Gib deinem Auto einen Namen: So heißen Autos im Norden

„Herbie“, der tolle Käfer, und „Kitt“, das sprechende Super-Gefährt, sind wohl die berühmtesten Beispiele: Doch nicht nur diese rollenden Filmstars, auch die Autos vieler Deutschen tragen Namen. „Wer eine emotionale Bindung zu seinem Auto hat, der gibt seinem Liebling auf vier Rädern einen Namen“, heißt es in einer repräsentativen Befragung der Tankstellenkette HEM - demnach sind das sogar 34 Prozent der deutschen Autofahrer. Und bei der Wahl des Namens sind Autoliebhaber mal mehr, mal weniger kreativ. Laut der Umfrage bilden „Dicker“, „Baby“ und „Schorsch“ die Top Drei. Wie LN-Leser ihre Autos nennen, lesen Sie hier. Französische Autoliebe: „Paulette“ und „Giovanni“: Es sind seine Kinder: Acht Stück hat Oliver Theunissen davon. Und der 50-Jährige fährt sie regelmäßig von Sylt nach Lübeck. Es ist eine regelrechte Auto-Kinderschar - alle Citroëns, alle Oldtimer, alle schick. Ihre Namen sind mittlerweile auch den Mechanikern bekannt bei der Autowerkstatt Jans. Zu Besuch sind heute „Paulette“ und „Giovanni“ – eine weiße DS Baujahr 1966 und ein blauer Visa, Baujahr 1980. Der schnucklige Visa kommt aus Venedig und da passte „Giovanni“. Das Auto hat sogar noch einen Spitznamen: „Der kleine Italiener.“ Und der verdankt Theunissen sein Autoleben. Denn er war total schrott – und der Auto-Freak hat ihn komplett sanieren lassen in Lübeck. „Wenn Du einem Auto einen Namen gibst, dann hast Du eine Beziehung zu ihnen“, beschreibt Theunissen seine französische Autoliebe. Mit der Namensgebung hat er vor 20 Jahren angefangen – und allen seinen Wagen eine Identität verschafft. Von einigen hat er sich auch getrennt. „Manche nerven auch“, sagt Theunissen. Er weiß: Seine Oldtimer haben ihre Befindlichkeiten: „Mal haben sie gute Tage, mal schlechte“, fasst Theunissen liebevoll in Worte, wenn ein Wagen merkwürdige Geräusche macht oder nicht anspringt. Und „Paulette“? Die elegante DS ist die älteste Dame in seiner Sammlung. „Sie heißt nur so, weil ihre jüngere Schwester ,Bernadette’ heißt – das passte irgendwie“, sagt Theunissen. Denn Bernadette ist ebenfalls eine DS und hat ihren Namen von der Gattin des ehemaligen französischen Präsidentin Jacques Chirac. Nun dann gibt es da noch den Citroën Mehari namens „Luitschi“ und die Ente „Gloria“ und den Citroën Modell Dyane, die nur „Nonne“ genannt wird, weil Nonnen sie gefahren haben und und und. Theunissen weiß, dass sein Hobby ungewöhnlich ist. „Es ist meine Leidenschaft.“ Und schiebt gut gelaunt hinterher: „Und ich bin süchtig.“ Auf „Lotte“ folgte „Energy“: Bereits ihrem allerersten Auto gab Tanja Warncke (49) einen Namen – und dann auch allen weiteren. So wurde ihr letztes Fahrzeug, ein Renault Megane, liebevoll „Lotte“ genannt. „Sie war so gemütlich, hatte nur 65 PS und hatte es auch nicht so mit der schnellen Beschleunigung, da passte der Name schon gut“, erzählt die Nütschauerin. Als dann immer mehr „Macken“ hinzukamen – so ging schon manchmal während der Fahrt der Motor aus –, wurde Lotte gegen ein anderes Renault Megane-Modell ausgetauscht. Der „Neue“ hatte jetzt 140 PS, da passte der alte Name nicht. „Meine Tochter und ich überlegten, da fiel ihr Blick aufs Radio-Display. „Nenn’ ihn doch ,Energy’, zum einen hören wir gern den Radiosender, zum anderen ist das Fahrzeug selbst ja sehr energiegeladen“, schlug die Zwölfjährige vor. Und seitdem, inzwischen gut anderthalb Jahre, fährt Tanja Warncke nun mit „Energy“ durch die Gegend. Mit der Namensgeberei für Fahrzeuge hat sie ihre Familie angesteckt: So heißt der Oldtimer ihres Mannes Thomas, ein alter Citroën CX, aufgrund des Aussehens „Bat-Mobil“; Wohnwagen, Pferdeanhänger und der Gebrauchsanhänger hören auf die Namen „Günter“, „Hildegard“ und „Gustav“. Laura hat „Mister C!