Grippe-Impfung: Darum gibt es wochenlange Wartezeiten in SH

Laut Thomas Maurer, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Schleswig-Holstein, waren es zum Wochenanfang noch Einzelfälle, inzwischen könne es aber bereits jetzt durchaus so sein, dass Ärzte flächendeckend ihre Patienten vertrösten müssen. „Wir haben gerade erst September und die ersten Vorräte bekommen – je nachdem wie lange die halten, können Hausärzte noch Termine machen“, erklärt Maurer. Für seine eigene Praxis in Leck (Kreis Nordfriesland) geht der Verbandschef davon aus, dass die freien Vorräte, also die Impfdosen, die zum Beispiel nicht für Pflegeheime vorgesehen sind, vorerst nur noch wenige Tage ausreichen. Grippeschutzimpfung: Neue Lieferung Ende Oktober: „Wir stehen mit den Apotheken in Kontakt und gehen davon aus, dass die nächste Lieferung an Impfdosen Ende Oktober kommt“, sagt Maurer. Erst dann könnten die meisten Hausärzte auch wieder neue Termine vergeben. Droht dann ein neues Termin-Chaos mit erneut wochenlangen Wartezeiten? Maurer: „Es lässt sich schwer abzuschätzen, ob die Nachfrage weiter noch so hoch bleibt, wenn die Impfvorräte wieder aufgefüllt sind.“ In diesem Jahr würden sich die Menschen zumindest deutlich früher impfen lassen als sonst, ob es tatsächlich auch mehr sind, ist allerdings noch unklar, so Maurer. Grippeimpfstoff könnte 2020 nicht reichen: Weil allerdings in diesem Jahr tatsächlich die Gefahr besteht, dass der Grippe-Impfstoff nicht ausreichen könnte, spreche er nur Patienten, die zu einer Risikogruppe gehören, aktiv darauf an. „Bei allen anderen warten wir, ob sie uns ansprechen. Natürlich werden die dann aber auch geimpft, wenn sie es wünschen“, sagt Maurer. Unter anderem Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Grippe-Impfung noch einmal allen Bundesbürgern ausdrücklich empfohlen, weil das Gesundheitssystem neben der Corona-Pandemie keine größere Grippewelle vertragen könne. Apothekerkammer SH: Appell war ein Fehler: Für den Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, Frank Jaschkowski, ein Fehler: „Wir geraten in einen Verteilungskonflikt, wenn sich auch alle jungen, gesunde Menschen impfen lassen.“ Denn: „Wenn der Impfstoff alle ist, ist er alle. Er kann nicht nachproduziert werden“, sagt Jaschkowski. Hintergrund: die Vorlaufzeit für einen Impfstoff beträgt über ein Jahr. In Deutschland stehen rund 25 Millionen Impfdosen zur Verfügung. „Die Bestellungen für dieses Jahr wurden im Herbst 2019 aufgegeben. Die Apotheken erhalten meist in Chargen nur die vorbestellte Menge“, erklärt Jaschkowski. Zwar bestehe die Möglichkeit, im Notfall aus dem Ausland zuzukaufen, wie 2019 aus Japan oder England, dass das dieses Jahr allerdings wieder möglich sein wird, bezweifelt der Kammerchef. RKI: Grippeimpfung bis Ende des Jahre sinnvoll: Laut Robert-Koch-Institut (RKI) hat die jährliche Influenzawelle in Deutschland in den vergangenen Jahren meist nach der Jahreswende begonnen. „Nach der Impfung dauert es 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. Um rechtzeitig geschützt zu sein, wird deshalb empfohlen, sich im Oktober oder November impfen zu lassen“, heißt es auf der RKI-Homepage. Sollte die Impfung in diesen Monaten versäumt werden, könne es aber auch im Dezember und selbst zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein, die Impfung nachzuholen. Schließlich sei nie genau vorherzusagen, wie lange eine Influenzawelle andauern werde. Lesen Sie auch Corona in Schleswig-Holstein und Lübeck: Aktuelle Zahlen am 25.09.2020 Reisewarnung: Was Dänemark-Urlauber im Corona-Risikogebiet wissen müssen Von Jan Wulf