Hilferuf: Mehr Schutz für die Pflegeheime in Schleswig-Holstein

Eine wirksame Verhinderung von Infektionen funktioniere „nur über Isolierung, Betretungsverbote und Maskenpflicht der Mitarbeitenden“, sagt Michael Saitner, geschäftsführender Vorstand des Paritätischen in Schleswig-Holstein. Aber der Mangel an persönlicher Schutzausrüstung sei nach wie vor ein großes Problem. Das Personal arbeite am Limit und sei „aufgrund häufiger Unterbesetzung nicht weiter einzugrenzen, auch weil Angehörige nicht unterstützen dürfen“. Der Personalmangel führe schon in Krankenhäusern dazu, dass infiziertes Personal weiterarbeiten dürfe, wenn es entsprechende Schutzausrüstung trage. Von der Landesregierung fordere sein Verband „mehr klare Aussagen in den Erlassen“, sagt Saitner, zum Beispiel keine einseitigen Aussagen an die Einrichtungen, ohne zum Beispiel Krankenhäuser davon in Kenntnis zu setzen. Zudem müsse es wesentlich mehr Ausweicheinrichtungen und Kurzzeitpflegeplätze für Quarantäne zur Verfügung gestellt werden. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach „Handel wie im Wilden Westen“: Der Awo-Landesverband fordert von der Landesregierung, den Schutz der Bewohner und Pflegekräfte „mit allen Mitteln“ zu unterstützen. „Dazu zählen die Ausstattung mit Schutzkleidung und Masken und Notfallmaßnahmen, falls zu viele Pflegekräfte durch eine Infektion ausfallen würden“, sagt Bernd Schubert, Kaufmännischer Geschäftsführer der Awo in Schleswig-Holstein. Masken und Schutzkleidung seien weltweit schwer zu bekommen. „Im Handel mit Schutzkleidung geht es mittlerweile zu, wie im ,Wilden Westen’, wir haben extra einen Mitarbeiter mit dem Thema betraut, der uns mit erheblichem Einsatz unterstützt.“ „Zudem fordern wir vorerst weiterhin die Aufrechterhaltung des Besuchsverbots, obwohl wir selbstverständlich wissen, dass dies eine schwere Belastung für die Bewohner und deren Angehörige darstellt“, sagt Schubert. Es gehe aber um Leben und Tod bei der Hochrisikogruppe in den Pflegeeinrichtungen. Wunsch nach klaren Regeln: Auch der DRK-Landesverband fordert „klare Regelungen“, die die besondere Schutzbedürftigkeit der Bewohner in den unterschiedlichen Einrichtungstypen berücksichtigen. „Zudem müssen ausreichende Kapazitäten an Ausweicheinrichtungen für Menschen geschaffen werden, die neu in eine Pflegeeinrichtung verlegt werden sollen oder bei denen nach einem Krankenhausaufenthalt eine Infizierung nicht auszuschließen ist“, sagt DRK-Vorstandssprecherin Annette Langner. „Es ist in dieser Situation essenziell, Kontakte zu Menschen, die eine Infektion in die Pflegeeinrichtungen tragen könnten, so restriktiv wie möglich zu verhindern und die Hygieneregeln strikt zu befolgen.“ Es müssten Vorkehrungen für Quarantänemaßnahmen und gegebenenfalls die Trennung von Betroffenen vom sonstigen Betrieb in der Einrichtung vorbereitet werden. Kontaktverbot führt zu seelischer Vereinsamung: „Wir sind alle der Meinung, dass wir die größtmöglichen Beschränkungen haben. Seit drei Wochen gilt ein absolutes Betretungsverbot“, sagt Eva El Samadoni, stellvertretende Geschäftsführerin des Kommunalen Pflegeverbandes Schleswig-Holstein, ein Zusammenschluss von 15 kommunalen Heimbetreibern. „Was ich mir wünsche ist, dass jeweils eine registrierte Kontaktperson die Bewohner besuchen darf. Die jetzige Situation führt zu seelischer Vereinsamung“, sagt El Samadoni. Das betont auch Annette Langner vom DRK: Die strikten Besuchsverbote stellten „eine erhebliche Belastung für Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörige und Pflegekräfte dar“. „Wir müssen auch die vielen anderen Facetten der Isolation in den Blick nehmen“, fordert Michael Saitner vom Paritätischen. In den Awo-Heimen sei man schon seit Wochen dabei, „mit digitalen Alternativen, Briefen, Karten und Telefonaten den Kontakt zu Angehörigen in einzelnen Einrichtungen möglich zu machen, um diese Zeit für alle etwas erträglicher zu gestalten“, sagt Bernd Schubert. Regelmäßige Tests gefordert: „Eine regelmäßige Testung der Pflegekräfte würden wir begrüßen. Dies ist derzeit das einzige Mittel, um die Sicherheit noch weiter zu erhöhen, aber auch eine schnellere Testung der Pflegebedürftigen ist anzustreben“, sagt Schubert. Mehr Tests hält auch Annette Langner für wünschenswert, auch wenn sie keinen zuverlässigen Schutz und Sicherheit böten. Das Kieler Gesundheitsministerium hatte am Wochenende seine Regeln abgeändert: Es geht vor allem um eine Neufassung der Quarantäneregelung bei Aufnahme neuer Bewohnerinnen und Bewohner oder bei der Rückkehr nach einem Krankenhausaufenthalt. Demnach müssen Patienten, die aus „normalen“ Stationen zurückverlegt werden, nicht mehr in Quarantäne. Insgesamt gibt es in Schleswig-Holstein etwa 35 500 Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen und etwa 26 000 in ambulanter Betreuung. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Schon sechs Tote im Pflegeheim Rümpel bei Bad Oldesloe Endlich geht’s wieder los: Handel hofft auf gute Geschäfte im Norden Diese Regeln gelten jetzt für die Geschäfte im Norden Schulstart ab 21. 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