“ lieb: „Mister C!“ ist die Abkürzung für „Mister Cool and Comfortable“. Es ist erst das zweite Auto von Laura Lüders aus Mustin. „Das Auto hatte so ein gemütliches und luxuriöses Lenkrad. Ich habe mich gleich wohl gefühlt und es war cool“, sagt die 35-Jährige. Werktags pendelt Laura nach Lübeck und ist immer wieder vom Platzangebot überrascht: „Einen großen Schrank habe ich schon transportiert, ein Bett; es ist unglaublich, was da reinpasst!“ Fast 20 Jahre ist „Mister C!“ auf den Straßen unterwegs, seit zwei Jahren unter der Regie von Laura Lüders. Die bislang längste Strecke führte nach Schleswig. „Ja, ich habe ihn lieb und bin ihm dankbar, auch wenn ich manchmal ein wenig mit ihm schimpfen muss, weil er ab und an kein Gas annimmt“, erklärt Laura. 170 000 Kilometer zählt der Tacho von „Mister C!“, einem kleinen Benziner mit Automatikgetriebe. Nach den vielen Transportfahrten – ab und an ist auch mal ein Huhn an Bord – hat „Mister C!“ heute Gebrauchsspuren. „Das mit dem ,Luxus’ war einmal; heute ist das etwas ironisch zu verstehen“, lächelt Laura Lüders. Was beide trennen könnte? – „Ein tolles Elektro-Auto“, sagt die Besitzerin unvermittelt. „Nick, der Bus“ ist ein Dauerläufer: Seit einem Jahr und zwei Monaten sind Kennet Baumann (21) aus Wahlstedt und sein Auto so gut wie unzertrennlich. „Nick, der Bus“ hat der Kfz-Azubi den 17 Jahre alten Bulli getauft. „Ein Auto sollte einen Namen haben, und Nick hat mir gefallen. Er ist nun mal kein Mädchen, und Manfred oder so wäre mir zu spießig gewesen.“ Ebenso kurz und knackig hat Kennets Mutter dem Gefährt auch noch einen Spitznamen verpasst: „Schrotti“. Dabei steckt von der Motorhaube bis zur Heckklappe nicht nur viel Liebe in dem Party-Vehikel, das derzeit eher einem Werkstattauto gleicht, sondern auch ein ganzer Sack voller Ausbauideen: beleuchtete Mini-Discokugel, Lichterketten, Pisten-Accessoires, jede Menge Aufkleber und und und. Nick ist ein Individualist, ein echter Hingucker, der polarisiert und von manchen Menschen Naserümpfen erntet, während er bei Snapchat und Instagram treue Fans hat. Die wichtigsten technischen Eckdaten: 527 930 Kilometer auf der „Uhr“, und spätestens im Frühsommer 2021 ist die Hauptuntersuchung fällig. „Uns kann nur der TÜV trennen.“ Kennet Baumann kratzt an einer stumpfen, braunen Stelle, die leise anfängt zu rieseln. Rost. „Ich glaube nicht, dass er es schafft. An der Karosserie ist viel zu machen.“ Doch die Zwischenlösung steht schon bereit – zum Ausschlachten oder Flottmachen, je nachdem, was der TÜV sagt. Und natürlich hat das blaue, ansonsten nahezu identische Modell auch einen Namen: Finn. Mütterlicher Spitzname: „Hellblauer Albtraum“. „Mein Marienkäfer“ mit langen Wimpern: Denise Behrens aus Benz (Gemeinde Malente) ist von klein auf ein Fan von Marienkäfern. Was liegt da näher, als dass ihr Auto „Mein Marienkäfer“ heißt? „Mein Mann hat mir vor 14 Jahren das Auto mit dem Design gekauft“, erzählt sie. „Ich kann mich nicht davon trennen.“ Das Auto mit den schwarzen Punkten auf rotem Grund und den langen Wimpern habe zwar schon die eine oder andere Stelle, aber noch sei es trotz der 150 000 Kilometer auf der Uhr noch gut in Schuss. „Ich weiß nicht, wie lange er noch macht“, sagt Behrens. Die selbstständige Verkaufsdirektorin für Mary-Kay-Kosmetik wünscht ihrem Auto wegen seines Aussehens aber noch ein langes Leben. Ganz verzichten muss sie nach seinem Ende übrigens nicht auf die geliebten Marienkäfer. Ihr Team, mit dem sie arbeitet, sind die Ladybirds, auf Deutsch die Marienkäfer. Von HIL, SAS, SF, JVZ, THOBI