Küstenlotterie: Preise fürs Müllsammeln auch in Schleswig-Holstein?

„Das kann ein Denkansatz für uns sein“, sagt Heike Blankenburg von der Kurverwaltung in Travemünde. „Eine schöne Aktion auch für die Ostseeküste“, meint Manfred Wohnrade, Touristikleiter in Heiligenhafen. Zwar gibt es an der Lübecker Bucht schon jetzt viele Initiativen, die Sammelaktionen am Strand organisieren. Heiligenhafen etwa lädt zwei Mal jährlich zum sogenannten Beach Clean Up. Mit Müllsäcken und Handschuhen ausstaffiert ziehen freiwillige Helfer los, um Strand und Dünen von Müll zu befreien. Umweltministerium zeigt sich offen: Dennoch sei man immer offen für neue Ideen, so Wohnrade. Auch das Umweltministerium in Kiel spricht von „einer spannenden Idee, die dazu beitragen kann, die Plastikverschmutzung am Strand und in den Meeren zu reduzieren“. „Alles, was hilft, Müll zu vermeiden und zu reduzieren, ist interessant“, betont Joachim Nitz, Tourismuschef in Timmendorfer Strand. 30 000 Säcke Plastikmüll zusammengekommen: In Norwegen gibt es seit drei Jahren eine „Küstenlotterie“, an der sich derzeit 85 Gemeinden beteiligen. Inzwischen haben sich auch sechs dänische Gemeinden angeschlossen. Wer Müll einsammeln will, erhält dafür nummerierte Säcke, deren Nummern an der Verlosung von Sachpreisen teilnehmen. Seit dem Start der Aktion wurden nach Auskunft von Sten Helberg, dem Vorsitzenden der norwegischen „Küstenlotterie“, bereits 30 000 Säcke Plastikmüll gesammelt. Allein im vergangenen Jahr kamen im Rahmen der Aktion etwa 45 Tonnen Plastikmüll an rund 20 000 Kilometern Strand zusammen. Als Hauptpreis gab es eine Reise für vier Personen auf der traditionellen norwegischen Postschifflinie (Hurtigruten) zu gewinnen. Nabu: Lotterie keine Lösung des Problems: „Das Plastikproblem wird man so nicht lösen können“, meint Ingo Ludwichowski, Landesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Schleswig-Holstein. Die Lotterie könne aber helfen, die Aufmerksamkeit für das Thema weiter zu steigern. Problematisch sei aber vor allem die Verwertung des Plastikmülls aus dem Meer. „Die Teile sind meist mit Salz durchsetzt, teils mit Seepocken oder ähnlichem besiedelt.“ Aus Sicht des BUND kann die Lotterie nützlich sein. „Dabei geht es weniger um die Effektivität als um die Symbolkraft“, sagt Landesgeschäftsführer Ole Eggers. Das Wichtigste wäre aber, weniger Müll zu produzieren. Plastikmüll zerrieben am Meeresgrund: Für Greenpeace ist jede Aktion gut, die auf das Müllproblem aufmerksam macht. „Die Lotterie ist ein schöner Ansatz“, sagt Viola Wohlgemuth, Konsumexpertin bei Greenpeace in Hamburg. Dabei dürfe man aber nicht stehenbleiben. Es sei beispielsweise wichtig, zugleich unverpacktes Einkaufen im Supermarkt möglich zu machen. „Wir müssen dringend weg von den Einwegverpackungen und dem einmaligen Nutzen von Bechern, Plastiklöffeln und Tüten“, betont sie. Was man an Müll am Meer sehe, sei nur rund ein Prozent des Plastikmülls. „Der Rest treibt zerrieben am Meeresgrund.“ Nach Angaben von Greenpeace nimmt pro Woche jeder Bürger fünf Gramm Mikroplastik zu sich – etwa in Fisch und Krustentieren. 50 Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern gesucht: In Mecklenburg-Vorpommern wollen die Linken die erfolgreiche Initiative zum Meeresschutz aus Norwegen kopieren. Ziel sei es, schrittweise 50 Gemeinden für das Projekt zu gewinnen, so die Linksfraktion. In jeder dieser Gemeinden könnte an zentraler Stelle ein Sammelcontainer aufgestellt werden. Die Stiftung Umwelt und Naturschutz könnte das Vorhaben unterstützen. Für die Preise müssten Sponsoren gewonnen werden. Zwei Millionen Euro werden für die Projektdauer von zunächst fünf Jahren veranschlagt. Die Linksfraktion will das Vorhaben in die Beratungen zum Landeshaushalt einbringen. „Nur wenn die Menschen wissen, was Plastikmüll anrichten kann, und wenn sie wissen, was für Alternativen es gibt, dann kann ein Umdenken stattfinden“, erklärte die Linke-Landtagsabgeordnete Jacqueline Bernhardt. Acht Millionen Tonnen Müll in den Ozeanen: Acht Millionen Tonnen Plastikmüll landeten jedes Jahr in den Ozeanen, sagte Mignon Schwenke, Fraktionssprecherin für Klima- und Umweltschutz im Nachbarland. Durchschnittlich 64 Teile Plastikmüll, die mit bloßem Auge sichtbar sind, würden pro 100 Meter Ostseestrand in Mecklenburg-Vorpommern angespült. Das habe das Monitoring des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie ergeben. Lesen Sie auch: „Unser sauberes Schleswig-Holstein“: So kämpfen wir gegen den Müll https://www.ln-online.de/Nachrichten/Norddeutschland/Unser-sauberes-Schleswig-Holstein-So-kaempfen-wir-gegen-den-Muell Der alte Müll und das Meer https://www.ln-online.de/Sonntag/Top-Thema/Der-alte-Muell-und-das-Meer Ostseestrände durch Zigarettenkippen verschmutzt https://www.ln-online.de/Nachrichten/Norddeutschland/Kippen-verschmutzen-Ostseestraende Von Julia Paulat

Vorbild Norwegen - „Küstenlotterie“: Preise fürs Müllsammeln