Lübeck: Infozettel zu Stolpersteinen zerschlitzt, Polizei ermittelt

Am 9. November, dem Gedenktag an die Pogromnacht von 1938, hatten Mitglieder der Lübecker Bürgerschaft in einer symbolischen Geste Stolpersteine geputzt, um ihr Mitgefühl mit den im „Dritten Reich“ ermordeten Opfern auszudrücken und an die Geschehnisse von damals zu erinnern. In Folie eingeschweißte Zettel erinnerten seit einigen Tagen zudem an das Schicksal einzelner kommunistischer Opfer. Unterzeichner ist die „Basisgruppe Antifaschismus Lübeck der Interventionistischen Linken Lübeck“. Diese wurden jetzt offenbar mit einem Messer aufgeschlitzt. Polizei ermittelt „von Amts wegen“: Wer dafür verantwortlich ist, ist noch unbekannt. Zwar wurde bei der Lübecker Polizei bis Montag keine Anzeige erstattet, doch nachdem die Beamten davon erfuhren, nahm das Kommissariat 5 laut Polizeisprecher Dierk Dürbrook „von Amts wegen“ die Ermittlungen wegen des Verdachts einer Sachbeschädigung auf. „Tat zeigt, wie wichtig solche Aktionen sind“: „Der Geist von damals scheint in der Gesellschaft noch lebendig zu sein“, kommentiert das Jörn Puhle von der Lübecker SPD-Fraktion, der an der Putzaktion beteiligt war. „Die Tat zeigt, wie wichtig es ist, solche Aktionen wie das Stolperstein-Putzen zu machen, und dass man das noch intensivieren müsste.“ „Das Gedenken wird zerstört“: Sophia Schiebe (SPD), ebenfalls an der Putzaktion beteiligt, findet die Tat „sehr bestürzend“. Schließlich gehe es um die Erinnerung an Menschen, die damals „mit dem Leben bezahlt“ hätten. Das Gedenken werde „im wörtlichen Sinne zerstört“. Es gebe offensichtlich Menschen, die das Erinnern nicht mehr wollten, lieber einen Schlussstrich ziehen würden. Genau das dürfe nicht passieren. Gemeinsame Erklärung zur Putzaktion: In einer gemeinsamen Erklärung zur Putzaktion verwiesen die beteiligten Parteien darauf, dass auch in Lübeck 1938 „organisierte, gewalttätige Nazitrupps und vom rechten Hass und Antisemitismus verblendete Menschen ungehindert durch die Straßen gezogen“ seien. Weiter heißt es: „In Lübeck wurden fast alle Geschäfte jüdischer Bürger geplündert und zerstört, die Synagoge nur wegen der angrenzenden Häuser nicht angezündet, das Gotteshaus jedoch auch geplündert und verwüstet.“ Lesen Sie auch: Freispruch oder Haftstrafe? Hat die Ex-Freundin den Räuber angestiftet? Lübeck: Autofahrer erfasst Scooter-Fahrer und ergreift die Flucht B75 in Lübeck: Dienstagabend wieder freie Fahrt aus Richtung Travemünde Von Marcus Stöcklin