Land zieht personelle Konsequenzen an der Grundschule Süsel

Von Januar an wird die Chefin des Förderzentrums Eutin, Antonie Schwirz, in Süsel die kommissarische Schulleitung übernehmen. Die bisherige Schulleiterin Swantje Popp-Dreyer wird als einfache Lehrerin weiter an der Schule unterrichten. Das wurde den Eltern am Freitag in einem Schreiben mitgeteilt. Zwei Schüler kehren nicht zurück: Im Interview mit den LN bestätigte CDU-Bildungsministerin Karin Prien die Personalie. Sie gehe zudem davon aus, dass zwei der Schüler, die für die Gewaltvorfälle verantwortlich sind, nach den Weihnachtsferien nicht mehr an die Grundschule Süsel zurückkehren werden. Die beiden sollen stattdessen getrennt voneinander an anderen Schulen unterrichtet und weiter eng begleitet werden, sagte die Ministerin. Weitere neue Lehrer für Grundschule Süsel: Im Januar soll zudem die Schulleitungsstelle neu ausgeschrieben und schnellstmöglich regulär besetzt werden. Darüber hinaus hätten jetzt auch mehrere Planstellen in Süsel besetzt werden können, sagt Karin Prien. Die neuen Lehrerinnen und Lehrer würden im Januar ihren Dienst aufnehmen und das Kollegium entlasten. Anfang November hatten Eltern der Klasse 3 die Notbremse gezogen. Sie boykottierten die Schule, unterrichteten ihre Kinder im Rathaus selber. Zwei Neunjährige sollen zuvor über Monate hinweg Mitschüler bedroht, erpresst, geschlagen und gewürgt haben. Zwei Neunjährige gingen auf Schüler und Lehrer los: Sie seien auch auf Lehrer losgegangen, hieß es. Nach einer etwas ruhigeren Phase sollen die Vorfälle in diesem Jahr wieder schlimmer geworden sein. Die Schulleitung habe die Lage unterschätzt, klagten einige der Eltern. Schließlich schickte das Bildungsministerium einen erfahrenen Sonderpädagogen nach Süsel. Die beiden Schüler wurden erst einmal vom Unterricht ausgeschlossen. Prien: Mehr Kleingruppen für auffällige Kinder, frühere Diagnosen: Zudem kündigt Prien generell einen neuen Inklusions-Kurs im Land an. Inklusion, also die gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Lern-, körperlichen oder sozialen Beeinträchtigungen, soll es nicht mehr um jeden Preis geben. „Wir brauchen mehr Möglichkeiten, besonders verhaltensauffällige Kinder zeitweise aus den Klassen herauszuziehen und in Kleingruppen zu beschulen“, sagt die Ministerin. Viele Schulen würden auf solche zusätzlichen Instrumente dringend warten. „Es muss uns doch immer darum gehen, den Kindern gerecht zu werden – denen, die die Schwierigkeiten haben, und auch den anderen. Und manchmal wird die voll-inklusive Beschulung eben keinem Kind mehr gerecht“, sagt Prien. Der Reformprozess soll im Januar starten: Das komplette Konzept für die Reform will die Ministerin im Januar vorstellen. Auf jeden Fall sollen dann auch landesweit einheitliche Qualitätsstandards erarbeitet werden. Bislang gebe es bei der Inklusion viel zu große Unterschiede zwischen einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten, gerade auch bei der Herausnahme besonders auffälliger Schüler aus den Klassen, sagt Prien. „Außerdem müssen wir mit der Diagnostik früher beginnen.“ Bislang würden sogenannte Förderbedarfe erst zu Beginn der Klasse 3 ermittelt. Auch in Süsel hätte man den Kindern aber womöglich besser helfen können, wenn ihre Probleme früher erkannt worden wären. 585 Gewaltvorfälle meldeten Schleswig-Holsteins Schulen alleine im Schuljahr 2018/2019. Das hat Anfang Dezember eine erste Auswertung der neuen Gewalt-Datenbank GEMON des Kieler Bildungsministeriums ergeben. Vor allem Jungs in Klasse 5 bis 9 wurden demnach zu Tätern. 72,5 Prozent der Meldungen kamen von Gemeinschaftsschulen. Lesen Sie auch: Kommentar von LN-Chefredakteur Gerald Goetsch: Es geht um Kinder, nicht um den guten Ruf Wie gehen Lübecks Schulen mit Mobbing und Gewalt um? Interview mit Psychologin: Vorbildfunktion der Eltern ist entscheidend Gewalt an Grundschule: Warum kam die Hilfe so spät? Ortsbesuch in Süsel: Wie zwei Drittklässler eine ganze Klasse drangsalieren Gewalt an Schule in Süsel: So reagieren die LN-Leser Gewalt in Klasse drei: Lage an Ostholsteiner Schule eskaliert Nach Gewalt an der Grundschule Süsel: Kieler Ministerium schickt zusätzliche Lehrer Von Wolfram Hammer

Personelle Konsequenzen - Nach Gewalt an Grundschule Süsel: Problemschüler werden versetzt