei wichtig, die Einsamkeit der Heimbewohner baldmöglichst zu beenden. Viele hätten schon lange auf Verwandtenbesuche verzichten müssen, dies könne schwerwiegende Folgen haben. Jedoch sei die Möglichkeit zu Selbsttests für jedermann wichtig. „Solange das nicht gegeben ist, werden sich die Heime weiter abschotten.“ Die Entscheidung, inwieweit Lockerungen möglich seien, müsse letztlich bei den einzelnen Heimen liegen, die diese aufgrund der örtlichen Gegebenheiten individuell umsetzen müssten. Lesen Sie auch Corona in Schleswig-Holstein und Lübeck: Aktuelle Zahlen am 02.03.2021 Pflegeheime werden in Schleswig-Holstein immer teurer Lübeck: Altenheim-Chef berichtet von Corona-Ausbruch Personalmangel: Lübecks Pflegeheime rufen um Hilfe Wie gut schützt die Impfung? Julia Busboa, Sprecherin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Schleswig-Holstein in Kiel, zeigte sich skeptisch: Noch sei unklar, inwieweit die Impfung wirklich vor Ansteckung schütze. „Dazu gibt es keine Studien.“ Derzeit gilt die Regel, dass jeder Heimbewohner – von Ausnahmefällen abgesehen – nur zwei feste Kontakte haben darf, von denen er Besuch erhalten kann. Zudem müssen Besucher über ein negatives Testergebnis verfügen, das vom selben Tag oder vom Vortag stammt. Kiel noch zurückhaltend: Noch hat sich das Kieler Gesundheitsministerium nicht endgültig zur Umsetzung der Beschlüsse positioniert. Die Gesundheitsministerkonferenz gebe lediglich „fachliche Impulse“ für die Ministerpräsidentenkonferenz, erklärte Ministeriumssprecher Christian Kohl. Es sei „erfreulich, dass derzeit ein Rückgang von Ausbruchsgeschehen in Pflegeeinrichtungen wahrzunehmen ist“. Die Landesregierung „prüfe und bewerte fortlaufend wann und in welchem Maße Änderungen möglich sind“. Das betreffe auch die Regelungen der Pflegeeinrichtungen. Von Marcus Stöcklin