Lübeck: Schwere Suche nach Corona-Selbsttests im Handel

Mittwochmorgen vor einer Filiale der Drogeriekette Rossmann in Lübeck. Viele hatten gehofft, dass die angekündigten Selbsttests bereits dort zu haben sein würden. Doch ein Schild vor dem Eingang verkündet: „Leider sind unsere Corona-Selbsttests noch nicht verfügbar“. Die Verkäuferin im Laden zuckt die Achseln. Frühestens Ende der Woche sei mit der Lieferung zu rechnen. Beim Drogeriemarkt dm erklärt eine Mitarbeiterin, die Selbsttests kämen voraussichtlich erst nächste Woche. Bloß ein Lockmittel für Kunden? „Das war doch groß angekündigt“, sagt Kunde Marvin Jürgens (29) verwundert. „Nun sind immer noch keine Tests da.“ Und wenn doch, seien sie sicher gleich ausverkauft wie schon bei Aldi. Er vermutet: „Die wollen damit bloß Kunden anlocken.“ An sich hätte er gerne solche Tests, sagt der gelernte Koch. „Auf jeden Fall. Beim Arzt wartet man ja doch länger.“ Carmen Rumohr (79) hat im Drogeriemarkt extra nachgefragt. „Die haben gesagt, wenn sie nichts geliefert kriegen, können sie nichts ausgeben.“ Sie zuckt die Achseln. „Nützt ja nix. Eigentlich habe ich damit gerechnet.“ So einen Test zu Hause für alle Fälle verfügbar zu haben, fände sie gut. „Bei der Kosmetik-Behandlung zum Beispiel braucht man einen.“ Freier Verkauf keine gute Idee? Es sei ohnehin „nicht okay, dass es so etwas jetzt im Laden gibt“, findet Sarah Kuchel (20). Die Auszubildende zur Sozialpädagogischen Assistentin vermutet, dass viele den Tests falsch anwenden könnten. „Und das Ergebnis ist ja sowieso nicht zu hundert Prozent verlässlich.“ Sie habe deshalb auch nicht vor, einen Selbsttest zu kaufen. „Im Endeffekt ist es Quatsch“, urteilt auch Ingo Nickel (73). Er würde keinen Selbsttest machen, sagt er. „Das ist zu ungenau.“ Auf die Geschäfte zu warten, sei auch müßig. „Nachher kann man sie im Internet kaufen. Das kontrolliert doch keiner.“ In der Apotheke fündig geworden: Cevina Hildebrandt (24, Bäckereifachverkäuferin) würde dagegen gerne einen Selbsttest haben. „Wenn es sie gäbe, sollte man sie nutzen, das wäre besser für alle.“ Hans-Jürgen Schwarz (64) würde wegen des Sicherheitsgefühls auch gerne einen Selbsttest machen. „Aber die Ware kommt ja nicht ran“, stellt der Gärtner fest. Sie habe am Vortag einen Selbsttest in einer Apotheke bekommen, erzählt Maren Roth (55). Die Dozentin verspricht sich von einem negativen Test ein höheres Sicherheitsgefühl, „Zum Beispiel, wenn man ältere Verwandte besucht“. Doch auch nicht alle Apotheken können die Tests anbieten. Bei Anne Zerbst (33) in der Adler-Apotheke in der Lübecker Innenstadt gibt es welche. „Seit Dienstagnachmittag“, sagt die Apothekerin. Die Nachfrage sei groß. Lesen Sie auch Corona in Schleswig-Holstein und Lübeck: Aktuelle Zahlen am 10.03.2021 Corona-Selbsttest: Eintrittskarte für Stadion und Restaurant? Rossmann, dm, Rewe, Aldi: Wann kommen neue Corona-Selbsttests in SH? Zulassung problematisch: Nachfrage hat auch Niclas Schacht (37) von der Apotheke am Kaufhof. Bloß: „Die Tests, die wir bestellt haben, sind möglicherweise nicht zugelassen.“ Zwar habe der Importeur die Ware als Selbsttest geliefert, aber auf der Packung des chinesischen Produkts stehe der Hinweis „nur für den professionellen Gebrauch“. Es handele sich um eigentlich einfach zu handhabende Spucktests. „Aber das müssen wir erst noch klären.“ Startschwierigkeiten, wie es sie auch beim Maskenverkauf gegeben habe, meint Schacht. „So etwas wird von der Politik einfach angekündigt – aber wenn wir es umsetzen wollen, merken wir, dass es nicht so einfach geht.“ Er schüttelt den Kopf. Auch was die ab April angeblich möglichen Impftermine beim Hausarzt angehe sei er skeptisch. „Vorher müsste erst einmal der Impfstoff da sein.“ Die Selbsttests will Schacht möglichst ab kommender Woche anbieten. „Das haben wir uns als Ziel gesetzt.“ Von Marcus Stöcklin