Kirchen haben Verständnis für Gottesdienst-Verbot

Die ersten Einschränkungen aufgrund der Corona-Krise werden ab kommender Woche gelockert. Um die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten weiter zu senken, bleiben Kirchen und Gotteshäuser vorerst leer. „Das versprochene Konzept für die schrittweise Öffnung des religiösen Lebens muss nun schnellstmöglich vorgelegt werden“, fordert der Möllner Konstantin von Notz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag und Beauftragter für Religion und Weltanschauungen. „Für uns ist dabei vollkommen klar: Auflagen müssen für alle Religionsgemeinschaften gleichermaßen gelten.“ Schutz von Leben und Gesundheit stehen im Vordergrund: „Natürlich ist es sehr schmerzlich, dass wir derzeit nicht in gewohnter Weise zum Gottesdienst zusammenkommen können“, sagt Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Sie ist zuversichtlich, dass es Anfang bis Mitte Mai wieder möglich sein könne, Gottesdienste zu feiern. Bis es aber so weit sei, unterstütze die Nordkirche „weiterhin alle Bemühungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus, um das durch die Pandemie ausgelöste Leid so weit wie möglich zu begrenzen“, sagt Stefan Döbler, Sprecher der Nordkirche. Denn der Schutz von Leben und Gesundheit stünde immer im Vordergrund. Bereits Mitte März habe die Nordkirche aus diesem Grund empfohlen, vorerst auf Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen zu verzichten. „Wir sind füreinander da“: „Ich glaube, viel zu viele Menschen unterschätzen die Situation mit dem Coronavirus“, vermutet Solveig Steinkamp, Vorstandsmitglied der Liberalen Jüdischen Gemeinde Lübeck. „Gottesdienste sind ja nun mit Verlaub auch nicht wirtschaftlich relevant, wenngleich sie wichtig sind“, sagt sie. Zwar fehlten ihr die regelmäßigen Zusammenkünfte und die „liebevolle Nähe zueinander, aber unsere Gemeinde, in der hauptsächlich ältere Menschen sind, nimmt die Krise sehr ernst – die sind sehr, sehr achtsam und gehen ganz konsequent vor, was das Kontaktverbot angeht“. Um in dieser schwierigen Zeit trotzdem ein „Wir sind füreinander da“ zu signalisieren, verschicken Steinkamp und ihre Kollegin Mails und Links zu Gottesdiensten; bringen denen, die kein Internet haben, zum Teil gar auf Papier gedruckte Bibelstellen vorbei. „Natürlich ist das alles kein Ersatz“, sagt Steinkamp. Glaube und Zuversicht seien wichtig – immer, „aber das Judentum ist nach Taten ausgerichtet, wir schöpfen viel Kraft daraus, einander zu helfen – und das tun wir auch zu dieser Zeit“. Gottesdienste werden im Lübecker Radio übertragen: Füreinander da zu sein und trotz der Coronavirus-Pandemie gemeinsam Gottesdienste zu feiern, war auch für Robert Pfeifer und Inga Meißner, Pastoren der Lübecker Marienkirche, ein Anliegen. „Wir hatten die Idee, die Gottesdienste aufzuzeichnen und sonntags wie gewohnt um 10 Uhr morgens im Rundfunk auszuspielen“, erzählt Pfeifer. Jeden Sonntag können Gläubige im Offenen Kanal Lübeck (UKW 98,8 MHz) den Gottesdienst anhören. „Das ist wirklich eine tolle Sache, eben weil unser Klientel so radioaffin ist.“ Dafür dass Gottesdienste auch weiterhin noch nicht gemeinsam in der Kirche gefeiert werden dürfen, zeigt Pfeifer Verständnis. Es seien „landauf, landab so viele kreative und neue Formate“ entstanden, um trotz physischer Distanz Hoffnung und Zuversicht zu spenden. „Aber natürlich hoffen wir trotzdem, dass wir bald wieder zu Gottesdiensten einladen dürfen – selbstverständlich unter Berücksichtigung der Abstands- und Hygieneregeln.“ „Menschen zu retten ist wichtiger, als Religion auszuüben“: Auch in der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde in Lübeck steht die Gesundheit an erster Stelle. „Menschen zu retten, ist wichtiger, als die Religion ausüben zu können“, sagt Mashhood Ahmad Zafar. „Und da müssen wir jetzt alle zusammen arbeiten, um das Virus einzudämmen. Statt gemeinsam in der Moschee müssen wir jetzt allein mit der Familie beten“, sagt Ahmad Zafar. Schwer sei das vor allem aufgrund des Ramadans, „weil das für uns der Heilige Monat ist, aber wir müssen füreinander stark sein – darauf kommt es jetzt an.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Weitere Lockerungen: Schleswig-Holstein öffnet Tierparks und Einkaufscenter Diese Großveranstaltungen fallen im Norden aus So fährt Schleswig-Holstein ab 4. 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