Lehrer: Berufsschüler sollen im Unterricht Maske tragen

Nachdem sich eine Berufsschülerin in Bad Segeberg mit dem Coronavirus infiziert hat, wünschen sich Lehrer klare Vorgaben zum Tragen von Masken im Unterricht. Zuvor hatte einen Fall in Mölln dazu geführt, dass auch ein Ausbildungsbetrieb unter Quarantäne gestellt wurde. Fehlende Rechtsgrundlage: „Ich würde mir wünschen, dass das Bildungsministerium die Maskenpflicht auch im Unterricht verbindlich vorschreibt“, sagt Petra Jünnemann, Abteilungsleiterin der Landesberufsschule für Dachdecker in Lübeck-Blankensee. Dies sei derzeit nicht so, doch in Blankensee, wo 450 Berufsschüler zum Unterricht kommen, werde es trotzdem bereits so praktiziert. „Das klappt gut.“ Sie wolle so viel Sicherheit wie möglich, erklärt die Studiendirektorin. Die Schüler seien einverstanden. Und von den Betrieben gebe es Zuspruch. „Die wollen auch, dass ihre Mitarbeiter gesund bleiben.“ Rechtlich könne sie sich nur auf das Hausrecht berufen, so Jünnemann. Sie sehe jedoch für die Berufsschule eine besondere Verantwortung, da sie als Schnittstelle nicht nur die Familien der Schüler, sondern auch die Ausbildungsbetriebe berühre. „Ich sehe das genauso“, bekennt Carsten Ingwertsen-Martensen, Leiter der Beruflichen Schule des Kreises Ostholstein in Eutin. Abweichend von den Vorgaben des Landes praktiziere auch seine Einrichtung mit 150 Lehrern und 2900 Schülern die Maskenpflicht im Unterricht für diejenigen, die in der dualen Ausbildung, also auch in einem Betrieb seien. „Das sind knapp 2000.“ Auch er vermisst eine ausdrückliche Rechtsgrundlage, um dies anordnen zu können. „Sagen wir, es herrscht bei uns darüber ein großer Konsens.“ Ansteckungsrisiko minimieren: Anderswo, etwa bei der Beruflichen Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe, geht man diesen Schritt nicht. „Es wäre vielleicht ratsam, aber wir können keinen zwingen“, begründet der stellvertretende Schulleiter Micha Garber. „Wir halten uns an die Vorgabe des Ministeriums.“ Torsten Hüls, Vorsitzender des Landeselternbeirates, kann das verstehen. Er gehe davon aus, dass die Schulen ihr Möglichstes tun. Ob Maske oder nicht, das müsse von Fall zu Fall entschieden werden. „Wer ein T-Eisen herunterfeilen soll, hält das mit Maske vielleicht zehn Minuten durch, länger nicht.“ Und auch Eckhard Saß, Obermeister der Innung Sanitär, Heizung, Klempner, Klima in Lübeck, ist skeptisch. Seine Angestellten seien täglich in mehreren Privathaushalten tätig. „Da kann man sich auch infizieren.“ Dennoch, meint Can Özren von der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, sei es im Interesse der Unternehmen, das Ansteckungsrisiko so weit wie möglich zu minimieren. „Über die Maskenpflicht im Unterricht sollte man nachdenken.“ Ministerium sieht keinen Bedarf: Das Kieler Bildungsministerium indes sieht sich nicht in der Pflicht. Die Anordnung einer generellen Maskenpflicht für Berufsschulen scheine aufgrund des Infektionsgeschehens „derzeit nicht geboten“, teilt Sprecher David Ermes mit. Im übrigen dürften „selbstverständlich Schülerinnen und Schülern jederzeit eine Maske tragen, auch wenn die Coronaverordnung das nicht verpflichtend vorsieht“. Lesen Sie auch Corona: Wie Förderzentren mit den Regeln umgehen Maskenpflicht an Schulen in SH: 350 Kindern drohen Konsequenzen Landtagssitzung in Kiel: SPD übt scharfe Kritik an Priens Corona-Kurs Von Marcus Stöcklin