Gratis-Testung von Lehrern und Erziehern in SH starten nächste Woche

Schleswig-Holsteins SPD will auch die Schülerinnen und Schüler im Land regelmäßig auf das Coronavirus testen lassen, nicht nur Lehrer und Erzieher. Das geht aus einem Antrag hervor, den die Sozialdemokraten für die kommende Landtagssitzung eingebracht haben. SPD: Überall testen, wo viele Menschen zusammenkommen: Bei den Lehrern und Erziehern sollen die Tests zweimal pro Woche schon ab dem kommenden Montag beginnen. Das hat die Jamaika-Landesregierung beschlossen. Der SPD reicht das nicht. „Wo sich viele Menschen auf engem Raum treffen, und dazu zählen Schulen auch, muss regelmäßig getestet werden“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete und Bildungsexperte Martin Habersaat. Das Land müsse seine Teststrategie entsprechend neu aufstellen, fordert der Sozialdemokrat. Die Entwicklung des Infektionsgeschehens in den letzten Monaten habe ja klar gezeigt, dass eine schnelle Überwindung der Corona-Krise nicht zu erwarten sei. Bildung dürfe dann aber nicht gegen Gesundheit ausgespielt werden. Und das heiße: „Solange noch nicht ausreichend viel geimpft werden kann, muss umso mehr getestet werden.“ Habersaat will Schüler auf Elternwunsch testen lassen: Dänemark etwa sei es gelungen, die Fallzahlen mit einer offensiven Teststrategie stark zu reduzieren. „Es sollte auch bei uns so viel wie möglich getestet werden – auf Wunsch von Eltern und Kindern natürlich auch Schülerinnen und Schüler“, sagt der SPD-Politiker. Im CDU-Bildungsministerium setzt man stattdessen darauf, dass sich womöglich bald schon alle Bürger kostenlos testen lassen können. Entsprechende Pläne hatte CDU-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Dienstag verkündet. Am 1. März soll es losgehen. Spahn hofft dabei auf die schnelle Zulassung einfacher zu handhabender Selbsttests. Schüler-Tests: In den Kieler Ministerien winkt man ab: „In Abstimmung mit dem Bund und den anderen Ländern soll eine verbindliche Teststrategie gegebenenfalls unter Berücksichtigung zugelassener Selbsttests weiterentwickelt werden“, sagt Kiels CDU-Bildungsministerin Karin Prien dazu. Und: „Diese Teststrategie sollte dann auch Schülerinnen und Schüler mit einbeziehen.“ Im Kieler FDP-Gesundheitsministerium winkt man ebenfalls mit Verweis auf Spahns Pläne ab. „Dazu verweise ich auf die Ankündigung des Bundesgesundheitsministeriums, Testungen insgesamt zugänglich machen zu wollen. Eine gesonderte Regelung ist aus Landessicht derzeit nicht geplant“, sagt Sprecher Christian Kohl. Virologe: Schulen kamen auch ohne Tests mit der Pandemie klar: Der Kieler Virologe Professor Helmut Fickenscher hält die Idee nur für umsetzbar, wenn leicht selbst anzuwendende und vom Ergebnis her sehr sichere Tests zur Verfügung stehen. Bei den bislang zugelassenen Testverfahren sei das aber nicht der Fall. Die PCR-Tests würden einen tiefen Rachenabstrich verlangen, den so nur medizinisches Personal korrekt und ohne Verletzungen entnehmen könnte. Und die Antigen-Schnelltests würden allzu oft falsch-negative oder falsch-positive Ergebnisse liefern. Fast 400 von 464 befragten Erzieherinnen und sozialpädagogischen Assistentinnen im Norden haben laut der Gewerkschaft GEW wegen Corona Sorge um ihre Gesundheit. Die GEW wertet dieses Ergebnis als „beängstigend“, auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ sei. „In den Kitas geht die Angst um“, sagt GEW-Landesvizechefin Katja Coordes. Rund 85 Prozent der Befragten sorge sich, weil die Politik es nach einem Jahr Pandemie immer noch nicht geschafft habe, für effektive Schutzmaßnahmen für die Kitas zu sorgen. Man lehne die Öffnung der Kitas im Land im Regelbetrieb ab Montag daher als verantwortungslos ab. Stattdessen sollten die Kitas zunächst mit Halbgruppen starten, sagt Coordes. Außerdem hätte bei den Befragten der Wunsch nach regelmäßigen, alltagstauglichen Tests und einer schnellen Impfung ganz weit oben gestanden. Beides sei gefährlich oder zumindest ärgerlich. Im ersten Fall könnten Infizierte die Viren sorglos weitergeben. Im zweiten Fall würden womöglich ganze Schulen geschlossen werden, obwohl gar keine Infektion vorliege. Außerdem würden die Gesundheitsämter durch solche Fehlalarme noch mehr be- und überlastet werden. Es müssten also erst Tests zugelassen werden, bei denen der Abstrich etwa durch Gurgeln oder in der Nase genommen werden kann. Dass die Schüler-Tests wirklich notwendig sind, hält Fickenscher aber offenbar auch noch nicht für ausgemacht. Die Kitas und Schulen seien im vergangenen Jahr jedenfalls auch ohne Tests gut mit der Pandemie klar gekommen, sagt der Mediziner. Größere Schließungen habe es seines Wissens nach nirgendwo geben müssen. Und mittlerweile seien selbst die jüngsten Schüler schon sehr diszipliniert im Umgang mit Maske und Hygieneregeln. Kostenlos-Masken für Lehrer, Schüler, Mitarbeiter? Die SPD hat derweil noch weitere Forderungen an CDU-Bildungsministerin Karin Prien aufgestellt. So müssten Eltern, solange in ihrer Region die Inzidenzwerte für den Präsenzunterricht noch überschritten werden, selber entscheiden dürfen, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken. Gebe es Präsenzunterricht, müssten alle in der Schule vom Land kostenlose FFP-2-Masken erhalten. Das Land müsse die Kommunen als Schulträger zudem bei der Anschaffung von Luftfiltern und der Schaffung zusätzlicher Klassenräume für die Arbeit in kleineren Gruppen finanziell unterstützen. Lehrer, die Präsenzunterricht geben, dürften nicht auch noch im Distanzunterricht eingespannt sein. Und bei den Lern- und Prüfungsinhalten müsse es nach diesem Corona-Jahr ohnehin Abstriche geben, sagt Habersaat. Von Wolfram Hammer