Grüne: Atomkraftwerk Brokdorf muss schneller vom Netz

Die Grünen-Bundestagsfraktion hat genau nachgefragt. Nachdem im Zuge der Jahresrevision des Atomkraftwerkes Brokdorf im Jahr 2017 Rost an den Brennstäben festgestellt worden war, wollte die Ökopartei wissen, wie oft der Stromnetzbetreiber die Leistung reduziert hat. 126 Mal musste die Leistung des Atomkraftwerkes Brokdorf allein im Jahr 2016 reduziert werden. Die Gesamtdauer habe 950 Stunden betragen, rechnerisch also 40 Tage. Das geht aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin hervor. Im Januar und Februar 2017 waren demnach weitere 19 Eingriffe nötig – mit einer Dauer von 191 Stunden. Die Produktion von Atomstrom wird immer dann heruntergefahren, wenn besonders viel Ökostrom vorhanden ist, weil etwa der Wind stark weht oder die Sonne stark scheint. „Häufige Leistungsveränderungen reduzieren die Sicherheitsmargen von Atomkraftwerken“, sagt Sylvia Kotting-Uhl, Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag. Der Rost, der an den Brennstäben in Brokdorf entdeckt worden war, war insgesamt dicker und auch schneller aufgetreten als erwartet. Experten hatten später ein immer häufigeres schnelleres Hoch- und Herunterfahren des Reaktors als einen Grund für die Oxidation an den Brennstäben genannt. Alternde AKW kämpften sowieso schon mit Bauteildefekten und Materialermüdung, so die Ausschussvorsitzende. „Und dann nutzen die Betreiber den genehmigungsrechtlichen Spielraum auch noch, um die Hochrisikoanlagen auszureizen, anstatt den Weg für die Energiewende frei zu machen.“ Die Grünen wollen Atomkraftwerke in Netzengpassgebieten schneller vom Netz nehmen. Dafür kämpfen sie heute auch im Bundestag. „Brokdorf blockiert die Netze, ist ein Störfaktor im System geworden“, sagt Bernd Voß, energiepolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion. Das AKW Brokdorf gehört zu 80 Prozent PreussenElektra und zu 20 Prozent Vattenfall. Betreiber der Anlage ist PreussenElektra. Das Kernkraftwerk ist seit 1986 am Netz. Brokdorf soll Ende 2021 im Zuge des Atomausstiegs abgeschaltet werden. Die beiden anderen Kernkraftwerke in Schleswig-Holstein, Krümmel und Brunsbüttel, haben in Folge einer Atomgesetzänderung von 2011 keine Berechtigung zum Leistungsbetrieb mehr. Im Kieler Energiewendeministerium von Umweltminister Robert Habeck (Grüne) hält man an den bisherigen Plänen fest. Es seien nicht die Lastwechsel an sich, die zur verstärkten Oxidbildung beitragen können, sondern die Geschwindigkeit, in der die Lastwechsel durchgeführt werden, teilte Sprecherin Jana Ohlhoff mit. Brokdorf wird seit dem Wiederanfahren im Mai nur unter eingeschränkten Bedingungen betrieben. Dazu gehört auch die Halbierung der Lastwechselgeschwindigkeit. Von Julia Paulat

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